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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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März schüttelte den Kopf, und das Bedauern in ihrem Blick war eindeutig gespielt. »Tut mir leid, das geht nicht. Zum einen verbieten das die datenschutzrechtlichen Vorschriften, und zum anderen …«, sie grinste schelmisch, »… zum anderen, selbst wenn ich für Sie eine Ausnahme machen würde, was ich, selbst beim besten Willen bei klinikexternen Kollegen einfach nicht darf, sind Sie nicht mit unserem Informationssystem vertraut.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Ellen, obwohl sie bereits ahnte, was nun kommen würde.
    Das Grinsen von Dr. Anna März verwandelte sich in ein süffisantes Lächeln. »Wer weiß, vielleicht ist die Ursache für Ihren Systemausfall gar kein Softwareproblem, sondern inkompetente Handhabung?«
    Nun stand der Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Dieses gekränkte Weibsbild revanchierte sich mit all der ihr zur Verfügung stehenden Boshaftigkeit, und Ellen konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Zwar hätte sie die Dringlichkeit des Falles unterstreichen können, indem sie ihr von der möglichen Entführung der Patientin erzählte, aber gleichzeitig hätte sie ihr damit auch die nötige Vorlage für einen nächsten Seitenhieb in der Art von Vernachlässigung der Aufsichtspflicht auf dem Silbertablett präsentiert. Und solange Ellen nicht hieb- und stichfest beweisen konnte, dass es sich bei dem Verschwinden der Frau um ein Verbrechen handelte, wollte sie sich nicht weiter von dieser Zicke vorführen lassen.

    Ellen setzte noch einmal an, um die Dringlichkeit ihres Anliegens zu betonen, als die Eingangstür der Notaufnahme aufgestoßen wurde. Eine Frau mit kreidebleichem Gesicht platzte zur Tür herein.
    Sie zeigte auf einen Caravan, der vor dem Eingang stand, und hielt mit der anderen Hand einen durchsichtigen Plastikbeutel hoch. Ellen sah darin etwas Blutverklebtes, das wie Hobel- und Sägespäne aussah. Dazwischen lagen die Kuppen von drei Fingern.
    »Mein Mann«, keuchte die Frau und schien völlig außer sich. »Kreissäge. Unfall. Draußen im Auto.«
    Kaum hatte sie die Worte herausgepresst, als ein Mann in grüner Latzhose die Beifahrertür des Caravans öffnete. Er stieg aus und hielt dabei seine Hand, zu der die Finger in der Tüte gehörten. Ellen sah kaum Blut an den Stummeln.
    Er steht noch unter Schock.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Frau Kollegin«, sagte Dr. März mit übertriebener Freundlichkeit. »Wir melden uns bei Ihnen. Zu gegebener Zeit.«
    Dann eilte sie zusammen mit Schwester Lucia davon, um den Verletzten in Empfang zu nehmen.
    »Kann man die wieder dranmachen?« Die Frau hielt Ellen den Plastikbeutel mit den Fingerkuppen ihres Gatten vors Gesicht. Ellen sah daran vorbei und beobachtete durch die Glastür, wie Dr. März und die Schwester den Verletzten in ihre Mitte nahmen und zum Eingang führten.
    Sie konnte diese Chance jetzt nutzen, doch dazu musste sie ein ziemliches Risiko eingehen. Ein Risiko, das ihr nicht nur ein Disziplinarverfahren einbringen, sondern sie schlimmstenfalls den Job kosten konnte.

    Doch da war dieses Bild der misshandelten, vollkommen verängstigten Frau, das sie nicht mehr aus dem Kopf bekam. Da war das Versprechen, das sie Chris gegeben hatte. Und da war die tote Margitta Stein.
    »Die kann man doch wieder dranmachen, oder?«
    »Vielleicht«, meinte Ellen und sah sich noch einmal nach Dr. März um, die nur noch zwei Schritte von der Eingangstür entfernt war. Dann huschte sie durch die Flügeltür.
     
    »So, jetzt werden wir ein Röntgenbild machen«, hörte sie eine Männerstimme sagen. »Dann kannst du dir mal ansehen, wie der Knochen in deinem Fuß aussieht.«
    Sie spähte in den zweiten Behandlungsraum und sah einen Arzt, der mit dem Rücken zu ihr vor dem türkischen Jungen stand. Als sie sicher sein konnte, dass die beiden abgelenkt waren, lief sie weiter zum Arztzimmer von Anna März.
    Die Tür stand offen. Ellen sah sich noch einmal nach beiden Seiten um, dann huschte sie hinein und schloss lautlos die Tür.
    Das Arztzimmer war um einiges größer als ihr eigenes, und es war erfüllt von Anna März’ blumigem Parfüm. Ellen setzte sich an den Schreibtisch, auf dem sich unzählige Aktenmappen und Formulare stapelten. Der Computermonitor zeigte einen Bildschirmschoner mit fliegenden Toastern.
    Ihr blieb nicht viel Zeit. Entweder sie hatte Glück und der Computer war nicht mit einem Kennwort geschützt, oder aber …
    Dann machst du, dass du wegkommst, und versuchst es bei diesem kinderfreundlichen

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