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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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den Wartebereich begeben, »gleich dort drüben, sehen Sie?«. Es dauerte zwar noch ein oder zwei Minuten, ehe ihre Bitte erhört wurde, aber dann war das Pult frei, und Ellen konnte endlich ihr Anliegen vortragen.
    »Ich bin leider nicht befugt, Ihnen Zugang zu unseren Patientenakten zu gewähren«, sagte die Schwester. Im Gegensatz zum Pflegepersonal der Waldklinik war ihr vollständiger Name auf dem Schild an ihrem Kittel angegeben: Lucia Hagmeyer. »Hat denn dem Überweisungsformular kein Arztbericht beigelegen?«
    Ellen vermied es, die verschwundene Akte zu erwähnen, der außer der kurzen Zusammenfassung von Chris keine weiteren Formulare beigefügt gewesen waren. Sie gab an, es hätte ein klinikinternes Softwareproblem gegeben.
    Klinikinternes Softwareproblem ist immer gut, dachte sie. Wenn etwas schiefläuft, schieb es auf die Computer, dafür hat jeder Verständnis. Und aus ihrem mitfühlenden Nicken zu schließen, waren auch bei Lucia Hagmeyer klinikinterne Softwareprobleme keine Seltenheit.

    »Ich werde mit der Stationsärztin sprechen, sobald sie mit der Behandlung fertig ist. Nehmen Sie doch bitte kurz im Wartebereich Platz. Gleich dort drüben, sehen Sie?«
    Natürlich sah Ellen die Tür. Sie sah aber auch die Uhr darüber, die ihr signalisierte, dass Wartebereiche hinsichtlich des Zeitverständnisses des Personals ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten hatten. Kurz Platz nehmen konnte unter Umständen mehrere Stunden für sich in Anspruch nehmen. Und sie hatte keine Zeit. Vor allem hatte die unbekannte Frau keine Zeit – nicht, wenn sie tatsächlich entführt worden war.
    Also betonte Ellen nochmals die Dringlichkeit ihres Anliegens, woraufhin Lucia Hagmeyer mit einem »Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann« ein GLEICH-ZURÜCK-Schild an ihrem Platz aufstellte und im Gang hinter dem Schalter verschwand.
    Kurz darauf kam sie in Begleitung einer hochgewachsenen Blondine zurück. Etwas an der Art, wie die blonde Frau sie anlächelte, gefiel Ellen nicht, und als sie das Namensschild der Ärztin erkennen konnte, wusste sie auch, was ihr an diesem Lächeln missfiel. Vor ihr stand Frau Dr. Anna März.
    »Soso«, sagte Dr. März und streifte sich mit einer übertrieben abfälligen Geste die Latexhandschuhe ab. »Sie sind also Kollegin Roth.«
    Auch wenn Ellen sich wegen ihrer Reaktion auf den Vorfall mit dem dehydrierten Herrn Brenner keine Sekunde im Unrecht gefühlt hatte – und sie fühlte sich auch jetzt noch im Recht -, war ihr dennoch klar, dass sie mit dem Wörtchen inkompetent nicht nur in ein Fettnäpfchen getreten war, sondern nun bis zum Hals darin stand.

    Trotzdem versuchte sie, die angespannte Atmosphäre zu entschärfen, erklärte sachlich und unter erneuter Zuhilfenahme des Prügelknaben namens EDV ihr Anliegen und bat freundlichst um Dr. Anna März’ kollegiale Hilfe. Diese Freundlichkeit kostete Ellen alle nur erdenkliche Mühe. Ihre Kollegin sonnte sich sichtlich in ihrem Vorteil und sah aufgrund ihrer Körpergröße mit gönnerhaftem Nicken auf Ellen herab.
    Als Ellen ihr Anliegen vorgebracht hatte, schien Anna März für ein paar Sekunden angestrengt nachzudenken. Dann folgte die Antwort, die Ellen bereits befürchtet hatte: »Es tut mir außerordentlich leid, Frau Dr. Roth, aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie mir den Namen der Patientin nicht nennen können. Sind Ihnen denn die Namen Ihrer Patienten nicht bekannt?«
    »In diesem besonderen Fall nicht. Deshalb wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie einen Blick in Ihre Patientendatei werfen könnten. Die Frau ist um die dreißig, hat in etwa meine Größe und ist dunkelhaarig. Sie weist starke Misshandlungsspuren an Gesicht und Körper auf.«
    Wieder schien Anna März zu überlegen. »Können Sie mir sagen, wann diese Frau bei uns behandelt worden sein soll?«
    »Die Tageszeit weiß ich nicht, aber es war am Freitag.«
    Sie glaubte, ein kurzes Blitzen in Dr. März’ Augen zu sehen. Treffer!
    Doch die Ärztin blieb weiterhin stur. »Tja, da müsste ich nachschauen, aber im Moment habe ich leider zu viel zu tun. Natürlich werde ich das später gern für Sie prüfen. Sie können ja hier warten oder noch einmal wiederkommen.«
    Ellen spürte Wut in sich aufsteigen, wie Lava in einem
Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. »Ich bitte Sie nochmals um Ihre Mithilfe, Frau Kollegin. Mir ist klar, dass Sie viel um die Ohren haben, aber vielleicht besteht ja die Möglichkeit, mir Zugang zu Ihrer Datei zu geben?«
    Anna

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