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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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da nicht doch möglich, dass Maler oder sonst ein Spaßvogel …«
    »Mir langt’s, ich hab genug, Mark. Schönen Dank auch für deine Hilfe.«
    »Ellen, bitte, niemand verschwindet einfach so von dieser Station. Ich meine …«
    »Vergiss es, Mark. Ich weiß jetzt, wie du von mir denkst, das musst du nicht noch genauer sagen.«
    »Schon gut, schon gut. Ich muss sowieso längst zum Dienst.« Mark seufzte und ging zur Tür. »Ist nicht einfach, diese ganze Sache zu glauben, Ellen. Vielleicht versetzt du dich ja mal bei Gelegenheit in meine Lage.«
    »Und wie verhält es sich umgekehrt?«
    Mark senkte kurz den Blick und schien zu überlegen, ehe er fragte: »Nimmst du eigentlich irgendetwas? Gegen die Anspannung, meine ich.«
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«

    »Tun wir doch alle, hin und wieder.«
    »Wolltest du nicht zu deinem Dienst?«
    Mit einem Schulterzucken verschwand er aus ihrem Büro.
    Für eine oder zwei Sekunden glaubte Ellen, sie würde in Tränen ausbrechen, aber dann nahm sie sich zusammen.
    Heulen bringt nichts. Versuch es lieber mit Nachdenken.
    Langsam drehte sie sich mit ihrem Stuhl im Kreis und rief sich das Gespräch mit der namenlosen Frau ins Gedächtnis zurück.
    Lange, strähnige Haare, zeigte die Leinwand vor ihrem geistigen Auge. Maler hatte sich mit Sicherheit keine Perücke aufgesetzt, dafür war er nicht clever genug. Und selbst wenn, die Frau hatte völlig anders ausgesehen. Sie hatte … Moment mal!
    Aus dem Augenwinkel hatte Ellen etwas entdeckt, von dem nun ihr Wahrnehmungssinn meldete, dass es wichtig sein könnte. Sie drehte sich mit dem Stuhl ein wenig zurück – und sah es wieder.
    Vorhin, als sie vor Wut und Aufregung nur so geschäumt hatte – Stress, das war Stress, beste Ellen; auch Wut ist ein Stresszustand! -, war ihr dieses kleine Detail entgangen. Nun aber schrie es sie regelrecht an.
    Langsam und beinahe so, als könne sich dieses Detail jeden Augenblick wieder verflüchtigen, wenn sie sich zu schnell bewegte, erhob sie sich aus ihrem Stuhl und ging auf den Aktenschrank zu.
    Warum war er vorhin nicht verschlossen gewesen? Das ist Vorschrift, und du hältst dich doch immer an die Vorschriften.
    Diese Frage kam ihr erst jetzt in den Sinn, da ihr die
Antwort darauf vor Augen stand. Ihr Finger hinterließ eine feine Spur aus kaltem Schweiß, als sie den Kratzer auf der grauen Lackschicht des Metalls entlangfuhr. Der Kratzer befand sich unmittelbar neben der Stelle, an welcher der Riegel des Schlosses die Schublade von innen blockierte. Jemand hatte dort mit einem schmalen länglichen Gegenstand herumgestochert, bis es ihm oder ihr gelungen war, den Riegel zu öffnen. Als sei sie erst jetzt wieder die vollkommene Herrin ihrer Wahrnehmung, sah Ellen den Brieföffner, der auf dem Aktenschrank neben einer Ausgabe des Pschyrembel und der Roten Liste lag.
    »Du bist eingebrochen und hast die Akte mitgenommen«, murmelte Ellen vor sich hin, ohne zu wissen, wen sie damit meinte.
    Die Frau ohne Namen? Wäre sie wirklich das Risiko eingegangen, einen nichtssagenden Anmeldebogen mitgehen zu lassen und dabei vielleicht entdeckt zu werden, während sie nach einer Möglichkeit gesucht hatte, die Station so unauffällig wie nur möglich zu verlassen? Hätten dazu nicht Insiderwissen und ein klarer Verstand jenseits aller Beeinträchtigung durch Angst und Schock gehört?
    Nein, jemand, der sich nachmittags noch mit einem Trauma in der Toilettenkabine versteckt und das Lied vom Schwarzen Mann vor sich hin gesungen hatte, war zu so etwas nicht in der Lage.
    Aber wer dann?
    Vielleicht der Schwarze Mann selbst?
    Ellen schauderte. Was, wenn der Kerl herausgefunden hatte, wo sie sich aufhielt? Unmöglich war das nicht. Es gab nicht viele Orte, an die man eine Frau in dieser Verfassung bringen würde, sobald sie irgendwo in der Öffentlichkeit
auffiel. Dass sie aufgefallen sein musste, war schließlich nicht schwer zu erraten.
    »Ja, du hast dich durchgefragt und sie gefunden«, murmelte Ellen. »Vielleicht hast du dich als besorgter Angehöriger ausgegeben, der du wahrscheinlich auch bist. Nur ist deine Besorgnis von anderer Art. Du wolltest nicht belastet werden.«
    Das war auch eine Erklärung, weshalb es gleich drei Fehlalarme in dieser Nacht gegeben hatte. Er hatte es nicht auf Anhieb geschafft, die Tür aufzubekommen, aber mit ein wenig technischem Wissen und Fingerspitzengefühl war es ihm dann schließlich doch geglückt.
    Falls es tatsächlich so gewesen war, stellte sich die

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