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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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verschwunden.
    Der Kleinbus reihte sich ungerührt hinter dem Mercedes ein und war somit knapp hinter Ellen. All das hätte sie vielleicht noch als einen typischen Vorfall im Feierabendverkehr deuten können, wenn Leute, die nach einem harten Tag nur noch nach Hause wollten, die Geduld verloren und die waghalsigsten Manöver dafür in Kauf nahmen – aber als sie zum zweiten Mal in eine Seitenstraße abbog und der Kleinbus weiter dicht hinter ihr blieb, war ihr endgültig klar, dass er tatsächlich auf sie gelauert hatte. Ihre Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass die Knöchel ihrer Finger weiß hervortraten. Sie sah kurz in den Rückspiegel und überlegte hektisch, wie sie ihren Verfolger abschütteln konnte.
    Bald schon wusste Ellen nicht mehr, wo sie sich befand. In diesem Viertel war sie noch nie gewesen. Schmucke Einfamilienhäuser, von denen eines wie das andere aussah, reihten sich aneinander. Die gepflegten Vorgärten wurden durch Jägerzäune voneinander getrennt, hinter denen mal eine Hundehütte, mal eine Wäschespinne oder eine Kinderrutsche standen. Eine herrlich ruhige Wohngegend für junge Familien, die mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf dreißig Stundenkilometer versehen war.
    Ellen jagte mit fast siebzig Sachen durch die langgezogene Straße, den orangefarbenen VW-Bus dicht hinter sich, und hoffte inständig, dass ihr niemand vor die Motorhaube lief. Der Kleinbus fuhr immer dichter auf, rammte sie fast, und Ellen riss in letzter Sekunde das Lenkrad herum.
Ihr kleiner Sportwagen schlitterte in eine Seitenstraße, die zu Ellens Entsetzen noch enger war als die vorherige. Mit dem Heck rammte sie einen Laternenmast, der sie davor bewahrte, durch einen der Jägerzäune zu brechen.
    Sie trat aufs Gas und sah im Rückspiegel den VW, der über die Abzweigung hinausgeschossen war. Er setzte zurück und folgte ihr, doch der Abstand zwischen ihnen hatte sich vergrößert.
    Ellen blieb jedoch kaum Zeit für ein Aufatmen, denn als sie wieder nach vorn sah, blieb ihr beinahe das Herz stehen.
    Kurz bevor die kleine Seitenstraße in eine Querstraße mündete, stand ein Lieferwagen mit offenen Hecktüren, aus dem zwei Männer eine Doppelbettmatratze heraushievten. Die Matratze zwischen sich haltend, starrten sie wie versteinert in Ellens Richtung. Ellen blieben nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie trat auf die Bremse, oder …
    Der Motor ihres Zweisitzers protestierte laut, als sie mit Vollgas an den beiden Männern vorbeischoss. Aus dem Augenwinkel sah sie die beiden wie in einer Slapstick-Nummer auseinanderspringen, ehe sie mit quietschenden Reifen um die Ecke bog und weiterraste. Erst als sie die Hauptstraße wieder erreicht hatte, wagte sie einen Blick in den Rückspiegel. Der Kleinbus war verschwunden.
    Ellen reihte sich in den Nachmittagsverkehr ein. Sie zitterte und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Am liebsten hätte sie einfach angehalten und gewartet, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, aber das traute sie sich nicht. Stattdessen sah sie zu, dass sie so schnell wie irgend möglich die Waldklinik erreichte.

    Gerade als sie durch die Pforte fuhr, meldete sich ihr Handy.
    »Hallo? Chris?«
    Doch es war nicht Chris.
    »Alle Achtung, aber wir sind noch nicht miteinander fertig!«
    Die Stimme am anderen Ende ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie klang verzerrt, als würde kein Mensch, sondern irgendeine Maschine mit ihr sprechen. Dennoch war sich Ellen sicher, dass sie es mit einem Mann zu tun hatte.
    Ellen bremste neben der Laderampe des Versorgungszentrums. Ihr Herz raste.
    »Verdammt noch mal, was wollen Sie von mir?«, schrie sie in das Telefon. »Woher haben Sie überhaupt diese Nummer?«
    »Eins nach dem anderen«, sagte die Maschinenstimme und stieß ein verzerrtes Kichern aus. »War doch ein ziemlicher Spaß gerade, oder nicht?«
    »Ich habe mir Ihr Kennzeichen gemerkt«, log Ellen. »Das gibt eine Anzeige, die sich gewaschen hat.«
    »Ach ja?« Der Anrufer klang nur wenig beeindruckt. »Willst du denn gar nicht wissen, was aus deiner Patientin geworden ist?«
    Ellen erschauderte. »Wer sind Sie?«
    »Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann«, sang die Maschinenstimme. »Schon vergessen?«
    »Was … was haben Sie mit ihr gemacht?«
    Ein verzerrtes Seufzen, dann: »Das ist nicht so einfach zu erklären. Wir sollten uns persönlich darüber unterhalten, meinst du nicht?«

    Für einen Augenblick hielt Ellen das Telefon von sich, als sei es ein kleines, aber

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