Trigger - Dorn, W: Trigger
glaubst es selbst, mein Lieber. Das ist der Trick!
»Nach dem Vorfall von heute Morgen und der Sache mit Fleischer, mit der ich wohlgemerkt nichts zu tun habe, wollte ich nach dir sehen.«
»Nach mir sehen, aber klar doch. Dazu gehört dann wohl auch, mich im Wald zu verprügeln und mir seltsame Nachrichten in meiner Wohnung zu hinterlassen?«
Er sah sie mit großen Augen an. »Dich verprügeln?«
»Sag nur nicht, du hast unsere nette kleine Reiternummer schon vergessen.«
»Ich soll was?«
»Was hast du mit dieser Frau zu tun?«
»Himmelherrgott, Ellen, von welcher Frau redest du?«
»Von der verschwundenen Patientin!«, schrie sie ihn an. Eine Frau, die etwa fünfzig Meter von ihnen entfernt aus dem Auto stieg, sah sie konsterniert an. »Das müsstest du doch am besten wissen.«
»Langsam.« Mark hob die Hände zu einer beschwichtigenden Geste. »Jetzt mal ganz langsam. Ja, ich war in deiner Wohnung. Petra Wagner hat mir geöffnet, nachdem niemand auf mein Klingeln reagierte und ich hinter der Tür ein Geräusch gehört hatte. Ich dachte, dir sei etwas passiert, weil du …«
»Petra hat mir das alles schon erzählt.«
»Gut, dann hat sie dir sicher auch gesagt, dass ich keine halbe Minute in deiner Wohnung war.«
Eben gerade so lange, wie man braucht, um einen Schlüssel auf den Tisch zu legen.
»Ich will jetzt die Wahrheit von dir hören, Mark. Ich habe dieses Spiel satt. Was wolltest du im Wald von mir?«
»Ich bin zum Jogging-Pfad gefahren, weil ich dachte, du wärst beim Laufen. Ich wollte mit dir reden. Also habe ich bei deinem Wagen auf dich gewartet. Aber du warst zu lange weg, und ich musste wieder zurück zur Arbeit.«
»Sicher doch. Also bist du wieder zur Klinik gefahren.«
»Genau.«
Ellen stieß ein bitteres Lachen aus. »Wahrscheinlich war der Schwarze Mann in meiner Wohnung, und als Petra dich hineingelassen hat, hat er sich einfach so in Luft aufgelöst. Und selbstverständlich bist du nur aus purer Sorge um mich zum Waldparkplatz gefahren. Und selbstverständlich
warst du auch nicht im Wald, sondern nur auf dem Parkplatz.«
»In deiner Wohnung war niemand.« Nun klang auch Mark gereizt. »Und ja, ich bin aus Sorge um dich zum Waldparkplatz gefahren. Und natürlich war ich nicht im Wald.«
»Warum hörst du nicht endlich auf, mich zu verarschen, Mark?«
»Kannst du mir verraten, was das jetzt werden soll?« Kopfschüttelnd hob er seinen Schlüsselbund vom Boden auf. »Wirst du jetzt wirklich paranoid?«
»Ganz sicher nicht. Dafür habe ich ein paar sehr überzeugende Argumente, die sich in den nächsten Tagen tiefblau bis schwarz färben dürften.« Sie spürte, wie sie vor Aufregung bebte. »Also los, spuck’s aus. Warum tust du das?«
Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Etwas weiter weg mähten zwei Patienten in Overalls der klinikeigenen Gärtnerei den Rasen vor dem Pathologiegebäude. Ein Assistenzarzt, den Ellen erst ein- oder zweimal in der Kantine gesehen hatte, kam an ihnen vorbei, grüßte schüchtern, stieg in seinen alten Audi und fuhr davon.
»Ich sage das jetzt nicht gern«, brach Mark schließlich das Schweigen, »aber kann es sein, dass mit dir tatsächlich irgendetwas nicht stimmt?«
Ellen spürte Zorn und Panik in sich aufsteigen. Er würde ihr nichts sagen. Er würde sie wie eine Verrückte dastehen lassen und weiterhin sein Spiel mit ihr spielen, ganz gleich, was er damit bezweckte. Sie hatte nichts, aber auch gar nichts gegen ihn in der Hand. Ja, sie hatte ihn im Wald gesehen, aber wer würde ihr das schon glauben? Hier stand Aussage gegen Aussage.
Ohne nachzudenken, riss sie das Spray aus der Jackentasche und hielt ihm die Dose vors Gesicht.
»Ich will jetzt und hier von dir wissen, warum du mich im Wald zusammenschlägst, warum du mir irgendwelche Schlüssel in die Wohnung legst und wer die Frau und das Mädchen waren. Was hast du mit dieser Patientin zu tun? Warum entführst du sie?«
Falls Mark nun wirklich beunruhigt war – sicherlich war er das, als Arzt musste er schließlich wissen, wie jemand aussah, der Pfefferspray ins Gesicht bekommen hatte -, verstand er es bestens, dies zu verbergen.
»Wenn du dich jetzt nur sehen könntest.« Ellen hörte Verachtung in seiner Stimme. »Glaubst du wirklich, ich will dich fertigmachen? Denkst du ernsthaft, ich hätte den Vorfall dem Chef gemeldet?«
»Wenn nicht du, wer dann? Was ist mit dem Mann, der aus dem Wald auf den Parkplatz gelaufen ist, kurz bevor du weggefahren bist? Du hättest ihn
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