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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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dann wegfährt, nachdem der Kerl, der mir mein Ohr ausgeleckt und mich fast umgebracht hat, zufällig zur selben Zeit auf den Parkplatz gerannt ist. Klar war das ein Zufall. Genauso wie es zufällig donnert, nachdem es geblitzt hat.«
    Andererseits konnte es auch wirklich nur Zufall gewesen sein. Wie oft war sie ihm schon an den verschiedensten Orten begegnet, an denen sie ihn nie erwartet hätte. In der Bibliothek, in ihrem Lieblingscafé oder im Schwimmbad.
    Oder waren auch dies gar keine zufälligen Begegnungen gewesen? Hatte er sie dort etwa absichtlich getroffen? Vielleicht, weil er seinen Plan schon seit längerer Zeit vorbereitete – was auch immer dieser Plan bezwecken sollte.
    Sie zog sich an und ging in die Küche. Während sie sich
eine Tasse Tee zubereitete, beobachtete sie den Sekundenzeiger ihrer Küchenuhr. Noch eine Dreiviertelstunde, bis Mark Dienstschluss hatte.
    »Und dann wirst du mir Rede und Antwort stehen, Freundchen«, murmelte sie vor sich hin.
    Sie nippte an ihrem Tee, verbrühte sich leicht die Oberlippe, fluchte und setzte sich an den Tisch neben dem Sofa, der zugleich Ess- und Couchtisch war.
    Noch immer war ihr das Warum nicht klar. Warum, um alles in der Welt, tat Mark ihr das an? Was war mit der Frau, und wer war das kleine Mädchen in dem altmodischen Sommerkleid gewesen? Das ergab doch alles überhaupt keinen Sinn!
    Mark war ein netter und aufmerksamer Kollege, ein begnadeter Analytiker und … Moment mal!
    Erst jetzt fiel Ellen der kleine Gegenstand auf dem Couch-Esstisch auf, der auf einem von Chris’ Men’s Health -Magazinen lag. Und beinahe im selben Augenblick war ihre Angst wieder da.
    Wenn man lange genug mit einer Person unter einem Dach lebte, kannte man ihre Gewohnheiten ebenso gut wie das, was diese Person besaß, und selbstverständlich auch ihre Handschrift. Chris und sie lebten nun schon mehr als zwei Jahre zusammen. Für manch anderen mochte das nicht besonders viel Zeit sein, aber es war lange genug, um zu wissen, dass der kleine Schlüssel auf dem Magazin mit dem sportlich trainierten Coverboy und dem Titelthema Die besten Workouts! nicht Chris gehören konnte. Und Ellen gehörte der Schlüssel erst recht nicht.
    Chris hätte niemals einen Schlüssel in der Wohnung herumliegen
lassen. Er selbst bezeichnete sich als ordnungsliebend, wohingegen Ellen auch ab und zu den Begriff überpenibel gebrauchte. Das Erste, was er bei seinem Einzug an die Wand gehängt hatte, war ein Schlüsselbord gewesen, da er es abgrundtief hasste, wenn man die Schlüssel in Jacken- oder Hosentaschen oder auf irgendwelchen Ablagemöglichkeiten suchen musste. Was Schlüssel betraf, pflegte Chris einen dezent ausgeprägten Hang zur Zwanghaftigkeit an den Tag zu legen, während Ellen hingegen oft am Morgen in mehreren Taschen nach ihrem Autoschlüssel wühlen musste.
    Auch hätte Ellen nicht sagen können, zu was für einer Art Schloss dieser Schlüssel gehörte. Für ein gewöhnliches Türschloss war er definitiv zu klein.
    Doch letztlich war das alles nebensächlich. Entscheidend war das, was auf dem Schlüsselanhänger stand. Sie las die drei Worte auf der Fläche, auf der man sonst ein Wort wie Garage oder Wohnung oder Büro notierte. Drei Worte in einer krakeligen Schrift, die mit der von Chris so wenig gemein hatte wie altägyptische Hieroglyphen.
    Drei Worte, die sie erzittern ließen:
    Es geht los
    Ellen zweifelte nicht eine Sekunde daran, von wem dieser Schlüssel stammte. Es war auch nicht so schlimm, was er für eine Nachricht auf dem Anhänger hinterlassen hatte – im Gegensatz zu dem, was sie auf den Mitteilungen mancher Patienten gelesen hatte, fiel Es geht los zweifelsohne in die harmloseste Kategorie.
    Nein, wirklich schlimm, wirklich beängstigend war die
Tatsache, dass der Schlüssel hier auf diesem Tisch lag. Hier, in ihrem Zuhause!
    »Du bist hier gewesen!«
    Petra Wagner öffnete nach dem zweiten Läuten. Die Hausmeisterin des Wohnheims machte zuerst einen genervten Eindruck, aber als sie Ellen erkannte, wich dieser Blick einem Ausdruck der Besorgnis.
    »Hallo, Ellen, was ist denn mit Ihnen los? Sie sind ja leichenblass.«
    »Nichts«, wehrte Ellen ab, »es ist nur meine Migräne.«
    »Sind Sie wetterfühlig?«
    »Möglich. Ich bekomme die immer wieder mal.«
    »Puh«, machte die Hausmeisterin. »Ich dachte schon, Sie sind die Nächste, die es mit der Darmgrippe erwischt hat. Ich hab bis vor zehn Minuten bei dem Singer in der Toilette herumgefuhrwerkt. Vollkommen

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