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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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groß. Er sah aus wie ein dunkles Kissen, das jemand an den Rand der Terrasse neben einen der Büsche des Wohnheimgartens gelegt hatte. Vielleicht war es jemandem aus einem der oberen Stockwerke vom Balkon gefallen. Es kam nicht selten vor, dass ein plötzlicher Windstoß ein Kleidungsstück oder einen anderen leichten Gegenstand, der vielleicht zum Trocknen aufgehängt worden war, in den Garten hinunterwehte.
    Neugierig ging Ellen auf den Schatten zu. Als sie erkannte, was da im Dunkeln am Boden lag, stieß sie einen spitzen Schrei aus.
    Sie taumelte rückwärts und stieß gegen einen Gartentisch. Das Glas entglitt ihrer vor Schreck und Fassungslosigkeit
kraftlosen Hand und zersplitterte auf den Steinplatten.
    »Geht’s wieder besser?«
    Der Polizist, der sich als Rainer Wegert vorgestellt hatte, stand in der Küchentür und sah Ellen besorgt an.
    Sie nickte, und er schenkte ihr ein kurzes, aufmunterndes Lächeln. Wegert war ein wenig kleiner als sie. Auf den ersten Blick wirkte er etwas bullig und brachial, aber es hatte nur weniger Worte von ihm bedurft, um festzustellen, dass er ihr wesentlich sympathischer als dieser Kröger war, mit dem sie am vergangenen Nachmittag gesprochen hatte.
    Wegert hatte kurz nach ihrem Anruf bei ihr geklingelt, sich zunächst in Ruhe über den Vorfall informiert und war erst dann zu Ellens Fund auf die Terrasse gegangen. In der Zwischenzeit hatte sich Ellen in ihre winzige Küche begeben, die Kaffeemaschine befüllt und dann zugesehen, wie die schwarze Flüssigkeit in die Glaskanne troff. Als sie nun zwei Tassen für sich und den Polizisten eingoss, musste sie daran denken, dass Sigmunds Blut im Dunkel des Gartens ebenso schwarz ausgesehen hatte. Angewidert ließ sie ihre Tasse stehen.
    »Tut gut«, sagte Wegert, nachdem er einen Schluck genommen hatte. »War das Ihre Katze?«
    »Kater. Sigmund war ein Kater. Nein, er gehörte eigentlich zu niemandem, aber er kam in letzter Zeit immer wieder mal bei uns vorbei.«
    »Uns?«
    »Ja. Mein Freund und ich wohnen unter der Woche hier. Im Moment ist er allerdings im Urlaub.«

    »Ist zu beneiden, der Mann«, sagte Wegert und klang dabei ein wenig zweideutig. »Aber zurück zu dem Kater. Ist Ihnen etwas aufgefallen, ich meine, haben Sie irgendwas gehört?«
    Ellen schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe geschlafen.« Ich war auf einem Weizenfeld, dachte sie. Ich habe mit meinem verstorbenen Doktorvater geredet, während dieses Schwein dem armen Sigmund den Hals durchgeschnitten hat.
    »Tut mir wirklich leid«, sagte Wegert und sah sie mitfühlend an. »Welcher kranke Spinner kommt nur auf die Idee, ein hilfloses Tier einfach so abzumurksen? Meine Tochter hatte auch eine Katze. Allerdings nicht lange. Wir haben unmittelbar an der Hauptstraße gewohnt, wissen Sie. Man hängt an so einem Tier. Ist fast schon wie ein Familienmitglied. Trotzdem kann ich Ihnen das hier nicht ersparen.«
    Er legte einen durchsichtigen Plastikbeutel auf die Arbeitsplatte und zeigte auf das Steakmesser darin. Das Blut auf der Klinge war noch nicht getrocknet. »Sind Sie wirklich sicher, dass dies Ihr Messer ist?«
    Ellen nickte. Sie kannte die kleine Kerbe in der Klinge nur zu gut. Es war noch kein halbes Jahr her, als sie an einem freien Tag auf die Idee gekommen war, eine neue Deckenlampe im Schlafzimmer zu montieren. Aus Unachtsamkeit – die Chris später mit einem »Typisch Frau!« kommentierte – hatte sie vergessen, den Strom abzustellen. Beim Abisolieren der Kabel hatte sie einen ziemlich heftigen Stromschlag abbekommen, und in der dünnen Klinge des Steakmessers, das sie dazu verwendet hatte, war diese kleine, unverkennbare Kerbe zurückgeblieben.
    Wegert sah sie nachdenklich an. »Sie wissen, was das bedeutet?«

    »Ja.« Ellen spürte die Gänsehaut, die ihr über die Arme kroch. »Entweder hat der Kerl das Messer beim ersten Mal mitgehen lassen, oder … oder er war noch einmal hier.«
    »Es ist nur seltsam, dass ich keine Spuren eines Einbruchs finden konnte. Kann es sein, dass Sie mal einen Hausschlüssel verloren haben?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber ich werde gleich morgen früh das Schloss auswechseln lassen.«
    »Gute Idee. Man weiß ja nie.«
    Wegert stellte seine leere Tasse neben das Spülbecken und griff sich wieder den Plastikbeutel.
    »Ich will ehrlich mit Ihnen sein, Frau Roth.« Beiläufig deutete er auf den blauen Müllbeutel, den Ellen ihm gegeben hatte und in dem sich nun Sigmunds schlaffer Körper befand. »So etwas kommt leider

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