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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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ob sie dabei vor Schreck schrie oder nicht.
    Ihr Puls vollführte einen wahren Trommelwirbel, während sie, etwa einen Meter vom Bett entfernt, am Boden kniete und zusah, wie der einen Hand eine zweite folgte.
    Ellen schnellte hoch, sah sich nach etwas um, das ihr als Waffe dienen konnte. Etwas zum Zuschlagen oder Werfen. Das Einzige, was sie auf die Schnelle zu fassen bekam, war die Ausgabe des Neuen Testaments auf dem Tisch.
    »Kommen Sie da raus!«
    Sie zitterte am ganzen Leib. Vor nicht mal einer Minute war sie noch todmüde gewesen. Jetzt war ihr Verstand wieder glasklar.
    Sie holte mit dem Buch weit aus, um es gegebenenfalls nach der Person zu werfen. Ihr Atem ging schnell, und ihre Schläfen pochten, während ihre Gedanken mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs ein Dasgibtesdochnicht-Dasgibtesdochnicht-Dasgibtesdochnicht durch ihren Kopf schossen.
    Erst dann erkannte sie, wie klein die Hände waren, die sich unter dem Bett hervortasteten. Kurz darauf richtete sich ein Mädchen mit ein paar Staubmullen in den blonden Haaren vor ihr auf.
    »Du?« Ellen ließ den Arm mit dem Buch wieder sinken. »Was machst du denn hier?«
    Das Mädchen antwortete nicht, sondern sah sie mit schief gelegtem Kopf an, als überlege es, was als Nächstes zu tun sei. Wie gestern im Wald trug es noch immer das Sommerkleid mit den viel zu bunten Blumen. Der kleine
braune Fleck an seinem Mundwinkel verriet, wohin das Schokoladenstück auf dem Kopfkissen verschwunden war.
    Ellen legte das Buch auf den Tisch zurück und ging vor dem Mädchen in die Hocke. »Wie kommst du denn hierher? Wohnst du hier?«
    Viel Ähnlichkeit mit dem Typen an der Rezeption hat sie ja nicht.
    Wieder erhielt sie keine Antwort. Stattdessen kletterte die Kleine rückwärts über das Bett, ohne Ellen dabei auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    »He, du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich habe mich nur ziemlich erschrocken. Hat dich dieser Mann wieder zu mir geschickt? Weißt du, wo er und die Frau sind?«
    Das Mädchen sprang vom Bett und lief zur Tür. Es drehte sich noch einmal flüchtig nach Ellen um, während es mit dem im Schloss steckenden Schlüssel die Tür aufsperrte. Dann verschwand es eilig auf dem Gang.
    Ellen lief ihr nach. Auf dem Gang sah sie gerade noch, wie die Kleine durch eine Tür mit der Aufschrift TREPPENHAUS / NOTAUSGANG huschte.
    Ellen stürmte durch die Tür in das Halbdunkel des Treppenhauses und folgte dem Getrappel der kleinen Füße die Stufen hinunter. Als sie an einer Tür vorbeikam, die der Aufschrift nach zum Erdgeschoss führte, war sie erstaunt, dass das Mädchen noch immer weiter nach unten lief.
    Was wollte sie denn nur im Keller? Hatte sie dort vielleicht eine Art geheimes Versteck? Wenn sie wirklich zum Hotel gehörte, war das gut möglich. Aber diese Idee erschien ihr als zu absurd. Fahlenberg war zwar nicht besonders groß, aber es gab hier einige Hotels. Zu viele für den
Zufall, dass Ellen ausgerechnet in dem abgestiegen sein sollte, in dem das Mädchen aus dem Wald lebte.
    Ellen lief noch schneller, stürzte fast die Treppe hinunter und erreichte schließlich einen großen Kellerraum.
    Im Schein der Glühbirne, die an einer nackten Fassung von der Decke baumelte, sah die Kleine aus wie ein Gespenst. Sie stand zwischen der Heizanlage und einer großen Waschmaschine am Ende des Raumes, die Hände hinter dem Rücken verborgen, den Blick aus weit aufgerissenen Augen auf Ellen gerichtet.
    »Du musst keine Angst haben«, sagte Ellen. »Ich will bloß mit dir reden. Ist das in Ordnung für dich?«
    Abermals erhielt sie keine Antwort. Nur die Heizanlage gab ein leises Fauchen von sich. Die Tatsache, dass das Kind regungslos stehen blieb, deutete Ellen als Zustimmung.
    »Woher weißt du, dass ich hier bin? Bist du mir gefolgt?«
    Die Kleine starrte sie nur an und rührte sich nicht.
    »Was wolltest du gestern im Wald von mir? Hast du den Mann gekannt, zu dem du mich geschickt hast?«
    Nun nickte das Mädchen. Ein schwaches, ängstliches Nicken.
    »Ist er dein Vater?«
    Schweigen. Dann ging ihr Kopf zaghaft von einer Seite zur anderen.
    »War es jemand hier aus dem Hotel?«
    Wieder dauerte es einige Sekunden, ehe die erneute Andeutung eines Kopfschüttelns folgte.
    »Aber du hast mich vorhin wiedererkannt und bist deshalb in mein Zimmer geschlichen?«
    Die Kleine nickte, diesmal weniger zaghaft. Dann nahm
sie die Hände hinter dem Rücken hervor. Es verschlug Ellen die Sprache, als sie die kleinen

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