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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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seiner Kopfbedeckung nur das Rotkäppchen genannt wurde.
    Das Mädchen in dem Buch auf dem Ladentisch des Antiquars trug zwar keine rote Kappe wie in den meisten Darstellungen, sondern ein feuerrotes Kopftuch, aber es war deutlich zu erkennen, dass es sich um eine Szene aus ebendiesem Märchen handelte. Das Bild zeigte den Wald düster und bedrohlich, woran auch die bunten Pilze und Beerensträucher, die der Künstler über den unteren Rand verteilt hatte, nichts zu ändern vermochten. Erschreckend war zum einen der entsetzte Blick des Kindes, das seinen am Arm hängenden Korb mit Kuchen und Wein beim Zurückweichen fast verlor. Noch schrecklicher war jedoch die Darstellung des Wolfes, vor dem Rotkäppchen zurückwich. In seinen Augen spiegelte sich blanke Boshaftigkeit, gepaart mit Hinterlist und Gier. Er war, so hatte es den Anschein, kurz davor, sich zu voller Größe aufzurichten und den Blick auf jeden Teil seines struppigen, schwarzen Fells freizugeben.
    Doch die Bedrohung, die von diesem Bild ausging, war nicht das Einzige, was Ellen schockierte. Es war der Wolf selbst, der dem unheimlichen Hund aus ihrem ersten Luzidtraum bis aufs letzte Haar glich. Er strahlte dieselbe Bösartigkeit aus, machte ihr auf dieselbe Art Angst, auch wenn es nur ein Bild war. Er wirkte real.

    Die Krönung dieses grauenvollen Anblicks war das Zeichen, das mit einer Art Wachsmalkreide über das Bild gezogen worden war. Ein fünfzackiger Stern, gezeichnet in einer einzigen fortlaufenden Bewegung, umrahmt von einem Kreis, dem man ansehen konnte, dass er mit zitternden Händen gemalt worden war.
    »Ein sogenannter Drudenfuß«, sagte Eschenberg. »Besser bekannt als Pentagramm. Ich habe nachgesehen. Das Bannzeichen für böse Geister. Es lässt sich nicht entfernen, ohne die Seite dabei zu beschädigen. In diesem Zustand wird es wahrscheinlich kaum einen Abnehmer finden, fürchte ich.« Er sah Ellen besorgt an. »Ist Ihnen nicht gut? Sie sind ja ganz blass.«
    »Alles bestens«, murmelte Ellen, was natürlich nicht stimmte. Sie musste gewaltig um ihre Selbstbeherrschung ringen. Dieses Bild machte ihr eine Heidenangst.
    »Wollen Sie vielleicht ein Glas Wasser?«
    »Nein danke. Aber können Sie mir sagen, wieso Sie mir ausgerechnet dieses Buch zeigen?«
    »Na ja, Sie haben doch gesagt, Ihr Bekannter habe Sie zu mir geschickt.«
    »Ja, aber wie kommen Sie dabei auf dieses Buch?«
    »Ganz einfach. Der junge Mann war vor ein paar Tagen hier und hat mir dieses Buch angeboten. Es gehe ihm dabei nicht ums Geld, hat er gesagt. Ich denke, er wollte es loswerden und hat es nicht übers Herz gebracht, das Buch wegzuwerfen. Wäre ja auch schade drum. Also habe ich es ihm abgekauft. Das war sicherlich nicht das Geschäft meines Lebens, wenn Sie verstehen, was ich meine, aber ich mag den Gedanken einfach nicht, dass jemand ein Buch zum Altpapier gibt.«

    Ellen versuchte, wieder den Antiquar und nicht länger das aufgeschlagene Bild anzusehen. »Aber wie kommen Sie ausgerechnet darauf, dass es mein Bekannter gewesen ist?«
    Der Antiquar grinste ein wenig verlegen und tippte sich gegen das Brillengestell. »Wissen Sie, meine Augen sind zwar nicht die besten, aber diese Brille ist echt gut. Und als Sie vorhin Ihren Geldbeutel aufgemacht haben, erkannte ich sein Gesicht sofort auf dem Foto.«
    »Auf dem Foto in meinem Geldbeutel?«
    »Ja.«
    Hastig griff Ellen in ihre Jacke, zog den Geldbeutel heraus und klappte ihn auf. »Sie meinen dieses Foto?«
    Alexander Eschenberg nickte. »Genau das.«
    Er entschuldigte sich noch für seine Indiskretion, aber Ellen hörte schon nicht mehr zu. All ihre Sinne schienen sich auf das Foto zu konzentrieren und zu einem gewaltigen Fragezeichen zu formen, so als könne ihr ebendieses Foto eine Antwort geben.
    Doch Chris lächelte nur.

Kapitel 23
    Chris!
    Was, um alles in der Welt, hatte Chris damit zu tun?
    Warum führte sie die Spur des Schwarzen Mannes ausgerechnet hierher? In ein Antiquariat, in dem Chris ein altes Buch verkauft hatte? Ein Märchen buch.

    Magst du Märchen, kleine Ellen?
    Beinahe glaubte sie, den Schwarzen Mann wieder in ihrem Nacken zu spüren. Den Hauch seines Atems auf ihrer Wange. Das feuchte Geräusch seiner Zunge, knapp neben ihrem Ohr.
    Lös das Rätsel. Bis übermorgen will ich dir Zeit lassen.
    Hatte sich dies nicht wie ein Zitat aus einem Märchen angehört? Das konnte kein Zufall sein. Er hatte gewollt, dass sie dieses Buch fand. Es war ein Teil seines Plans, eine weitere Spur, die er

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