Trigger - Dorn, W: Trigger
Kiste voll. Da habe ich ihm meine Visitenkarte mitgegeben.«
Ein Plan, mit dem er jemanden überraschen wollte?
Eschenberg machte nicht den Eindruck, als lüge er sie an, und er sah auch nicht wie der Komplize eines Psychopathen aus. Wenn dieser Antiquar überhaupt etwas mit der ganzen Sache zu tun hatte, dann war er allenfalls benutzt worden. Für alles andere wirkte er viel zu harmlos, das sagte ihr zumindest der gesunde Menschenverstand, auf den sie sich immer hatte verlassen können.
Aber was wäre, wenn …, meldete sich wieder diese innere Stimme. Wenn dich, nur einmal angenommen, rein hypothetisch, dieser innere Sinn bei demjenigen im Stich gelassen hat, mit dem du Tisch und Bett teilst, der dir zu jedem gegebenen Anlass langstielige rote Rosen schenkt und eine gemeinsame Zukunft im eigenen Haus mit dir plant? Was dann?
Unsinn, schalt sie sich. Blanker Unsinn!
Trotzdem hatte diese andere Stimme in ihr einen kleinen Zweifel aufkeimen lassen, gegen den sie sich nicht zur Wehr setzen konnte. Die Frage, ob Chris von dem Schwarzen Mann wusste oder ob er es gar selbst war, nagte unerbittlich an ihr.
Wenn du sichergehen willst, schlug diese Seite vor, dann
geh doch einfach dorthin, wo man dir die Antwort darauf geben kann.
»Wollen Sie das Buch nun doch nicht?«, rief ihr der reichlich verdutzte Eschenberg nach, als sie sich ohne ein Wort umdrehte und die Ladentür aufriss.
»Behalten Sie es!«
Ellen fuhr in die Tiefgarage im Stadtzentrum und lief von dort aus zu einem Reisebüro, das sie vom Vorbeigehen kannte.
Ockermann World Travels gehörte zu den vielen kleinen Agenturen eines bekannten Reiseanbieters und befand sich im Nebentrakt eines großen Kaufhauses. Das Namensschild auf dem Schreibtisch verriet, dass dort Herbert Ockermann saß, Chef und wahrscheinlich einziger Mitarbeiter der Agentur.
Als Ellen eintrat, war der weißhaarige Mann mit dem kurzgeschnittenen Vollbart soeben damit beschäftigt, ein Ehepaar zu beraten. Mit ihren griesgrämigen Gesichtern wirkten die beiden jedoch mehr, als interessierten sie sich für den organisatorischen Teil ihrer Scheidung als für die Buchung der schönsten Tage des Jahres.
Mit einem entschuldigenden Lächeln bat Ockermann Ellen um etwas Geduld und wandte sich dann wieder seinen beiden Kunden zu.
»Uns ist’s egal, wohin«, knurrte der Mann, »Hauptsache Strand, Sonne und billig.«
»Ich will aber was zum Angucken«, mischte sich seine Frau ein. »So ein bisschen Kultur halt.«
»Schon mal dran gedacht, was das kostet?«
Ungeduldig wartete Ellen neben einem Aufsteller, der
für Australien-Angebote – Fragen Sie uns. Gerne stellen wir Ihnen eine individuelle Tour zusammen – warb, während Herbert Ockermann eine Engelsgeduld mit seinen mürrischen Kunden bewies. Ellen musste sich zwingen, ruhig zu bleiben, und fragte sich unaufhörlich, ob das, was sie jetzt tat, nicht ein ungeheurer Vertrauensbruch war. Noch immer sträubte sich alles in ihr gegen den Gedanken, Chris könnte auch nur im Entferntesten mit den Ereignissen des vergangenen Tages zu tun haben.
Als das Ehepaar eine gute Viertelstunde später mit einem Stapel Kataloge aus dem kleinen Büro rauschte, hatte Ellen sich wieder einigermaßen im Griff. Manchmal hatte Warten eben auch etwas Positives.
»Puh, manchen kann man es nie recht machen.« Ockermann war sichtlich erleichtert, auch dieser Herausforderung gerecht geworden zu sein. »Aber bitte nehmen Sie doch Platz. Wo soll’s denn bei Ihnen hingehen?«
»Eigentlich nirgends. Ich wollte Sie nur um einen Gefallen bitten.«
»Stets zu Diensten. Schießen Sie los.«
»Ich möchte jemanden erreichen, der sich auf Hinchinbrook Island in Australien befindet.«
»Hm, Hinchinbrook Island … das sagt mir doch was. Hatten wir da nicht vor Kurzem eine Werbeaktion? Ist das nicht diese Insel, auf der man Urlaub von der Zivilisation machen kann?«
»Genau die.«
»Warten Sie mal kurz, ich sehe nach.« Er sprang auf und durchsuchte die Prospekte, die in den Wandregalen ausgestellt waren. »Wissen Sie, das finde ich jetzt richtig spannend. Das ist doch mal ein außergewöhnliches Anliegen.
Die meisten meiner Kunden sind so wie die gerade eben. Billig muss es sein, Essen und Trinken soll natürlich im Preis enthalten sein, am besten noch deutsche Küche und deutsches Fernsehen auf dem Zimmer. Wiener Schnitzel und die Sportschau, ha! Da fragt man sich doch, wieso die nicht gleich daheim …« Er zog einen Prospekt aus einem Regalfach. »Ah ja, da ist
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