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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Begegnung mit der unbekannten Frau geschehen war; doch gleichzeitig half ihr dieses Bemühen um sachliche Distanz, ihre Gefühlswallungen zu ordnen.
    »Ja, das ist sie«, sagte Ellen schließlich. »Wenn man sich alle Verletzungen und Schwellungen in ihrem Gesicht wegdenkt, müsste sie so aussehen.«

    »Scheint, als habe sie über längere Zeit ihr Schicksal im Alkohol ertränkt«, sagte Mark. »Das schwammige Bindehautgewebe, die geplatzten Äderchen auf dem Nasenrücken und die gelbliche Verfärbung der Netzhaut, die du schilderst, könnten ein Zeichen dafür sein.«
    »Das sehe ich auch so«, pflichtete Ellen ihm bei. »Der ungepflegte Zustand und die schäbige Kleidung waren aus meiner Sicht Anzeichen dafür, dass sie aus einem schlechten Sozialmilieu stammt. Höchstwahrscheinlich ist sie arbeitslos, vielleicht sogar ohne festen Wohnsitz. Das wird die Suche nach ihr deutlich erschweren.«
    Nachdenklich betrachtete Mark das Bild der Frau. »Wir könnten ihr Foto bei unseren Sozialdiensten herumreichen. Vielleicht kennt sie ja einer der Mitarbeiter oder ein Streetworker.«
    »Versuchen können wir es, aber viel Zeit bleibt uns dafür nicht mehr. Die Frist, die mir dieser Irre gesetzt hat, endet morgen Mittag. Danach will er sie umbringen.«
    »Also doch zur Polizei.«
    »Die kannst du vergessen. Mein Bedarf an Gesetzeshütern ist mehr als gedeckt. Solange wir nicht einmal einen Namen haben und nur die Behauptung aufstellen, es gäbe da irgendeinen Psychopathen, der irgendeine Frau umbringen will, setzen die ihren Hintern nicht in Bewegung. Das haben sie mir deutlich genug zu verstehen gegeben.«
    »Aber was ist mit dir? Du bist, verzeih mir den Vergleich, ein wandelndes Hämatom. Wenn du denen die blauen Flecke zeigst, die du von deinen Begegnungen mit dem Spinner davongetragen hast, müssen die doch …«
    »Mark, hallo, denk doch mal nach! Ich könnte mir diese Verletzungen theoretisch auch selbst zugefügt haben.« Das
Bild der namenlosen Frau blitzte in ihrer Erinnerung auf. Die Handrücken an ihrem Mund, die blutigen Zähne, die sich in die wunde Haut gruben und daran zerrten. Ellen schauderte. »Das wäre nicht der erste Fall dieser Art.«
    Er sah sie konsterniert an. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
    »Natürlich nicht, aber ich habe keine Lust, mich noch einmal von allen als die durchgeknallte Psychiaterin hinstellen zu lassen.« Sie schnaubte bei diesem Gedanken. »Noch wichtiger ist jedoch etwas ganz anderes. Nehmen wir mal an, die Polizei glaubt mir auf einmal doch, und nehmen wir weiterhin an, es würde eine Personenfahndung in die Wege geleitet, dann würde der Kerl das mitbekommen. Und was glaubst du, wird er dann mit der Frau tun?«
    »Scheiße, ja. Das wäre tatsächlich ein hohes Risiko. Deshalb sollten wir auf das zurückkommen, was Volker angeboten hat.«
    »Und das wäre?«
    »Wir finden sie auf anderem Weg.« Volker deutete auf sein Notebook. »Euer Problem ist doch, dass ihr eine Frau sucht, von der ihr nur wisst, wie sie aussieht. Gut, vielleicht ist sie tatsächlich obdachlos und säuft, aber eine wirkliche Hilfe ist das auch nicht. Vor allem dann nicht, wenn die Suche schnell gehen muss. Nach Ellens Aussage handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Deutsche, oder?«
    »Ja«, nickte Ellen, »zumindest glaube ich es. Sie sprach einen ausgeprägten Schwarzwälder Dialekt.«
    »Und was muss jeder brave Staatsbürger haben?«
    »Nun mach es nicht so spannend.« Mark trommelte ungeduldig
mit den Fingern auf die Tischplatte. »Erklär ihr einfach das, was du mir erklärt hast.«
    »Na schön. Jeder gesetzestreue Bürger ist im Besitz diverser Ausweispapiere, oder, wie man sie heute auf Neudeutsch nennt, ID-Dokumente. Reisepass, Führerschein, Personalausweis und so weiter und so fort. Diese Dokumente werden von einer zentralen Stelle hergestellt, der Bundesdruckerei. Name und Adresse jedes Bürgers werden auf einem Plastikkärtchen vermerkt und ein amtliches Dokument erstellt. Ergo werden diese Daten dort elektronisch verarbeitet.«
    Ellen hob die Brauen. »Und du weißt, wie man an diese Daten rankommt?«
    »Das Problem ist, dass das Datenschutzgesetz eine zentrale Speicherung von Personendaten bei der Bundesdruckerei verbietet«, sagte Volker, aber dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Das gilt allerdings nicht für die Einwohnermeldeämter, die diese Daten an die Druckerei schicken und nach Erstellung der Dokumente zurückerhalten.«
    »Du meinst also,

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