Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
er ihn bestreiten wollte, war keiner mehr.
Deshalb trainierte er jetzt immer still und alleine in der Nacht, denn wach bleiben musste er sowieso für seine „Long Distance Calls“ mit Kim.
Der Sprayer nahm Kurs auf den Containerhafen und turnte wie ein dürres Äffchen von einem ausgeweideten Lkw hinüber auf den angrenzenden Maschendrahtzaun und kletterte hoch hinauf. Braun war kaum noch hundert Meter von ihm entfernt, keine Distanz, wenn man so wie er trainiert war. Dann sprang der Sprayer drüben im Containerhafen vom Zaun auf den Beton, leichtfüßig wie eine Katze, während Braun noch auf dem Drahtzaun hing, jetzt waren die extravaganten Springerstiefel, die er sich auch im Sommer leistete, ein Hindernis, denn damit fand er nicht ausreichend Halt. Als er sich endlich hochgezogen hatte und sich elegant über den mit Stacheldraht bewehrten Rand schwingen wollte, blieb er an den eisernen Dornen hängen. Mit einem lauten „Ratsch“ zerriss der Baumwollstoff seiner teuren Anzughose.
Doch er hatte keine Zeit für Sentimentalitäten, er war auf der Jagd nach einem Sprayer, der ihm das Auto ruiniert hatte. Im Terminal türmten sich die Container wie eiserne Ungetüme in den nachtschwarzen Himmel und ständig glitten grelle Scheinwerfer über das Gelände, denn hier wurde Tag und Nacht gearbeitet, da der Hafen von Linz der größte Österreichs war und ein internationaler Umschlagplatz für Waren aller Art.
„Scheiße!“, zischte Braun halblaut, von dem Sprayer war nichts mehr zu sehen. Doch als einer der quietschenden Verladekräne für einen Augenblick stoppte, glaubte Braun in einer dieser schmalen, schwarzen und ewig langen Containergassen ein Geräusch zu hören. Er stürmte in die Finsternis, vorbei an den mit dutzenden von Graffiti beschmierten Containern.
Wie durch eine Schlucht lief er vorwärts, eine Schlucht, die links und rechts von hoch aufgetürmten Containern begrenzt war, so dass die Schwärze der Nacht hier unten noch viel schwärzer schien und der Regen noch lauter. An einem gelben Container entdeckte er ein weiteres Graffiti, ein brennendes Herz, das mit einem Kondensstreifen wie ein Raumschiff nach oben in eine schwarze Wolke schoss. Braun schätzte die Containergasse auf ungefähr hundert Meter Länge; am hinteren Ende konnte er bereits den hohen Maschendrahtzaun sehen, der das Gelände vom nächsten Terminal abgrenzte. Links und rechts gingen enge Durchlässe ab und in einem sah Braun an einer Containerwand einen gesprayten leuchtenden Kreis, der wie ein Feuerball aussah.
„Stehen bleiben!“, rief er, denn diesmal hatte er den richtigen Riecher gehabt. Ein Stück über ihm, wo sich die Container bis zu zwanzig Meter in die Höhe auftürmten, sah er den Sprayer, der geschickt und fast lautlos an den Containerwänden nach oben kletterte.
„Halt, Polizei! Bleiben Sie stehen!“, brüllte Braun und wusste natürlich sofort, dass dieser Befehl sinnlos war, so sinnlos, als würde man ihm verbieten, tagsüber ein Bier zu trinken. Also schwang er sich auf den untersten Container und griff nach einem Türriegel. Er fand auf einem Seitenteil ausreichend Halt mit seinen Springerstiefeln, erwischte den nächsten darüber gestapelten Container, dann einen weiteren, gelangte auf diese Weise immer weiter nach oben, musste aber feststellen, dass der Sprayer das Tempo erhöht hatte und sich immer schneller von ihm entfernte.
„Scheiße! Bleib stehen und komm herunter, du hast meinen Wagen beschädigt!“, schrie Braun, ließ aber weitere Rufe bleiben, denn der Sprayer zeigte nicht die geringste Reaktion und Braun wollte seinen Atem sparen. Er erhöhte jetzt das Tempo und konnte tatsächlich den Abstand verringern. Plötzlich war ein lautes Motorengeräusch zu hören,
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