Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
verdreckten Innenhof eines halb verfallenen Bürgerhauses der Linzer Altstadt. Ihre Beine waren ausgestreckt, der Kopf leicht nach vorn auf ihre Brust gesunken. Über ihre blonden Haare, die mit roten Bändern zu hornartigen Zöpfen geflochten waren, krabbelten kleine Käfer, die in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne grünlich schillerten. Die dicke schwarze Schminke um die Augen der Toten war verschmiert, so als hätte sie geweint und sich dann mit dem Handrücken über die Lider gewischt. Ein Ärmel ihrer Lederjacke war hochgeschoben, der Einstich in der Armbeuge blau unterlaufen. Daneben auf dem Boden ein zerrissenes Halstuch mit dem Aufdruck Atelier Versace. In ihrer krallenartig verkrümmten Hand, die auf ihrem Schoß lag, hielt sie noch eine kleine weiße Einwegspritze.
„Klarer Fall von Drogentod.“
Tony Braun deutete auf den bläulichen Einstich und wandte sich zu Schuster, den Polizeiarzt.
„Was meinen Sie, Doc?“
„Sieht ganz so aus, Näheres gibt’s aber erst nach der Routineuntersuchung.“ Der Polizeiarzt tippte auf den Einstich, zog dann mit zwei Fingern die Augenlider der Toten auseinander, betrachtete die Augäpfel.
„Irgendeine Idee über den Todeszeitpunkt?“, fragte Braun und sah sich in dem verdreckten Innenhof um. Aber außer vermoderten Mauern und vernagelten Fenstern und Türen gab es nichts Auffälliges zu entdecken.
„Zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens, aber das ist nur ungefähr geschätzt“, antwortete Schuster und befühlte die Haut am Hals der Toten.
„Alles klar“, sagte Braun einsilbig und kniete sich wieder vor die Tote. Mit seinen Fingerspitzen schob er vorsichtig die Lederjacke auf.
„Teures Designerstück!“, rief er erstaunt, als er das Etikett sah.
Inspektor Dominik Gruber, der die lustlos arbeitende Spurensicherung dirigierte, steckte die Spritze und das Halstuch in kleine Plastiktüten.
„Na, wenigstens keine Designerspritze“, meinte Gruber mit Blick auf das teure Halstuch.
„Das Tuch hat sie zum Abbinden verwendet, aber der ultimative Flash war zu viel, da war die Droge schon beim Herzen. Der Doc meint Herzstillstand nach Overdose. Ist aber noch zu früh, um Genaueres zu sagen“, meinte Braun und klopfte sich den Schmutz von seiner Anzughose, als er aufstand, während Gruber um die Tote herumging und trotz der frühen Stunde munter drauflosredete.
„Die Frau sieht klasse aus, trotz dieser grässlichen Schminke. Ein bisschen dünn vielleicht. Wieso setzt die sich einen Schuss mitten in der Altstadt? Außerdem hat sie Geld, schauen Sie sich doch bloß mal die Lederjacke an, vom Feinsten.“ Braun gähnte herzhaft und unterbrach ihn: „Wer hat die Tote gefunden?“
„Ein Nachtschwärmer, der dringend pinkeln musste. Habe seine Aussage bereits aufgenommen.“ Gruber wedelte mit seinem Notizblock.
„Habt ihr sonst noch was gefunden?“, fragte Braun weiter.
„Allerdings“, antwortete Gruber und hielt eine Tüte mit einem Bündel Euroscheine in die Höhe. „500 Euro in kleinen Scheinen! Sonst nichts, keine Tasche, keine Papiere, ach ja, ihr Handy natürlich!“ Gruber hielt ihm das Handy hin. Braun tippte auf die Anrufliste, die letzten Anrufe waren an einen M. mit Prager Vorwahl.
„Mal sehen, wen wir da in der Leitung haben“, sagte er und wählte die Rufnummer, eine tschechische Computerstimme meldete sich unverständlich, dann war die Verbindung unterbrochen.
„Check mal, wem die Nummer gehört!“ Er warf das Handy zu Gruber, der es ebenfalls eintütete, und ging zu seinem Wagen.
„Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen!“, rief ihm Gruber hinterher. „Die Tote hatte eine zerknüllte Visitenkarte in der Tasche. Ich weiß nicht, ob das von Bedeutung ist!“ Er zog die
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