Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
sie endlich eine bekannte Stimme, die sie aber trotzdem verwirrte und die sie in diesem Augenblick nicht hören wollte. Aber wozu länger darüber nachdenken, der Treffpunkt stimmte, deshalb nickte sie nur.
„Du hast mich aber ganz schön warten lassen! Komm, wir gehen hier nach hinten!“, befahl die Stimme aus dem dunklen Torbogen heraus, streckte einen Arm ins Licht und schwenkte ein kleines Tütchen.
Yurika Mekas seufzte glücklich und trat in die Dunkelheit.
Thanatografie: Die Verstörung
Fehler sind das Schlimmste, belehren mich die Stimmen. Fehler sind das Schlimmste, hören sie nicht auf zu flüstern. Fehler sind das Schlimmste, sag es!, fordern sie mich auf! Fehler sind das Schlimmste, wiederhole ich gehorsam und jetzt sieht sie mich verständnislos an, begreift überhaupt nichts. Ihr Verstand dreht sich um das kleine Tütchen, das ich bei mir habe, ja, nur darum geht es ihr, darum kreist alles!
Keine Fehler mehr!, sage ich und jetzt sind die Stimmen zufrieden, jetzt wissen sie, dass ich gehorche, jetzt wissen sie, dass der Plan nicht gefährdet ist, dass ich weiß, was zu tun ist. Keine Fehler mehr!, sage ich ihr direkt ins Gesicht und spüre instinktiv, dass sie die Gefahr wittert, dass ihre Angst stärker ist als das Verlangen, aber damit habe ich gerechnet und ich paralysiere sie, denn ich weiß: Fehler sind das Schlimmste!
Keine Fehler mehr!, insistieren die Stimmen, als ich mich über sie beuge, den Ärmel der Jacke nach oben schiebe, dann aber zögere ich. Der Arm ist so dünn und zerbrechlich, überhaupt, wie sie auf dem Boden liegt, so unendlich hoffnungslos, so ohne Zukunft, mit verdrehten Augen, als wäre sie tot! Aber sie atmet noch, ich spüre ihren Pulsschlag durch die dünne, blau geäderte Haut wie zarte, abgehackte Trommelschläge, wie ein letzter Hilfeschrei und ich kann mich nicht entscheiden.
Fehler sind das Schlimmste!, beginnen die Stimmen jetzt von Neuem und der Satz „Fehler sind das Schlimmste!“ steigert sich zu einem gewaltigen Chor, der durch meinen Kopf heult und in den Ohren gellt. Ich merke, dass sie mein Zögern nicht verstehen können, nicht akzeptieren wollen! Es ist der falsche Ort, beruhige ich mich, die falsche Zeit!, murmle ich, während ich alles bereitlege und gehorsam an die Arbeit gehe.
Ein Kollateralschaden, jawohl! Sie hat dich in Prag gesehen, assistieren mir die Stimmen, sie stand unter den Arkaden, als du das Gebäude verlassen hast, sie hat dein Gesicht gesehen, als du unter den Lampen davonspaziert bist, sie hat dich angelächelt, ihre Augen haben in der Sekunde des Erkennens aufgeblitzt, ist es nicht so? Natürlich habe ich meine Zweifel, aber so wie sie es schildern, könnte es tatsächlich gewesen sein und diese Zweifel freuen sie, ich bin mir nicht mehr sicher und das spüren sie!
Keine Fehler mehr! Das ist ein Befehl, den sie mir geben. Keine Fehler mehr! Willst du alles gefährden? Natürlich nicht! Also sage ich Kollateralschaden, es gibt immer einen Kollateralschaden. Bist nicht auch du ein Kollateralschaden?, erinnern sie mich und schnipp!, Blut, Staub, Dreck und Tod sind wieder da und das Entsetzen und das Schlagen und das Ersticken spüre ich so, als würde es im Augenblick passieren.
Plötzlich stöhnt sie leise und sofort steche ich zu, sage Kollateralschaden und sehe, wie sie sich aufbäumt, ein letztes Mal alle Kräfte mobilisiert, einfach nicht akzeptieren will, dass sich der Fährmann schon auf den Weg macht, um sie zu holen, um sie überzusetzen. Ihre Arme und Beine zittern unkontrolliert, ja, das geht schnell, wenn der Blutkreislauf verseucht ist und sich das Herz nicht mehr auskennt und einfach aufhört zu schlagen!
Keine Fehler mehr!, sage ich und trete aus der Dunkelheit zurück ins Licht.
9. Linz/Prag: Der fünfte Tag
Die Tote lag zwischen zwei überquellenden Mülltonnen in einem
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