Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Lipgloss dazu und puderte ihre kalkweißen Wangen. Während das Styling-Girl die roten Bänder, die in ihre Zöpfe eingeflochten waren, ordnete und die Einlagen in ihrem schwarzen Leder-BH wieder richtig positionierte, vibrierte ihr Handy und sie las die SMS: Neue Designerware eingetroffen. Sie tippte eine Antwort und schickte sie ab, dann löschte sie beide SMS.
Vier Stunden später schoss Manuel, der Fotograf, das letzte Bild. Anna Lange und Alastair Adlon unterhielten sich flüsternd über die zu erwartenden Kosten für die Overtime. Yurika saß vor dem hell erleuchteten Spiegel in der Garderobe und wischte sich die Schminke aus ihrem Gesicht. Ihre Haut juckte und die unzähligen Nerven in ihrem Inneren bettelten um Nachschub, ließen einfach nicht locker. Jetzt trug sie Jeans und T-Shirt, über der Stuhllehne hing ihre schwarze Gucci-Lederjacke, ihr ganzer Stolz.
Sie schaffte es nicht mehr, das dicke schwarze Make-up rund um ihre Augen zu entfernen, so sehr zitterten ihre Finger. Verdammte Scheiße, dachte sie, ich habe absolut nichts mehr, nicht mal ein Aspirin gegen meine rasenden Kopfschmerzen! Ich muss nur schnell zum vereinbarten Treffpunkt, die Designerware abholen und dann ab nach Prag und schlafen, schlafen, schlafen, versuchte sie sich zu beruhigen.
Doch als sie an Prag dachte, fiel ihr ein, dass es das luxuriöse Penthouse nicht mehr gab, zumindest nicht mehr für sie, denn vor zwei Wochen hatte sie sich nach einem Prügelexzess endgültig von Milan Drakovic getrennt. Ihre wütende Mail, in der sie das Ende der Beziehung verkündete, tat ihr jetzt leid und sie hätte es gerne ungeschehen gemacht. So war sie immer, impulsiv, spontan und wenn es ihr dreckig ging, handelte sie einfach aus dem Gefühl heraus.
Spontan war sie auch an jenem Abend von einem deprimierenden Fotoshooting in der Provinz zurück nach Prag gefahren, obwohl sie tags darauf in Linz für einen Job gebucht war. Alles nur, um Milan Drakovic um Verzeihung zu bitten. Allerdings hatte sie auf der langen Fahrt mit einem Regionalzug wieder der Mut verlassen, wenn sie an Milan dachte, an seine brutale, zynische Art, die sie schon immer so angekotzt hatte.
Bei unzähligen Auseinandersetzungen hatte Milan Drakovic immer, wenn ihm die Argumente ausgingen, brutal zugeschlagen. Nicht nur einmal, sondern in immer kürzeren Abständen. Er hatte sie oft grundlos durch sein Luxusapartment geprügelt, ihre Kleider zerfetzt und sie wie einen Hund vor die Tür geworfen, sie dann mit Drogen vollgepumpt und wieder verprügelt. Doch irgendwann war es Yurika zu viel, sie hatte nicht auf Knien vor seiner Tür um Verzeihung gebettelt, sondern ihre im Treppenhaus verstreuten Kleider zusammengesucht und war aus Milans Leben verschwunden.
Trotzdem war sie, als ihr das Geld ausging, an jenem Abend wieder nach Prag zurückgekehrt und nervös unter den Arkaden gegenüber von seinem Bürogebäude auf und ab gegangen. Hätte sie doch nur den Mut gehabt, ihn im Büro zu besuchen und um Verzeihung zu bitten. Jetzt konnte sie ihn nicht erreichen, an seine Büronummer konnte sie sich einfach nicht mehr erinnern und sein Handy war ausgeschaltet.
Zitternd und mit klappernden Zähnen stöckelte sie gegen Mitternacht durch die Linzer Altstadt zum vereinbarten Treffpunkt und alles in ihr freute sich schon auf das erlösende Gift. Nervös trat sie bei dem vereinbarten Treffpunkt von einem Fuß auf den anderen und biss sich dabei ihre Fingernägel blutig. Sie knabberte hektisch an ihrer Unterlippe, schluckte, spürte das bekannte Brennen im Hals, das Rumoren im Magen und ein nervöses Kribbeln unter der Haut, als ob Insekten ständig an ihr auf und abliefen.
„Hallo Yurika, da bist du ja!“, hörte
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