Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Gesellschaft.“ Berger zog seine Strickmütze vom Kopf und rieb lange und intensiv die dünnen Haarsträhnen. „Ich habe dort jemanden sitzen, der mir noch einen Gefallen schuldig ist.“
„Sehr gut! Ich informiere Elena Kafka über den aktuellen Stand. Gruber, wie gesagt, du rückst Dimitri di Romanow auf die Pelle.“
Erst jetzt bemerkte er den abwesenden Gesichtsausdruck von Gruber, der völlig weggetreten wirkte und Brauns Worte überhaupt nicht registriert hatte.
„Gruber, hörst du mir überhaupt zu? Hast du verstanden, was wir jetzt zu tun haben?“ Genervt stampfte Braun mit einem Springerstiefel auf den Boden, um Gruber aus seiner Lethargie zu reißen. Noch immer starrte Gruber auf sein Handy und bewegte sich keinen Millimeter, er schien in einer anderen Welt zu sein. Erst als Braun ihn an den Schultern packte und schüttelte, riss er sich von dem Display los und blickte an Braun vorbei auf die Fotos an der Pinnwand.
„Lenka“, flüsterte er dann mit einer merkwürdig kratzigen Stimme. „Das war schon wieder eine SMS von Lenka! Es geht ihr verdammt dreckig!“
„Das schreibt sie dir in einer SMS? Dann kann es doch nicht so schlimm sein. Wahrscheinlich will sie bloß, dass du zu ihr kommst und ihr beide geht dann ein wenig frische Luft schnappen. Sie hat es bald geschafft, dann ist sie endlich clean“, versuchte Braun seinen Kollegen zu beruhigen.
Doch Gruber zitterte am ganzen Körper und sein Blick wanderte unstet umher, schweifte über die Köpfe von Chiara und Berger, blieb dann an dem Müllcontainer beim Seiteneingang hängen, der bis oben hin mit aufgeplatzten Plastiksäcken überquoll.
„Ich habe total versagt, Braun. Sie kommt von dem Meth und dem Heroin nicht los und sie weiß das. Diese Droge ist wie ein Dämon, der sie langsam auffrisst. Sie will damit aufhören und schafft es nicht. Doch jetzt hat sie endlich einen Weg gefunden, wie sie diesen Teufelskreis aus Sucht und Entzug durchbrechen kann. Das hat sie mir gerade geschrieben.“
„Klingt doch positiv, Gruber.“
Doch Gruber zuckte nur verzweifelt mit den Schultern und flüsterte kaum hörbar:
„Nein, Braun. In ihrer Welt gibt es nichts Positives mehr. Damit muss ich klarkommen. Es ist ein ständiger Kampf gegen Windmühlen. Ein Tag schwärzer als der andere, eine Nacht todbringender als die nächste. Und nirgends ein Ausweg.“ Er stockte und seine Stimme wollte ihm beinahe versagen, als er weiterredete:
„In ihrer Welt gibt es nur noch eine Rettung durch den nächsten Schuss, ansonsten existieren nur noch Schrecken und Finsternis.“
20. Die toten Hunde
Als die beiden Männer in Begleitung ihrer Dolmetscherin den modernen Flughafen von Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldawien, verlassen hatten, waren die trostlosen Plattenbauten und bettelnden Kinder, die sie draußen erwarteten, doppelt erbärmlich. Nachdem sie Jewtschuk, der Assistent des Fabrikdirektors, in der Ankunftshalle bereits überschwänglich begrüßt hatte, stiegen sie schnell in die wartende Limousine und fuhren die Stefan cel Mare, die ehemalige Prachtstraße von Chisinau entlang, wo dutzende Plakate in Englisch und Moldawisch Auswanderern ein sorgenfreies Leben in Kanada versprachen.
„Wenn das so weitergeht, wird es hier wohl bald keine Arbeiter mehr geben“, sagte Edgar Zorn zu seinem Begleiter, dem EU-Parlamentarier Hendrik Glanz.
„Ganz Moldawien wandert nach Kanada aus, wie ich das so sehe“, wiederholte er und wies auf die ausgebleichten und zerfetzten Plakate, an denen sie vorbeifuhren.
„Das hat nun wirklich nichts zu bedeuten“, versuchte Jewtschuk sie zu beruhigen. „Bei uns in Transnistrien wagt es kein Arbeiter, nach Kanada auszuwandern, denn die Arbeiter müssen erst ihre Schulden
Weitere Kostenlose Bücher