Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
in der Fabrik abarbeiten. Aber natürlich haben auch wir die EU-Konvention für faire Arbeitsbedingungen unterschrieben.“
Er wartete, bis die Dolmetscherin alles übersetzt hatte, lächelte währenddessen die beiden Männer an, die ihm im Fond der russischen Luxuslimousine gegenübersaßen. Schnell hatten sie das Zentrum von Chisinau durchquert, doch anstatt in die Industriezone abzubiegen, fuhr der Wagen auf einen holprigen Zubringer, der auf die leidlich ausgebaute Autobahn Richtung Osten führte. Dort gab der Fahrer Gas und der schwere Wagen schoss über die menschenleere Autobahn, vorbei an eingestürzten und verlassenen Bauernhöfen und verfaulten Weizenfeldern, weil es an Arbeitskräften fehlte, um sie zu bewirtschaften.
Nach ungefähr einer einstündigen Fahrt durch die düstere und verregnete Landschaft tauchten in der Ferne mehrere in Tarnfarben gestrichene Container auf, die links und rechts der holprigen Autobahn standen. Beim Näherkommen war jetzt auch ein Schlagbaum zu erkennen, der quer über die Fahrbahn gelegt war, dahinter gab es versetzte Betonreiter, die nur eine langsame Slalomfahrt erlauben würden. Auf einen der Container war ein Schild in kyrillischen Buchstaben genagelt und auf Zorns fragenden Blick hin übersetzte die Dolmetscherin:
„Hier beginnt die unabhängige Republik Transnistrien, die sich 1992 von Moldawien abgespaltet und einen eigenen Staat gegründet hat.“
Bevor Zorn noch weitere Fragen stellen konnte, hatte der Fahrer den Wagen scharf abgebremst. Zwei finster blickende Männer in Kampfanzügen tauchten aus dem Regen auf und schnippten mit den Fingern.
„Ihre Reisepässe, bitte“, sagte die Dolmetscherin und lächelte. Die Männer leuchteten mit starken Scheinwerfern in das Innere, leerten den Inhalt von Zorns Reisetasche auf den Teppichboden des Wagens und als sie dort nichts fanden, schnippten sie wieder mit den Fingern und redeten in erregtem Tonfall auf Russisch.
„Sie sollen Ihre Brieftasche abgeben“, übersetzte die Dolmetscherin und lächelte Zorn entschuldigend an. Mit einem wütenden Schnauben zückte Zorn seine Brieftasche, einer der Grenzposten nahm das Geld heraus und warf die leere Brieftasche zurück in den Fond des Wagens.
„Willkommen in Transnistrien“, sagte Sekretär Jewtschuk in unglaublich schlechtem Englisch und grinste bis über beide Ohren. „Wir fahren jetzt nach Tiraspol und morgen früh in die Fabrik Octotex.“
„Octotex ist angeblich die größte Textilfabrik Europas“, mischte sich jetzt wieder Glanz ein und seine Augen glühten vor Begeisterung. „Da gibt es keine EU-Standards, deshalb können wir auch zu einem Bruchteil der Kosten produzieren.“ Gierig leckte sich Glanz über seine wulstigen Lippen und beugte sich ganz nahe zu Zorn hinüber, sein Körperschweiß war überdeutlich zu riechen.
„Niemandem in der EU-Kommission wird etwas auffallen. Die Fabrik von Red Zorn in Linz erhält wie bisher nur die zugeschnittenen Stoffe aus Moldawien. Dafür gibt es ja auch von meiner Abteilung die Fördermittel. Die komplette weitere Produktion erfolgt wie immer ausschließlich in Österreich. So jedenfalls steht es in den Förderansuchen an die EU-Kommission!“
„Aber wenn jemand dahinterkommt, dass in Linz nur einige Teile zusammengenäht oder die Labels eingestickt werden und die gesamte Produktion hier in Transnistrien erfolgt? Es gibt doch Kontrollen der Kommission“, gab Zorn zu bedenken.
Glanz lachte dröhnend und klopfte sich auf die Schenkel. „Natürlich gibt es Kontrollen. Es gibt sogar einen eigens dafür bestellten Parlamentarier.“
„Wie bekommen wir den
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