Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
durchgedreht. Aber mehr darf ich dazu nicht sagen. Sie verstehen doch, Braun, das fällt unter die ärztliche Schweigepflicht.“
„Wie behandeln Sie Chloe?“
„Braun, nochmals: Darüber darf ich nicht sprechen. Nur so viel: Meine Versuche mit Marihuana sind Teil der Therapie.“
Braun musste lächeln, als Goldmann davon sprach. In einem früheren Fall hatten sie bereits zusammengearbeitet und Braun hatte Goldmanns Experimente mit Marihuana nicht dem Drogendezernat gemeldet, denn Goldmann war ein anerkannter Psychiater und das Marihuana Teil seines therapeutischen Ansatzes.
„Waren Sie schon einmal in ihrem Haus? In dem bewohnbaren Teil sieht es aus wie auf einer Müllhalde. Verschimmeltes Geschirr und rostiges Besteck. In einem offenen Holzverschlag steht ein komplett verfaultes Himmelbett, unter dem lauter Ratten hausen. Wahrscheinlich schläft sie dort unter freiem Himmel. Und überall sind Berge von Müll.“
„Ich war noch nie in ihrem Haus. Chloe kommt immer in die Klinik zur Therapie!“ Dann war Stille. Goldmann schien nachzudenken. „Das Sammeln von sinnlosem Müll ist nicht ungewöhnlich bei diesem Krankheitsbild. Überrascht mich nicht und ist vollkommen harmlos.“
„Sie sammelt in ihrem Haus aber noch andere ziemlich merkwürdige Dinge“, gab Braun zu bedenken.
„Was für Dinge, Braun?“, kicherte Goldmann und Braun war sich fast sicher, dass Goldmann gerade einen Joint rauchte.
„In dem Teil des Hauses, der abgebrannt und komplett ohne Dach ist, stehen verrottete Tische, auf denen zusammengebundene Tierknochen und das Gerippe eines Hasen, das mit einer roten Schnur umwickelt ist, liegen. Dazu noch dutzende von Ratten- und Mäusekadavern, die wie eine Lichterkette an einem Draht aufgefädelt sind. Finden Sie das normal?“
„Das ist doch bloß der Ausdruck ihres anderen Selbst.“ Braun hörte, wie Goldmann heftig an seiner Marihuana-Zigarette saugte. „Ein berühmter Dichter hat einmal gesagt: Ich ist ein anderer. Genauso verhält es sich mit Chloe. Ihr anderes Ich sammelt diese Artefakte, die sie wahrscheinlich für Schmuck hält. Sie selbst weiß nichts davon.“ Goldmann räusperte sich. „Um auf Ihre anfangs gestellte Frage zurückzukommen, Braun: Chloe Darbo ist auf keinen Fall eine Mörderin. Dazu ist sie viel zu unorganisiert, zu wenig zielorientiert.“
Abrupt beendete der Psychiater Goldmann das Telefonat, gerade als Braun an dem Schloss vorbeifuhr, in dem sich die Modeschule „Herzblut“ befand. Im Regen sah das Schloss noch düsterer und trostloser aus, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Braun hielt den Range Rover an und blickte auf den Schlossturm, der wie ein mahnender Finger in den düsteren Himmel zeigte. Die Schießscharten-Fenster ganz oben waren dunkel, dort hatte sich Dimitri di Romanow das Leben genommen. Die polizeilichen Ermittlungen hatten sein Leben zerstört. Chiara hatte herausgefunden, dass er wegen eines Todesfalls in Tallinn fünf Jahre im Gefängnis gewesen war und dass es einen Zeugen gab, der ihn in der Mordnacht in der Nähe des Yachthafens gesehen hatte. Warum war Dimitri dort gewesen, wenn er nicht vorhatte, Tim Kreuzer zu töten?
Wenigstens hatte Chiara das Geheimnis um den dressierten Wolf von Chloe gelöst. Die Spurensicherung hatte die grauen Haare, die bei der Leiche von Jonas Blau gefunden worden waren, analysiert und festgestellt, dass es sich um die Haare einer seltenen Schäferhund-Rasse handelte. Chiara hatte die Fotos von drei infrage kommenden Hundetypen an Braun gemailt und dieser hatte sofort den vermeintlichen Wolf darunter erkannt, der ihn vor dem Schloss angefallen hatte. Deshalb war er auch nach Gmunden gefahren, um Chloe zu
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