Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
ihn aus seinen Gedanken. Die Layouts unter den Arm geklemmt und die Zigarette im Mund, schlurfte er im Takt des basslastigen Hip-Hop-Sounds in die Creation Zone, wo ihn Szabo, wie immer mit weißen iPod-Stöpseln in den Ohren, bereits erwartete.
Stefan Szabo, der Kreative, der sich nirgends fix anstellen ließ und seine Freiheit über alles liebte, war zwar ein begnadeter Ideenentwickler, doch sein kreativer Enthusiasmus konnte auch in destruktive Lethargie umschlagen. Das kam in letzter Zeit häufig vor. Heute scheint er einen guten Tag zu haben, dachte Richard und schnippte die bis zum Filter abgerauchte Zigarette in ein Wasserglas, das auf dem Tisch stand.
Für die Katzenkampagne hatte er Dutzende von Entwürfen gelayoutet, die jetzt als Computerausdrucke vor ihnen und der staunenden Productmanagerin auf dem Tisch lagen. Richard waren Katzen immer egal gewesen, aber jetzt konnte er sie einfach nicht mehr ausstehen. Goldene Schleife hier, kleines Sternchen auf den Krallen dort, aber durfte eine Katze in einer Katzenfutter-Werbung eigentlich Krallen zeigen? Schreckte das nicht potentielle Käufer ab? Raubtiereffekt, ja, aber es konnte auch sein, dass der Kunde deswegen die Kampagne in den Müll kippte und seine Idee sinnlos war. Musste man der Katze ihre Krallen ziehen, um sie zu lieben?, philosophierte er in Gedanken währen Szabo die Kundin bei guter Laune hielt.
Auf jeden Fall kreativ war die Idee von Szabo, eine Katze vor einen Fernseher zu setzen, wie einen Couch-Potato, und kluge Sprüche klopfen zu lassen. Das war ein Kampagnenansatz, den ihr Kunde erst einmal verdauen musste. Ohne die Minikopfhörer aus den Ohren zu nehmen, überzeugte Szabo die sich windende Produktmanagerin schnell von der Genialität der Kampagne. Doch nach diesem positiven Feedback wurden statt der beim Briefing so groß angekündigten Plakatkampagne nur ein Flyer und zwei Etiketten in Auftrag gegeben. Produktmanagerinnen waren zwar die Domäne von Stefan Szabo und dem kettenrauchenden Richard Marx, der mit seinen Ohrringen, dem Grunge Look, gelben Nikotinfingern und einer charmant-überheblichen Kunstattitüde bei den immer in blauen Kostümen auftretenden, gestressten Frauen sehr gut ankam. Doch diesmal half alles nichts, das Werbebudget wurde aufgrund von Sparmaßnahmen gnadenlos gekürzt und die Agentur rutschte immer tiefer in die roten Zahlen.
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Gewinn war derzeit ein Fremdwort für Anna Lange und ihre Werbeagentur „The White Elephant“. Im Gegenteil, die Verluste nahmen besorgniserregende Dimensionen an und sie musste dringend handeln. Deshalb hatte sie auch ihren schwarzen Mini mit Aktenordnern vollgestopft, um mit ihrem Steuerberater doch noch die eine oder andere Geldquelle zu erschließen.
Anna Lange schüttelte ihre roten Haare und verfluchte innerlich die widerlichen Locken, die auch durch den exzessiven Einsatz des Glätteisens nicht verschwanden und sie wie eine irische Farmerin aussehen ließen. Ihre grünen Augen funkelten, als sie in der Agentur von ihrer Assistentin Mary die Post entgegennahm. Sie ahnte bereits, dass sich in dem Postberg jede Menge Rechnungen befanden, die nur darauf warteten, ihr den Tag zu verderben. Mit einem zynischen Lächeln schnappte sie sich den Stapel und dachte einen kurzen Moment daran, alles ungelesen in den Papierkorb zu werfen.
In ihrem Büro warf sie ihren Ledermantel achtlos auf eine schwarzbezogene Couch, fuhr den weißen Apple Computer hoch und checkte wie jeden Tag ihre Mails. Wie immer war sie von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet: schwarze Jeans, schwarze Bluse, die gerade so weit aufgeknöpft war, dass man die Spitzen ihres schwarzen
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