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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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zog sich schnell an.
    »Elizabeth«, sagte er, »warte – wir müssen das ausdiskutieren.«
    »Komm mir nicht zu nahe.« Sie wirbelte herum und ging hinaus, ließ die Tür offenstehen.
    Elizabeth hatte Richard Feynman in dem Monat, den sie jetzt für ihn tätig war, höchstens zehn Minuten zu Gesicht bekommen. Gewöhnlich kam er wie ein Wirbelwind in sein chaotisches Büro geschossen, reichte ihr ein paar eng bekritzelte Blätter zum Abschreiben, beantwortete außer Atem irgendeine Frage bezüglich seiner Notizen vom letzten Mal und wurde dann von irgendeinem anderen Physiker mit Beschlag belegt.
    »Implosion, das ist das Zauberwort!«, brüllte er sie einmal an, als er wieder zu irgendeiner Besprechung davoneilte. Die Verzögerungen in der Oak-Ridge-Fabrik, wo Uranisotopen separiert wurden, hatte auf dem Hügel ein Chaos ausgelöst. Feynmans Erkenntnisse bezüglich eines Implosionsprozesses für das Plutoniumgerät belebte das Projekt neu. In dem neuen Terminplan, den Oppenheimer und General Groves aufgestellt hatten, hatte keiner der Physiker auch nur eine Minute Freizeit.
    Das steigerte die Wichtigkeit von Feynmans Aufzeichnungen – Elizabeth musste hingekritzelte stenographische Notizen abschreiben, mit denen ganze Notizblöcke gefüllt waren, musste daraus einen zusammenhängenden Fluss machen, dem die anderen Wissenschaftler des Projekts folgen konnten. Bei ihren Physikkenntnissen war sie dafür ideal geeignet – und das führte dazu, dass sie in nicht einmal fünf Wochen zu einem wertvollen Bindeglied zwischen Feynmans Gruppe und dem Rest des Projekts wurde.
    In ihrer freien Zeit blieb sie für sich, saß alleine bei den Mahlzeiten und sorgte dafür, dass Fox sie nicht belästigte. Sie fühlte sich in ihrer Entscheidung, Feynman zu helfen, hundertprozentig gerechtfertigt und ließ sich in ihren Gefühlen nicht durch irgendwelche rhetorischen Anstrengungen von Fox beeinflussen. Er machte ihr Angst, seit sie diesen Funken von Fanatismus in ihm entdeckt hatte. Aber es war auch durchaus möglich, dass sie sich vor einem ähnlichen Funken, der in ihr selbst glomm, versteckte.
    Die Dinge änderten sich – die äußeren Umstände ebenso wie die Menschen. In ihrer Jugend hätte sie sich nichts Schlimmeres vorstellen können, als die Verbreitung von Kernwaffen, die sie für das schlimmste Verbrechen gegen die Menschheit hielt. Vor einem Jahr – eigentlich sogar vor sechs Monaten – hätte sie sich niemals vorstellen können, dass sie einmal das Projekt so unterstützen würde, wie sie das jetzt tat.
    Sie würde nie daran glauben, dass die Bombe so etwas wie der ultimative Friedensstifter war. Aber jetzt musste das Land sich vor einem weiteren Naziangriff schützen. Die Vereinigten Staaten mussten die Bombe als Verteidigungswaffe für sich behalten, brauchten sie nicht auf bereits in Schutt und Asche gelegte japanische Städte werfen, bloß um mit dem hübschen Spielzeug, das sie ausgeheckt hatten, Eindruck zu machen.
    Früher hatte die Kantine im Technikbereich 1 um zwanzig Uhr geschlossen, jetzt blieb sie vierundzwanzig Stunden geöffnet – eine der Maßnahmen, die General Groves getroffen hatte, um die Wissenschaftler dazu zu bewegen, rund um die Uhr zu arbeiten. Sie durften arbeiten, wann und wie sie wollten, solange sie nur die ganze Zeit arbeiteten.
    Elizabeths Augen weiteten sich, als Feynman Oppenheimer an ihren Arbeitstisch zerrte. Sie spürte, wie ihre Muskeln sich verspannten. Bis jetzt hatte sie den Mann nicht persönlich kennengelernt. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn im Morgenschnee auf seinem Appaloosa sitzen. Mit zitternden Beinen schickte sie sich an aufzustehen, als sie ihren Raum betraten.
    Oppenheimer ergriff sofort die Initiative; selbst Feynman schien in Gegenwart des Direktors etwas von seinem Selbstbewusstsein zu verlieren. »Bitte, behalten Sie Platz. Betsy, ich glaube, wir haben uns noch nicht offiziell kennengelernt. Ich bin Robert Oppenheimer.«
    »Dr. Oppenheimer.«
    »Bitte, sagen Sie Oppie. Alle tun das.«
    »Dann müssen Sie Elizabeth zu ihr sagen«, sagte Feynman. »Nicht Betsy.«
    Oppies dunkle Augenbrauen fuhren in die Höhe. Er wirkte ernsthaft beunruhigt, so als hätte man ihn auf ein wichtiges Thema nicht hinreichend vorbereitet. »Tut mir leid, ich –«
    Elizabeth streckte ihm die Hand hin. Sie spürte, wie ihre Handfläche feucht wurde, zwang sich aber, dem Mann in die Augen zu sehen. »Ein heutzutage weitverbreiteter Fehler.«
    Oppies Händedruck war fest, seine Finger

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