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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Zeug gewesen, eine Unmenge Theorien ohne jeden praktischen Nutzen, etwas, womit Genies sich befassten, wenn sie in schattigen Alleen auf und ab schlenderten und über die vielfältigen Möglichkeiten dieses neuen Wissensgebietes diskutierten. Nukleare Metaphysik?
    Wenn Deutschland über die Fähigkeit verfügte, radioaktiven Staub über amerikanischen Städten abzuwerfen, würden die Nazis dann ein Ultimatum an Präsident Roosevelt richten, ihn zur Kapitulation zwingen? Roosevelt befand sich im Augenblick im Wahlkampf gegen Dewey, bemühte sich um eine vierte Amtsperiode, aber die Nachwirkungen der Katastrophe von New York hatten ihm großen Schaden zugefügt. Der Krieg lief schlecht, und Deweys Reden waren immer aggressiver geworden. Die Wissenschaftler von Los Alamos murmelten verstohlen, machten sich dann aber wieder an die Arbeit. Dewey war nicht über das Manhattan-Projekt informiert. Selbst Roosevelts Vizepräsident Henry Wallace wusste nichts davon, es sei denn, seit dem Angriff auf New York war eine Änderung in der Geheimhaltung eingetreten. Wenn Roosevelt die Wahl verlor, könnte die Existenz von Los Alamos infrage gestellt werden.
    Aber bis zur Wahl waren es noch drei Monate. Würde ein Machtwechsel Hitler dazu veranlassen, ein Ultimatum zu stellen? Elizabeth schauderte bei dem Gedanken an Amerika unter Naziherrschaft.
    Sie rollte sich auf dem Bett wieder zurück und starrte zur Decke. Kein Wunder, dass sie keinen Schlaf finden konnte, solange sie sich mit Gedanken herumschlug, wie man die Welt retten könnte – oder zumindest was aus der Welt werden würde.
    »Kannst du nicht schlafen?« Fox' Stimme war leise. Er klang nicht benommen, also war er vermutlich bereits eine Weile wach.
    »Nein.«
    »Was ist denn?«
    Sie antwortete viel zu schnell. »Gar nichts.«
    Er rollte sich zur Seite. »Ich hör dir jetzt schon eine Stunde zu, wie du dich herumwälzt.« Er blieb einen Augenblick lang stumm und strich dann liebkosend über ihren Arm. »Was ist denn los?«
    Elizabeth drehte sich zu ihm herum. Im schwachen Licht konnte sie kaum die Konturen seines Kopfes ausmachen. Oh, verdammt, dachte sie. Sie hatte sich bemüht, Distanz zu Fox zu halten, wollte nicht, dass er ihr zu viel bedeutete. Seit Jeffs Tod war jetzt mehr als ein Jahr vergangen. Jeff. Die Erinnerung an ihn schien weit zurückzuliegen. Nicht einmal sein Gesicht konnte sie sich mehr vergegenwärtigen. Welche Farbe hatten seine Augen gehabt? Lockiges, dunkelbraunes Haar, eine rotgeränderte Brille, aber seine Gesichtszüge wollten sich nicht mehr einstellen – sie konnte ihn einfach nicht sehen.
    Und Fox. Ja, freilich, sie hatte mit ihm geschlafen, aber was hatte das schon zu bedeuten? Sie brauchte Gesellschaft, und sie mochte ihn. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie ihm alles anvertraute. Oft musterte Fox sie mit eigenartiger Miene, als würde er etwas argwöhnen. Aber wie es schien, hatte er seine eigenen Schlüsse darüber gezogen, wer sie war. Sie wollte ihm die Wahrheit nicht sagen.
    Los Alamos war von einer Mentalität erfüllt, die Elizabeth für sich immer mit Papi weiß schon, was richtig ist, umschrieb – Religion, Gehorsam, Hingabe: Wahrheit, Gerechtigkeit und der American Way of Life. Sie war schließlich ein Produkt der achtziger Jahre, einer Zeit, wo jeder in erster Linie an sich dachte. Man brauchte nicht sein Herz und seine Seele zu verpfänden, bloß um mit jemandem zu schlafen – ihre Art zu leben würde erst in einem halben Jahrhundert erfunden werden!
    Aber manchmal wurde sie einfach nicht damit fertig. Sie brauchte jemanden, mit dem sie reden konnte, und sie konnte es sich einfach nicht leisten, dass etwas zwischen sie und Graham Fox kam. Er würde es ja ohnehin bald selbst herausbekommen. Sie biss sich auf die Unterlippe und flüsterte: »Feynman. Ich bin diejenige, die ihm erklärt hat, wie man das Gadget zum Funktionieren bringt.«
    »Ja, freilich. Und jetzt schlaf wieder.« Er lächelte sie an.
    »Graham, hör mir zu.«
    Ein Moment verstrich. Seine Dackelaugen weiteten sich. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja.«
    Fox setzte sich im Bett auf, sein Arm verwickelte sich dabei in der Decke. »Was?«
    »Ich habe ihm gesagt, was sie falsch gemacht haben, wie sie es hinbekommen würden.«
    Fox atmete jetzt schneller. »Ich habe dich nie danach gefragt, wie es kommt, dass du soviel weißt. Ich dachte immer, ich meine, wie konntest du? Kannst du denn nicht begreifen, was jetzt passieren wird? Jemand wird die Atombombe auf

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