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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Toilette gemusst hätte.
    Damals, 1983, hatte Elizabeth das Gefühl gehabt, ein großes Opfer gebracht zu haben. Sie hatte um ihrer Sache willen bürgerlichen Ungehorsam praktiziert. Sie hatte sich für etwas verhaften lassen, woran sie glaubte. Und sie hoffte, dass ihre Geste mit der all der anderen einen Sinn haben würde. Sie hoffte, es würde ausreichen.
    Aber es hatte gar nichts bewirkt. Nichts davon hatte jetzt etwas zu sagen, wie sie vor den Holzbaracken im alten Los Alamos stand und den Wissenschaftlern dabei zusah, wie sie ihrer Arbeit an der Entwicklung der ersten Atombombe nachgingen, dem ersten Dominostein in einer endlosen Kette von Waffen. Jener erste Protest in Livermore hatte sie auf eine Straße geführt, die sie zurück nach New Mexico gebracht hatte, die sie dazu veranlasst hatte, nachts auf der MCG-Versuchsstätte Sabotage zu begehen – und damit hatte sie Jeffs Tod verursacht und war selbst in die Vergangenheit geschleudert worden.
    Jetzt hatte sie die Chance, mehr zu tun, als nur zu protestieren, etwas viel Drastischeres zu unternehmen.
    Etwas, das für die Geschichte der Menschheit wirklich etwas bedeuten würde.

9
     
    Berlin – Virushaus
    Oktober 1943
     
»Wenn wir auf vergangene wissenschaftliche Fortschritte blicken, die mit immer größerer Geschwindigkeit erzielt wurden, dann dürfen wir erwarten, dass künftige Forscher Atome ganz nach ihrem Wunsch zertrümmern oder aufbauen können, dass sie fähig sein werden, explosive nukleare Kettenreaktionen zu bewirken. Wenn solche Transmutationen sich in der Materie fortsetzen können, können wir damit rechnen, dass nützliche Energie in ungeheurem Maße freigesetzt wird.
— Frédéric Joliot-Curie, Ansprache bei der Annahme des
 Nobelpreises für Physik im Jahre 1935
»Professor Heisenberg hatte auf meine Frage, ob man eine erfolgreiche Kernspaltung mit absoluter Sicherheit unter Kontrolle halten könne, keine endgültige Antwort gegeben … Hitler war ganz offensichtlich von der Aussicht nicht entzückt, eine unter seiner Herrschaft befindliche Erde könnte sich möglicherweise in einen leuchtenden Stern verwandeln.«
— Albert Speer, Reichsminister für Bewaffnung und Munition.
    Der LKW mit der letzten Ladung Graphitblöcke kam zum Stillstand. Professor Abraham Esau stand im Eingang des Virushauses und sah, dass das Fahrzeug vor dem falschen Gebäude angehalten hatte. Zwei Techniker rannten in den kalten Regen hinaus, um den Fahrer zum Hauptbunker zu dirigieren. Die bewaffneten Posten auf der Ladebrücke des Lkws hoben ihre Karabiner und zielten auf die Männer, die auf sie zugerannt kamen; die Techniker blieben stehen und fuchtelten mit den Armen.
    Irgendwie kam Esau diese massive Bewachung für einen LKW mit Graphitblöcken lächerlich vor. Weshalb sollte ein Saboteur auf den Gedanken kommen, Kohlenstoff zu stehlen? Es war gar nicht so leicht gewesen, die deutschen Graphithersteller – deren Produkt bisher allenfalls in minimalem Umfang für Rüstungszwecke benötigt worden war – davon zu überzeugen, dass er absolute Priorität haben musste. Als entsprechende Anweisungen auf seinem »Generalbevollmächtiger«-Briefbogen sich als unwirksam erwiesen, hatte Esau veranlasst, dass sie einen Brief von Reichsminister Speer bekamen. Von dem Augenblick an lief alles richtig.
    Esau hatte Speers Vollmacht noch einige Male eingesetzt, zuerst, um darauf zu bestehen, dass die Lieferung innerhalb weniger Wochen statt mehrerer Monate erfolgen musste, und dann, um die Firmen dazu zu zwingen, den Graphit mit einem Prozess herzustellen, bei dem Petroleumkoks anstelle von Mineralkoks eingesetzt wurde. Das war ein wesentlich aufwendigerer Fertigungsprozess und reduzierte das Produktionsergebnis auf die Hälfte – aber beim Mineralprozess wurde der Graphit immer mit Bor verunreinigt, und Bor absorbierte Neutronen und hatte deshalb Walter Bothes erste Messungen unbrauchbar gemacht.
    Esau konnte wütend werden, wenn Leute aus reiner Faulheit versuchten, ihn zu täuschen. »Das ist technisch unmöglich!«, hatten die Hersteller einhellig behauptet. Aber Esau war über den Petroleumprozess informiert, weil einige britische Fabriken ultrareines Graphit für die Herstellung von Elektrodenspitzen erzeugten. Er und Graham Fox hatten diese Elemente bei ihren Experimenten in Cambridge benötigt.
    »Wir schaffen es«, murmelte er halblaut und klappte dann seinen Jackettkragen hoch und eilte quer über das Gelände zu dem LKW hinüber.
    Der Fahrer und die

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