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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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ob irgendwie das Projekt seinen geradlinigen Kurs verloren hatte. Sie hatte wie alle anderen auch in Los Alamos die regelmäßigen Wochenschauen gesehen – voll Optimismus und vollgepackt mit alberner Propaganda, aber trotz alledem mit einem Funken Wahrheit. Sie hatte zugesehen, wie der Zweite Weltkrieg immer schrecklicher wurde – und das hatte sie mehr mitgenommen als seinerzeit – in der anderen Zeitlinie – die Berichte vom Vietnamkrieg. Sie hatte die schrecklich verbrannten Leichen von Hiroshima und Nagasaki noch deutlich vor Augen, aber jetzt sah sie andere Bilder – den Überfall auf Pearl Harbor, den Todesmarsch von Bataan und die geschundenen Kriegsgefangenen, die man in Burma gefunden hatte. Die ganze Wahrheit über die Nazikonzentrationslager war noch nicht bekannt.
    Sie glaubte zu begreifen, wie es zu dieser Änderung in ihrer Einstellung gekommen war, und akzeptierte sie mit einer gewissen Beklommenheit – sie war in diese Kultur eingetaucht und hatte angefangen, die Dinge aus deren Blickwinkel zu sehen. Ihr Alltagsleben hatte angefangen, die größeren Dinge zu beeinträchtigen, die wichtigen Dinge – ihre Ideale, ihre Moralbegriffe.
    Aber Elizabeth wusste auch tief in ihrem Inneren, dass sie sich nie ändern würde, selbst wenn sie anders an die Dinge herangehen musste. Es war möglich, die Geschichte zu ändern – das hatte sie bereits bewiesen. Wenn die Deutschen schließlich kapitulierten, was unabwendbar war, würde sie zu den Ersten gehören, die darauf bestanden würde, dass das Gadget nicht eingesetzt wurde. Viele Wissenschaftler des Manhattan-Projekts würden sich auch sehr deutlich äußern – der Beginn einer Protestbewegung gegen die Atomkraft. Graham Fox würde vermutlich zu ihnen gehören. Sie konnte ihn im Saal nicht entdecken.
    Oppenheimer, der wie eine Vogelscheuche vor der Menge stand, klopfte auf sein Rednerpult. Es wurde ruhig im Saal. Oppie drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und hüstelte, um auf sich aufmerksam zu machen. Er wirkte irgendwie benommen. Man konnte ihm die Anspannung deutlicher ansehen als allen anderen.
    Elizabeth legte den Kopf etwas zur Seite, um ihn besser sehen zu können. Sie erinnerte sich ganz deutlich, wie er im Canyon geniest und sich dann die Nase am Ärmel abgewischt hatte. Sie schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Oppenheimer wartete jetzt, sah zu, wie zwei Männer in Uniform eine Filmleinwand aufbauten. Elizabeth richtete sich in ihrem Sitz auf, um über die Köpfe der Leute vor ihr hinwegsehen zu können.
    Oppie beugte sich vor und hob die Stimme. »Ich weiß, dass es heiß ist, aber bitte, haben Sie Verständnis. Wir werden jetzt gleich die Türen schließen müssen, um einen Film vorzuführen. Es wird also noch heißer werden. Aber nicht so schlimm wie das, was wir Ihnen zeigen müssen. Das ist äußerst wichtig.« Als das Gemurmel verstummte, nickte Oppenheimer nach rechts hinüber. »General Groves.«
    Ein stämmiger Mann in Uniform erhob sich von seinem Platz und ging auf das Rednerpult zu. »Danke, Dr. Oppenheimer.«
    General Groves hatte man die Aufgabe übertragen, das Gadget zu entwickeln, koste es, was es wolle, ganz gleich, wie viel Geld er dafür anforderte und wie viele Leute. Es gab nur wenige, die den etwas dicklichen, meist anmaßend auftretenden Mann, der von jedem Mitarbeiter des Projekts zweihundert Prozent Leistung verlangte, leiden konnten. Obwohl der General im letzten Jahr häufige Inspektionsbesuche in Los Alamos gemacht hatte, bekam Elizabeth ihn jetzt das erste Mal zu Gesicht.
    Nach der Kapitulation Deutschlands würde sie gegen Groves kämpfen müssen. Sie musterte sein Gesicht mit den hohlen Wangen, sein dunkles, mit Grau durchsetztes Haar und seinen melierten Schnurrbart. Es würde einige Mühe kosten, ihn davon zu überzeugen, einen Demonstrationsabschuss durchzuführen, statt menschliche Wesen zu vernichten.
    Das war die nächste Chance für sie, den Dingen einen anderen Lauf zu geben.
    Groves räusperte sich und packte dann das Rednerpult, als wollte er es zerbrechen. Er trug seinen khakifarbenen Uniformrock. Man konnte die Schweißflecken unter seinen Armen sehen, aber sonst war ihm in keiner Weise anzumerken, dass er sich unbehaglich fühlte.
    »Also schön, fangen wir an. Ich habe Sie nicht alle hierher kommen lassen, um lange um den heißen Brei herumzureden, also will ich gleich zur Sache kommen. Ihnen allen ist bekannt, dass das, was Sie hier tun, die Entwicklung des Gadgets, die edelste

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