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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Bruder studierte Zahnmedizin und würde eines Tages die elterliche Praxis übernehmen. Die Beziehung hatte nicht lange gehalten.
    »Da ich nun weiß, wie du untergebracht bist, kann ich mich beruhigt auf den Heimweg machen«, sagte Huguette.
    Tom machte eine besorgte Miene. »Das kann ich nicht zulassen. Da sind Sie den weiten Weg die ganze Nacht unterwegs. Und in drei Tagen wollen Sie wiederkommen, um alle abzuholen? Was für ein Aufwand. Nichts da, wenn Sie nichts anderes vorhaben, bleiben Sie hier. Seien Sie unserer Gast. Wir haben noch ein Bett frei. Segeln Sie doch einfach mit!«
    War der noch zu retten? Was mischte der sich in Familienangelegenheiten ein? Nein und nochmals nein, ich brauchte keinen Aufpasser. Huguette, bitte bleib standhaft, dachte ich, tu mir das nicht an, du hast doch bestimmt irgendeine wichtige Sitzung mit deinen Genossen.
    Karrieremama bekam hektische Flecken im Gesicht. »Ich weiß nicht, da müsste ich mich krank melden. So was habe ich noch nie gemacht. Wie aufregend!«
    Doro hakte nach. »Sie können in der Kajüte schlafen, die normalerweise dem Smutje zugedacht ist. Sie hätten sozusagen ein Einzelzimmer. Tom hat recht, zurückzufahren ist zu anstrengend. Geben Sie sich einen Ruck.«
    Huguette schien noch zu überlegen. »Ich wollte ja schon immer mal segeln. Aber ich will mich nicht aufdrängen.«
    Dann schaute sie mich an. »Was meinst du?«
    Ich ahnte, jetzt lag es an mir, mich zu revanchieren. »Du brauchst entsprechende Kleidung und einen Kulturbeutel«, antwortete ich.
    »Vor zehn Uhr morgen früh laufen wir nicht aus. Sie haben also noch Zeit, etwas einzukaufen und in der Firma anzurufen«, sagte Doro schnell, bevor Huguette es sich anders überlegte. »Apropos einkaufen. Ich hoffe, ihr habt Proviant mitgebracht, holt den mal aus dem Auto.«
    *
    Huguette zog sich früh zurück. Auch wenn ich es nie zugegeben hätte, war ich insgeheim stolz auf sie. So eine spontane Aktion hätte ich ihr nicht zugetraut. Karrieremama auf Abwegen, dachte ich.
    Der freundliche Empfang von Tom und Doro hatte mich ein wenig euphorisiert. Ich dachte auch an Karens Mission.
    Na gut, vielleicht klappte es ja doch, Mark und Andi dazu zu kriegen, dass sie wieder miteinander redeten.
    Und dann war da noch die Annäherung von Don und Giulia. Das schien anscheinend leichter lösbar. Karen hatte sich viel vorgenommen, eine große Aufgabe wartete auf sie. Gut, sagte ich mir, ich werde sie unterstützen wie ich kann. Obwohl ich mich viel lieber aus allem rausgehalten hätte. Daraus sollte aber nichts werden.
    Unsere Korona setzte sich an den langen Tisch und machte sich über die restlichen Nudeln her. Irgendwer hatte Led Zeppelin aufgelegt. »Whole Lotta Love« rockte durch den Salon.
    Die Rheinländer waren munter drauf. Eine ähnlicher Verein wie wir, sie kannten sich alle und waren trinkfest. Sie hatten sich einen Kasten Grolsch besorgt, Halbliterflaschen, mit Bügelverschluss, der Plopp! beim Öffnen machte. Ich saß neben einem Typen, den sie Freaky Willy nannten.
    Er ließ ein Pur-Pfeifchen rumgehen. Der Typ stank wie ein Komposthaufen. Er sah aus, als wäre er in ein Loch gefallen, kleine Bröckchen getrockneter Erde hingen in den verfilzten blonden Haaren. Ich ließ einen kleinen Abstand zwischen ihm und mir.
    Er erzählte seine Geschichte. Dass die ganze Truppe gerade vom »Second British Rock Meeting« kam, einem Festival bei Germersheim am Oberrhein.
    Pink Floyd, Emerson, Lake & Palmer, Uriah Heep und Osibisa seien dort aufgetreten. Und dass er zwei Tage auf LSD war. Mit ein paar anderen Freaks sei er in einem zum Gelände gehörenden Seitenarm des Rheins schwimmen gewesen. Aus Schlamm hätten sie sich eine Rampe gebaut. Auf die Plätze, fertig, los – und auf dem Hosenboden hinein ins Wasser. Stundenlang hätten sie das getrieben. Noch nie im Leben so viel gelacht. Ein Riesenspaß. Freaks konnten wie kleine Kinder sein.
    »Ich merkte gar nicht, wie die Zeit verging. Plötzlich war es mitten in der Nacht, und es fing an zu regnen. Ein total irres Gewitter mit Hagel und allem Drum und Dran. Seitdem habe ich meine Klamotten nicht mehr gewechselt. Es war einfach zu geil. Dieser Spirit ist noch immer in mir drin.«
    »Hast du überhaupt was von den Bands mitbekommen?«
    Er griff nach einer Jutetasche, eine wie ich sie auch hatte, und holte einen einzelnen, ziemlich lädierten Trommelstock, eine kleine 9-Volt-Batterie und ein Gitarren-Plektrum hervor.
    »Die Batterie stammt aus dem Verzerrer von David

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