Trips & Träume
Gilmour, der Trommelstock ist vom Osibisa-Schlagzeuger, das Plektrum von Greg Lake. Ich stand bei allen Konzerten in der ersten Reihe, und da flogen mir die Teile sozusagen einfach entgegen.«
Er stand in der ersten Reihe, war aber gleichzeitig auf LSD und in eine Schlammschlacht verwickelt. Abgefahren. Ich glaubte ihm kein Wort, dafür haute sein Dope ordentlich rein. Und das Bier zischte wie Apfelsaft. Irgendwann fiel mir auf, dass Don und Giulia nicht mehr am Tisch saßen.
*
Mit den Klamotten am Leib wachte ich auf.
Das Bett neben mir war leer. Wo war Andi? In meinem Schädel donnerte eine ausgewachsene Stampede. Das Schiff schaukelte. Für mein Gefühl nicht nur ein wenig, sondern eine Gangart zu viel. Ich richtete mich auf.
Dann passierte es.
Schwallartig beförderte ein Spasmus den Inhalt meines Magen nach oben. Zuerst kam gelbe Brühe, dann würgte ich halbverdaute Nudeln hervor.
Ich sprang aus dem Bett und hinterließ eine Spur bis zum Waschbecken. Als der Anfall nachließ, drehte ich den Hahn auf und hielt den Kopf unter das kalte Wasser. Das brachte etwas Erleichterung, das Würgen hörte auf. Für den Moment war Ruhe, wirklich besser ging es mir aber noch nicht.
Dope und Alkohol. Beides zusammen konnte eine gefährliche Mischung sein. Das hatte ich nun davon. Oder war ich einfach nur seekrank?
Ich wusch mir das Gesicht, putzte die Zähne und zog frische Sachen an. Mit dem Handtuch entfernte ich die Sauerei. Das Schiff schaukelte noch immer. Oder war das alles nur eine Ausgeburt meines Schwindelgefühls?
Im Flur gab es ein Geländer, an dem ich mich über die kleine Treppe nach oben ans Deck hangelte.
Die frische Luft tat gut, ich hätte trotzdem sofort wieder kübeln können. Als Landratte war ich die Bewegungen auf See nicht gewohnt. Mir wurde sofort wieder elend zumute.
Die Mother Universe schipperte ruhig über das Wasser. Die Küste immer in Sichtweite. Die wenigen Wellen konnten ihr nichts anhaben.
Es war allein meine Wahrnehmung, die verrückt spielte. Ich war seekrank, da war ich mir jetzt sicher. Es wehte ein kräftiger Wind, und soweit ich das als Landratte beurteilen konnte, waren alle Segel gesetzt.
Die gesamte Truppe tummelte sich auf Deck. Ich erkannte Freaky Willy und die Rheinländer. Nur Don und Giulia waren noch immer nicht zu sehen.
Andi, Karen und Mark saßen am ersten Mast. Ein Versuch für ein Friedensgespräch? Im Moment schienen sie sich nicht zu unterhalten. Sie saßen einfach da, ließen sich den Wind in die Haare wehen und schauten hinaus aufs Meer.
Das Gerumpel in meinem Magen war zum Stillstand gekommen, aber der Schwindel blieb – wie nach einer Achterbahnfahrt auf dem Rummel.
Später hatte ich den Dreh raus, gewöhnte ich mich an das Auf und Ab des Kahns. Solange ich mich an Deck aufhielt, konnte ich es aushalten, dieses Geschaukel. Musste ich aber aus irgendeinem Grund, und sei es nur zum Pinkeln, nach unten in den Bauch des Schiffes, wurde mir sofort wieder speiübel. Das sollte sich erst am dritten Tag legen.
Doch da sollte ich ganz andere Sorgen haben.
Wie hatte Karen gesagt, segeln bedeute mit anfassen, im Team arbeiten? Kein »reich, berühmt und sexy«, kein Fürst, kein Impresario-Stress, kein Gegeneinander, kein Ego-Trip.
Ich ging zum Ruderhaus, hielt mich dabei an der Reling fest. In dem kleinen, engen Raum standen Doro und Huguette am Ruder und schauten durch das große Fenster hinaus auf die See. Karrieremama, eingepackt in eine dicke Jacke, machte eine sorgenvolle Miene, als sie mich sah.
Bevor ich etwas sagen konnte, fragte sie: »Alles in Ordnung?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Du hast keine Probleme?«
Huguette strahlte mich an. »Nein, Junge, ich genieße es.«
Erst jetzt bemerkte ich Tom, der sich hinter mir in der Ecke des Ruderhauses an einer Kiste zu schaffen machte. Er trug einen dicken Pullover und hatte die langen Haare unter einer Strickmütze verpackt. Plötzlich hielt er ein paar Schwimmwesten in den Händen.
»Ich werde eine kleine Einweisung machen«, sagte er. »Die wichtigsten Begriffe und wie man sich bei Mann über Bord verhält. Ein paar einfache Knoten sollte man auch können.«
Für einen Augenblick vergaß ich den Schwindel. Um zu zeigen, das ich ihm als Chef auf dem Schiff vertraute, antwortete ich: »Aye, aye, Kapitän.«
»Lass den Quatsch«, sagte Tom grinsend.
»Sag mal, wie schnell, also wie viele Knoten kann die Mother Universe denn so schaffen, und wie schnell sind wir jetzt?«, wollte ich
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