Trips & Träume
Freunde?«
»Ich habe mit Doro gesprochen. Für den nächsten Törn haben sie noch Plätze frei. Du kommst doch mit?«
fünfzehn Maiden Voyage
Karen besaß eine seltene Gabe. Sie konnte Menschen zusammenführen.
Es gelang ihr tatsächlich, Mark und Andi dazu zu bringen, den Ausflug ans IJsselmeer zu machen. Doch das war nur die eine Großtat. Den eigentlichen Coup hielt sie für den Tag der Abfahrt bereit.
Sie hatte den Segel-Trip für das erste Oktoberwochenende organisiert. Blieb nur noch zu klären, wie wir nach Lemmer kommen würden.
»Die Freaks vom Hausboot wären bereit, den VW-Bus rauszurücken. Das Fahren kann doch Andi übernehmen«, sagte sie am Telefon.
»Zurzeit gibt es wieder eine große Anti-Drogen-Kampagne.«
»Was hat das mit unserer Reise zu tun?«
Ich musste an die Montreux-Aktion denken. »Denen wird es eine Freude sein, vier Langhaarige und eine Hippiebraut in einem buntbemalten Bus zu stoppen. Die werden das Unterste zuoberst kehren. Darauf habe ich keinen Bock.«
»Hast du eine bessere Idee?«
»Nein. Aber lass uns nichts überstürzen«, antwortete ich und legte auf.
Beim Abendbrot erzählte ich Huguette beiläufig von der Reise. Auguste zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Karrieremama schwenkte sofort auf die gewünschte Linie ein.
»Also fünf Flippköppe in einem Haschbus. Am Ende werdet ihr noch in einer Zelle landen.«
»Wie, heißt das jetzt, du willst nicht, dass ich da mitfahre?«
»Das mit dem Segeln ist eine schöne Idee. Besser, als immer in diesem Rats rumzuhängen. Aber das mit dem Bus gefällt mir gar nicht.«
»Wie sollen wir sonst hinkommen? In Andis Auto passen nicht alle rein.«
»Ich könnte euch ja fahren, mit meinem Wagen. Dann weiß ich wenigstens, dass ihr sicher ankommt.«
»Dann müsstest du uns auch wieder abholen.«
»Ja, gut, aber ich will nicht, dass du denkst, ich ließe dich hängen. Da sich mein Sohn anscheinend entschieden hat, eine bürgerliche Laufbahn als Journalist einzuschlagen, bin ich dir was schuldig, oder?«
Ich versuchte so unschuldig wie möglich dreinzuschauen.
Insgeheim hatte ich aber genau darauf spekuliert, dass es an der Zeit sei, mir einen Gefallen zu tun.
Auguste nickte zufrieden. Dann war es wohl auch okay für sie.
Abfahrt war am darauffolgenden Donnerstagmorgen um zehn Uhr vor dem Rats. Wir hatten unsere Taschen und Rucksäcke bereits in Andis Käfer und in Huguettes Kadett verstaut, als Karen mit zehn Minuten Verspätung um die Ecke kam.
Sie war nicht allein.
»Ich fass es nicht«, entfuhr es mir. Die Begrüßung geriet überschwänglich. Großes Hallo, mit Küsschen und Umarmungen. Einer nach dem anderen, drückten wir unsere italienische Freundin an die Brust. Dann bestürmten wir Giulia mit Fragen. Was machst du denn hier, was, du kommst mit zum IJsselmeer? Ist ja der Hammer, Wahnsinn. Das war wirklich eine Überraschung.
Für Don war es ein Schock. Er stand da, wurde weiß wie die Wand und rührte sich nicht. Giulia gab ihm einen Kuss auf die Wange, doch er brachte keinen Ton raus.
*
Die Autofahrt verlief ohne Störungen.
Bei Venlo passierten wir die Grenze. Sowohl die deutschen als auch die niederländischen Beamten schauten kurz auf unsere Pässe und winkten uns durch. Nach ein paar Kilometern hielten wir an einer Raststätte, tankten, gingen pinkeln und versorgten uns mit Süßigkeiten. Ich kaufte drei Leckerschmecker. Nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Kiffern sehr beliebt. Zu diesem Zeitpunkt waren wir aber noch absolut törnfrei.
Huguette fuhr mit dem Kadett nicht schneller als hundert Stundenkilometer. Andi tuckerte brav hinterher. Ich saß im Kadett auf dem Beifahrersitz und hatte eine Karte auf den Knien. Lotsen war nicht notwendig, Karrieremama wusste, wo es langging. »In Holland kann man sich nicht verfahren«, sagte sie. Kurz vor Amsterdam wechselten wir die Autobahn, dann sahen wir die ersten Schilder und bogen ab auf die Landstraße. »Noch dreißig Kilometer«, sagte ich.
Karen hatte sofort kapiert, dass Giulia und Don noch nicht so weit waren. Sie und Giulia saßen bei Andi im Wagen. Don, Mark und ich im Kadett. Nachmittags, so gegen sechzehn Uhr, erreichten wir Lemmer. Der beschauliche Ort mit seinen kleinen Straßen und Häusern wirkte wie gemalt. Vieles erinnerte noch an die Zeit, als er ein Handels- und Fischerdorf war. Wir fuhren direkt zum Hafen, parkten irgendwo, holten unsere Sachen raus und machten uns auf den Weg hinunter zum Kai.
Am Ufer entlang reihte sich ein
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