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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Sonne gerade aufgegangen, als Kikstra rief: »Da ist was, ich habe etwas gesehen.«
    Alle, bis auf Frederik, der am Ruder blieb, rannten hinaus.
    De Vries beugte sich über die Reling. Er hatte mit einer Stange, an der sich ein Haken befand, etwas aus dem Wasser gefischt. Es war rot und hatte vor zwölf Stunden wie ein Stroboskop geblinkt. Die Blitzboje. Sie hatte längst aufgehört zu leuchten. Die Batterie war leer.
    Als wir ins Ruderhaus zurückkamen, nahm Frederik den Kopfhörer ab. »Der Hubschrauber wird es später noch einmal versuchen. Aber die Anna Margaretha muss die Suche abbrechen«, sagte er.
    Was hatte Kikstra gesagt? Unterkühlt war er gewesen, aber er hatte überlebt. Doch der Mann, den sie vor Texel aus dem Wasser gezogen hatten, hatte eine Schwimmweste gehabt. Andi nicht.
    »Bitte, suchen Sie weiter. Bitte«, sagte ich mit einem Kloß im Hals. Schweigend legte Tom den Arm um mich. Ich heulte los.
    *
    Die nassen Klamotten klebten am Körper, und meine Zähne klapperten.
    Ab in die Koje und den ganzen Tag schlafen. Merkwürdig, aber genau diesen Gedanken hatte ich.
    Und dass Andi wie durch ein Wunder wieder da wäre. Wünschte ich mir doch nichts sehnlicher, als dass er wieder mit den anderen am Tisch im Salon beim Frühstück sitzen würde. Dass er sich die Haare hinters Ohr klemmte, am Schurrbart herumzwirbelte und an einer Gauloise zog.
    Als die Anna Margaretha in den Hafen einlief, erkannte ich die Mother Universe sofort, obwohl alle Liegeplätze besetzt waren. Sie lag festgezurrt als Letztes in einer Reihe mit fünf anderen Schiffen.
    Frederik legte seitlich an der Universe an. Doro erschien auf der Reling. »Ich schaue nachher noch einmal vorbei, wir müssen ein paar Formalitäten erledigen. Auch die Polizei wird sich bei Ihnen melden«, sagte der Skipper.
    »Danke«, antwortete Tom und reichte Frederik die Hand.
    Der erwiderte die Geste. »Ich wünschte, wir hätten mehr tun können.«
    Als Tom, Don, Freaky Willy und ich den Salon betraten, empfing uns angespannte Stille.
    Huguette, die am Ende der Bank unter dem Bullauge saß, rückte zur Seite, um mir Platz zu machen. Ich hatte immer noch Andis Jacke in der Hand, zögerte einen Moment, dann legte ich sie über die Lehne eines Stuhls. Huguette griff nach einem Brot und schnitt mir eine Scheibe ab. Dann schob sie Butter, Käse und Wurst zu mir rüber und goss Kaffee in eine Tasse. Ich verspürte noch immer keinen Hunger und kippte nur den Kaffee in mich hinein.
    Karen saß am anderen Ende der Bank und hielt die Arme verschränkt vor der Brust. Sie hatte rot unterlaufene Augen und stierte vor sich hin ins Nirgendwo. Tom ergriff das Wort. Er ließ nichts aus. Er berichtete, wie wir die ganze Nacht hindurch die Küste vor Vlieland abgesucht hatten. Wie der Hubschrauber wegen der Dunkelheit seine Suche einstellen musste. Und dass die KNRM und wahrscheinlich auch die Polizei noch einmal mit uns sprechen wollten. Andi erwähnte er mit keinem Wort. Als er fertig war, herrschte immer noch eine bedrückende Stille.
    Mark räusperte sich. »Wieso die Polizei?«
    Ich war erleichtert, dass endlich jemand eine Frage stellte.
    »Die KNRM muss eine Meldung machen«, antwortete Tom.
    »Er ist immer noch da draußen«, sagte Karen.
    Tom nickte. »Ja.«
    Kein Schluchzen, kein Wehklagen, still liefen ihr Tränen übers Gesicht. Giulia wollte sie trösten, doch Karen stand auf, kletterte auf die Bank, über Don und Mark hinweg, beugte sich kurz vor und schnappte sich Andis Jacke. Dann stürmte sie hinaus.
    »Karen, bitte ...«, rief ich. Doch sie war schon draußen.
    »Lass sie. Sie braucht Ruhe. Wie wir alle«, sagte Tom.
    Niemand widersprach.
    Gegen Mittag tauchte Frederik in Begleitung eines Polizisten auf.
    Ich hatte mich in die Kajüte zurückgezogen und lag auf der Koje. Hin und wieder schaute ich auf das leere Bett neben mir. Es war Andis letztes Schlaflager gewesen. Die meiste Zeit aber starrte ich ins Leere. Irgendwann stand ich auf, ging in die Kombüse und schnitt mir ein Stück von dem kalten Braten im Kühlschrank ab.
    Dann schlief ich ein, obwohl ich es nicht wollte. Im Traum sah ich Andi, wie er auf dem Wattenmeer trieb und irgendetwas rief. Er winkte mir zu. Wie ein letzter Gruß.
    Eilige Schritte auf Deck ließen mich hochfahren. Ich zog mich an und ging nach oben. Das Wetter war klar, kein Wölkchen am Himmel.
    Tom und Doro waren damit beschäftigt, die Leinen zu lösen. Die Mother Universe musste ihren Platz räumen. Die anderen Schiffe in dem

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