Trips & Träume
öffneten jeden Schrank, wühlten sogar in den Sachen von Giulia herum, in der Hoffnung, etwas zu finden.
Nichts. Irgendwo musste das verflixte Band doch sein!
Karen sammelte ihre Klamotten ein und stopfte sie zurück in den Rucksack. Sie schüttelte den Schlafsack aus, suchte in jeder Hosentasche und Plastiktüte. Das Band war nicht da. Schließlich gaben wir auf und hockten uns enttäuscht nebeneinander auf ihr Bett.
»Heute Morgen hatte ich es noch in der Hand«, sagte Karen entmutigt.
»Dann hat es Mark irgendwie rausgeschmuggelt.«
»Andi könnte es ebenso an sich genommen haben.«
»Was sollte er damit wollen?«, fragte ich.
»Es vielleicht in Sicherheit bringen? Außerdem kann ein Band doch nicht einfach so verschwinden«, sagte Karin.
Plötzlich brach über uns auf Deck heftiges Getrampel los. Füße polterten über die Planken. Karen und ich schauten uns an.
Wir hörten Schreie, dann fiel etwas mit großem Krachen zu Boden. Schließlich riefen mehrere Stimmen durcheinander. Eilige Schritte im Flur. Giulia erschien in der Kajüte.
Keuchend stieß sie hervor: »Kommt schnell!«
*
Wie ein Ball ragte sein Kopf aus dem Wasser. Die Wellen trieben ihn weit hinaus. Weg von der Mother Universe.
Die Strömung, die, wie Tom gesagt hatte, an dieser Stelle kurz vor der Hafeneinfahrt nach Vlieland sehr kräftig sein konnte, hatte Andi gepackt und etliche Meter weg vom Schiff gezogen.
Eine Welle erfasste ihn, für Sekunden war er nicht mehr zu sehen.
Im nächsten Moment kam er wieder in Sicht. Andi schien zu winken, etwas zu rufen. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein.
»Mann über Bord an Backbord!«, rief Mark.
Er stand an der Reling und zeigte, wie er es bei der Übung auf dem IJsselmeer gelernt hatte, mit ausgestrecktem Arm hinaus aufs Wasser, dort, wo Andis Kopf zu sehen war, der immer weiter hinaustrieb und hinter dem Schiff zu verschwinden drohte.
Unsicher fuhr Mark sich durch die Haare, die der Wind ihm in die Stirn wehte. Auf seinem Gesicht lag ein grauer Schatten.
Tom wirkte äußerlich ganz ruhig. »Bleib auf dem Vordeck und behalte ihn im Auge, damit wir wissen, wo er sich befindet. Doro hat die Küstenwache verständigt. Wir müssen ihn ganz schnell da rausholen, sonst unterkühlt er. Alle Mann mit anpacken, wir machen eine Wende, um näher an ihn ranzukommen.«
Dann eilte er zum Großsegel, um Don, Giulia und Freaky Willy zu helfen. Auch Huguette packte mit an.
»Er trägt keine Schwimmweste«, sagte Mark.
»Verdammt, wieso nicht?«, wollte ich wissen.
»Er sagte, er könne damit nicht arbeiten«, antwortete Mark, während er den Arm weiter ausgestreckt und den Blick auf Andi gerichtet hielt.
Tom trat an die Reling. »Was machst du da?«, fragte ich, als ich ihn erreichte.
»Ich habe eine Blitzboje gesetzt, um die Position zu markieren, und einen Rettungsring geworfen«, erklärte er.
Der Ring, mit einem Seil am Schiff befestigt, trieb einige Meter vom Schiff entfernt auf dem Wasser. Ich sah, wie die Wellen mit einem roten Ding spielten, das wie ein Stroboskop blinkte. Das war die Boje.
»Er kann nicht schwimmen«, sagte Karen, die nun auch neben Tom aufgetaucht war. Er blickte sie an. In seinen Augen stand mit einem Mal das blanke Entsetzen.
Die Mother Universe lag nun wie ein Motorrad in der Kurve. Ich schaute zum Ruderhaus. Doro drehte schnell und geschickt das Ruder.
Sie hatte die Q-Wende eingeleitet. Der Begriff war hergeleitet von der Form des Buchstabens. Diese Art der Wende erlaubte es, auf offener See ohne weitere technische Hilfsmittel in etwa an der Stelle wieder anzukommen, wo das Manöver begonnen hatte, dort, wo Andi, den Mark mittlerweile wieder ausgemacht hatte, im Wasser trieb.
Tom wollte die Bergung von Luv her, also von der Seite, von der der Wind kam, vornehmen. Das hatte den Vorteil, dass Segel und Schote nicht im Weg waren, es war allerdings nicht ungefährlich, denn die Q-Wende brachte es mit sich, dass das Schiff von der Stelle, an der Andi zum letzten Mal gesehen worden war, erst einmal weggeführt wurde.
Die Universe kämpfte gegen den Wind, es knirschte in allen Ecken und Winkeln des Schoners. Auch für den Kahn war es Schwerstarbeit.
Längsseits erreichten wir schließlich die Position, an der Andis Kopf hätte zu sehen sein müssen.
Tom zeigte zum Himmel. »Das hat uns gerade noch gefehlt.«
Dicke, dunkle Wolken zogen sich zusammen.
Er überlegte nicht lange. »Satti, Don und Willy, ihr kommt mit. Wir versuchen es mit dem Beiboot.«
Das
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