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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Fünferpack wollten hinaus aufs Meer zu ihrer nächsten Fahrt. Tom startete den Motor, und Doro steuerte die Universe eine Runde durchs Hafenbecken. Eigentlich waren es zwei Runden. Bis sich alle Schiffe aus dem Pack gelöst hatten, verging mehr als eine Stunde. Dann legten wir längsseits direkt am Pier an.
    Huguette kam ins Ruderhaus und brachte Kaffee. Sie balancierte vier große Tassen, die sie am Henkel festhielt, zwei in jeder Hand, und stellte sie auf den Tisch. In diesem Moment ging die Tür auf, und Frederik und ein Polizist traten ein. Er trug keine Uniform.
    Frederik begrüßte uns mit einem Nicken und kam sofort zur Sache. »Das ist Adjudant Termeer, Leiter der Polizeistation Vlieland«, sagte er.
    »Wo befinden sich Ihre anderen Gäste?«, fragte Termeer.
    »In ihren Kajüten, sie haben sich hingelegt«, antwortete Tom.
    »Dann sollten wir nach unten gehen«, sagte der Polizist.
    »Tom«, sagte Frederik, »der Hubschrauber war heute Morgen noch einmal unterwegs. Er hat die ganze Strecke abgeflogen.«
    »Und?«
    »Er hat nichts gefunden.«
    Termeer setzte sich im Salon auf die große Bank und nahm von allen die Personalien auf. Doro trommelte Freaky Willy und die Rheinländer zusammen. Außerdem brachte sie Andis Tasche mit und reichte dem Polizisten seinen Ausweis. Termeer bedankte sich und steckte ihn ein. Er sah sich in aller Ruhe unsere Pässe an und notierte sich die Nummern, Namen und Anschriften. Die Prozedur dauerte und dauerte. Dann verschwand er ohne weitere Erklärung. Irgendwie erwartete ich, dass Termeer zurückkäme und Andi mitbringe. Lebend.
    »Was passiert jetzt?«, fragte ich.
    Frederik erklärte es uns. »Die Polizei wird Kontakt mit dem Festland aufnehmen. Und wenn nichts vorliegt, könnt ihr fahren, dann geht es nach Hause.«
    »Und was ist mit der Suche?«
    »Die ist offiziell beendet. Es tut mir leid, euer Freund gilt jetzt als vermisst«, antwortete er und ging zu Tom, um sich zu verabschieden. Er müsse zurück ins Bootshaus der KNRM, dort warte Arbeit auf ihn, erklärte er. Tom begleitete ihn hinauf aufs Deck.
    Eine Stunde später kam Termeer und brachte Andis Pass zurück.
    »Wir informieren die deutschen Behörden. Die werden sich bei Ihnen melden, falls es Fragen gibt«, sagte er.
    Tom warf den Motor an, Doro übernahm das Ruder. Kaum hatten wir den Hafen verlassen, ließ Tom die Segel setzen. Binnen zwanzig Minuten waren wir auf der offenen See, der Hafen von Vlieland war nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne. Unweit von dieser Stelle ist es passiert, dachte ich. Hier war Andi im Meer verschwunden. Alle standen an Deck und schauten aufs Wasser. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt.
    Karen saß einsam am ersten Mast und schaute hinaus aufs Meer, das einen friedlichen Anblick bot.
    Der Wind blies aus Nordwest. Wir kamen gut voran. Am späten Nachmittag passierten wir Kornwerderzand, den Damm, der IJsselmeer und Wattenmeer voneinander trennt, und fuhren durch die Schleuse. Bei Einbruch der Dämmerung erreichten wir Lemmer.
    Wir packten unsere Sachen zusammen, luden die übriggebliebenen Fressalien und Getränke ein und brachten alles in unsere Autos auf dem Parkplatz am Hafen.
    Tom hielt einen Schlüssel in der Hand. »Den habe ich in seinen Sachen gefunden. Doro und ich haben beschlossen, eine Segelpause einzulegen. Ich werde Andis Käfer überführen. Dann müsst ihr nicht noch mal herkommen, um den Wagen zu holen.« Dies sei vielleicht nicht der richtige Augenblick, das zu sagen, aber so kämen Doro und er immerhin auch mal wieder in die alte Heimat. Diesen Besuch, zumindest den Grund, hätten sie sich bestimmt anders vorgestellt, das könne man ihm glauben, meinte er.
    Zum Abschied umarmten wir uns alle, die Rheinländer, Freaky Willy und unsere Korona, manche tauschten Telefonnummern aus.
    Später erfuhr ich, dass die KNRM versucht hatte, Tom unter Druck zu setzen, weil Andi keine Schwimmweste getragen hatte. Doch Frederik gab eine Art Ehrenerklärung für ihn ab. Tatsache war, dass Andi eine Weste getragen hatte und sie erst im Klüvernetz ausgezogen hatte.
    Es war Andis eigene Entscheidung gewesen und keine Vernachlässigung der Aufsichtspflicht des Skippers.
    Tom und Doro segelten noch viele Jahre auf dem IJsselmeer.
    Es soll Fälle gegeben haben, an denen Tage später ein toter Körper am Strand gelegen hatte, wusste Johann Frederik zu berichten. Andis Leiche aber wurde nicht an Land gespült.
    Er blieb verschwunden.

siebzehn On the Run
    Der Tod ist kein Unglück für

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