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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Boot hatte Platz für sechs Personen und hing am Heck über dem Ruderhaus an einem kippbaren Kranbalken.
    Tom löste die Halterung, drehte den Arm des Krans nach steuerbord und ließ über die elektrische Winde das Boot hinab. Dann warf er eine Strickleiter hinterher, die er an der Reling befestigte. Ich half ihm beim Verknoten und schaute ihn an.
    »Was?«, fragte Tom.
    »Werden wir ihn finden?«
    »Das müssen wir.«
    Don und Willy lösten die Taue. Mit einem schnellen Griff nahm Tom den Motor aus der Sicherheitsbefestigung, und die Schraube tauchte ins Wasser ein. Einmal reißen am Starterdraht, und der Motor sprang an.
    Sekunden später schossen wir mit Vollgas übers Wattenmeer. Pfeilschnell entfernten wir uns von der Mother Universe, bis sie nur noch als ein kleines schwimmendes Etwas zu sehen war. Der Motor des Beiboots machte einen Höllenlärm.
    Freaky Willy zeigte aufs Wasser. »Da ist was.«
    Das Boot hüpfte über mehrere Wellen hinweg, die mir jetzt viel größer vorkamen. Tom nahm das Gas weg und näherte sich vorsichtig der Stelle. Etwas Blaues schwamm auf dem Wasser, es war eine Regenjacke.
    Sie hatte Andi gehört.
    Willy stellte sich aufrecht ins Boot und zog sich aus.
    »Du willst doch nicht etwa nach ihm tauchen? Vergiss das ganz schnell wieder, einen zweiten Mann über Bord können wir uns nicht leisten«, fuhr ihn Tom an. Erschrocken setzte sich Willy ins Boot zurück.
    Ich lehnte mich hinaus und griff nach der Jacke. Die Oberfläche des Wattenmeeres war dunkelbraun und undurchdringbar.
    Neptun, dachte ich, gib ihn wieder her.
    Gerade als ich die Jacke zu packen bekam, sah ich aus dem Augenwinkel etwas mit großer Geschwindigkeit über die See brausen. Es steuerte direkt auf uns zu.
    Es war ein Boot der königlich-niederländischen Küsten- und Rettungswache, beim Näherkommen waren deutlich die Initialen KNRM zu erkennen, weiß auf blauem Grund.
    »Endlich«, sagte Tom.
    Dann fing es an zu regnen.
    *
    Die Anna Margaretha war ein Rettungsboot mit einer Länge von fast neunzehn Metern, mit ihren zwei Dieselmotoren konnte sie bis zu vierunddreißig Knoten schnell übers Wasser donnern. Das entsprach in etwa sechzig Stundenkilometern. Sie verlangsamte ihre Fahrt und kam schaukelnd neben uns zum Stehen. Tom machte das Beiboot seitlich fest.
    Ein Mann mit Wollmütze und Regenjacke ließ eine Strickleiter herab. Der Regen prasselte erbarmungslos auf uns nieder, das Wasser lief mir bis in die Unterhose. Noch immer hielt ich Andis Jacke in der Hand. Sie war im Moment das Einzige, was wir von ihm hatten.
    Tom unterhielt sich mit dem Mann auf Holländisch. Ich verstand kein Wort. Dann folgten Freaky Willy, Don, Tom und ich ihm ins Führerhaus. Dort saßen drei weitere Männer mit Wollmützen und Regenjacken.
    »Ich heiße Johann Frederik. Das sind meine Kollegen Willem de Vries, Arnold Kriesch und Vincent Kikstra«, sagte der KNRM-Mann. Nacheinander gaben wir ihnen die Hand und nickten kurz.
    Frederik zeigte auf das Funkgerät. »Geben Sie Ihrem Rudergänger drüben Bescheid, er soll den Motor anwerfen und Ihre Gäste sicher in den Hafen bringen.«
    Sein Deutsch war einwandfrei.
    Tom setzte sich an das Gerät, um Doro zu informieren.
    Johann Frederik berichtete kurz über den Einsatz. Er wollte gerade das Haus verlassen, als das Funkgerät, das in seinem Arbeitszimmer stand, Alarm schlug und ihn die Einsatzzentrale in IJmuiden verständigte. Unterwegs funkte er seine Kollegen an, allesamt freiwillige Helfer. Als Frederik am Pier eintraf, waren Kriesch, Kikstra und de Vries bereits dabei, die Anna Margareth klarzumachen. Sekunden später brausten sie hinaus aufs Wattenmeer. Vom ersten Knacken im Funkgerät bis hinaus zur Mother Universe hatten Johann Frederik und seine Männer von der KNRM genau sieben Minuten gebraucht.
    Die Einsatzzentrale hatte zusätzlich einen mit zwei Männern besetzten Hubschrauber losgeschickt. Einer von ihnen war Arzt. Sie waren von Texel aus, der am nächsten zu Vlieland gelegenen Insel, losgeflogen und sollten jeden Moment eintreffen.
    Kaum hatte er zu Ende erzählt, hörten wir auch schon das typische Schlagen der Rotorblätter. Ich schaute durch das beschlagene Fenster des Ruderhauses. Was war das? Entfernte sich der Helikopter? Tatsächlich, das dumpfe Tuckern wurde leiser und war dann nicht mehr zu hören.
    Inzwischen hatte de Vries das Funkgerät übernommen. Er unterhielt sich lautstark mit seinen Kollegen in der Luft.
    »Der Hubschrauber wird weiter südlich suchen. Bei

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