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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Ich-bin-hier-der-Boss-und-zeig-euch-wo-es-lang-geht-Nummer durch. Er definierte, was die jeweilige Aufgabe eines jeden beim Festival sein würde.
    Fetzer ernannte er zum Sicherheitschef. Sonny und Moses bekamen die Abteilung Stagehands und Roadies zugewiesen und sollten eine Aufbau- und Helfercrew zusammenstellen. Giulia kommandierte er für die Abendkasse und Auswertung der Stimmzettel ab.
    Karen war nicht begeistert. »Ich komme in deiner Planung gar nicht vor. Was mir nur recht ist, ich will nämlich beim Festival einen eigenen Stand aufbauen, den ich dann auch zu betreuen habe. Warum hast du mich also herbestellt?« »Das mit dem Stand könnten doch Rike und Miti machen«, antwortete Don im Einschmeichler-Ton. »Ich wollte dir einen Deal anbieten. Du bekommst deinen Stand umsonst, brauchst keine Gebühr zu zahlen.«
    Karen schaute misstrauisch. »Und was soll ich dafür tun?«
    »Ich brauche jemanden, der die Organisation der Backstage übernimmt. Ich wüsste niemanden, den ich sonst fragen könnte. Außerdem: Zu dir habe ich Vertrauen. Und dir traue ich es auch zu.«
    Das bedeutete für sie, die Künstlergarderoben in Schuss zu halten, zu schauen, dass die Bands rechtzeitig auf die Bühne gingen, dafür zu sorgen, dass die Herren Musiker zu essen und zu trinken hatten.
    Karen verdrehte die Augen. Don wusste, wie er seine Schätzchen anzupacken hatte. Erst um den Finger wickeln, das Helfersyndrom hervorkitzeln – und dann das schlechte Gewissen wecken.
    »Das ist aber ein schlechter Deal«, mischte ich mich ein.
    Don zuckte mit den Schultern. »Okay, Karen, wenn du die Backstage übernimmst, erhältst du einen Obolus.«
    »Das hört sich besser an.« Karen warf mir einen dankbaren Blick zu.
    »Machen Toni und Erwin auch was?«, fragte ich.
    Don schaute unschuldig in die Runde. »Für die habe ich eine besondere Aufgabe. Sie sind für das seelische Wohlbefinden der Künstler zuständig.«
    Wohlbefinden der Künstler, was sollte das nun wieder heißen? Das konnte nur bedeuten, Toni und Erwin übernahmen die Funktion der Törn-Meister.
    »Und was ist meine Aufgabe?«, hakte ich nach.
    »Du bist Chronist der Ereignisse und rechte Hand der Geschäftsleitung.«
    »Ich soll wohl eher den Hiwi für dich machen. Dir die unangenehmen Sachen vom Hals halten. Was weiß ich, die Feuerwehr bei Laune halten, Polizei und Anwohner beruhigen. Ist es nicht so?«, konterte ich.
    Er grinste, sagte aber nichts.
    »Als dein Assistent frage ich dich, was ist nun mit dem Platz?«
    Dons Miene hellte sich auf. »Das Ordnungsamt hat sich gemeldet. Wie ich es dir prophezeit habe, Wagner hat ein Machtwort gesprochen, wir müssen keine Ablöse für den Platz zahlen. Außerdem wurde die Sperrzeit nach hinten verlegt. Das Festival darf jetzt bis ein Uhr dreißig gehen. Übrigens: Der Aufbau für das Zelt geht am Dienstag los.«
    Mist, dann muss ich wohl doch diesen Lob-Artikel schreiben, dachte ich.
    Fetzer drehte sich mir rüber und sagte mit seiner Captain-Beefheart-Stimme: »Don hält sich wohl für Bill Graham oder was?«
    Bill Graham, der Pionier des modernen Konzertgeschäfts, dem konnte Don nun wirklich nicht das Wasser reichen. Der Mann war eine Legende.
    Graham hatte in San Francisco, Ecke Fillmore Street/Geary Boulevard, einen alten Ballsaal übernommen und zu einem Konzerthaus umfunktioniert. Jungen Bands, die sonst durch Bars und Kneipen tingelten, bot er damit eine Plattform, sich vor einem größeren Publikum zu präsentieren. Alle, die heute Rang und Namen hatten, waren bei ihm im Fillmore West aufgetreten. Für die in der Bay Area beheimateten Grateful Dead und Jefferson Airplane war es eine Art Wohnzimmer; Jimi Hendrix, The Doors und Cream gastierten dort. 1968 eröffnete Graham in New York eine Filiale, das Fillmore East. Dort war die gerade erschienene Doppel-LP At Fillmore East von den Allman Brothers aufgenommen worden. Graham ließ Plakate und Flugblätter in freakigem Design drucken und installierte in seinen Sälen eine feste Ton- und Lichtshow.
    Außerdem hatte Bill Graham Woodstock gerettet. Als alles im Regen und Schlamm zu versinken drohte und die Veranstalter nicht mehr wussten, wohin mit dem nicht enden wollenden Strom der Menschenmassen, die zum Festival pilgerten, da riefen sie ihn zu Hilfe. Es gab nicht genügend sanitäre Anlagen, kein sauberes Wasser, kaum Lebensmittel. Die Straßen waren verstopft, der Verkehr zusammengebrochen, niemand hatte einen Plan, wie die Künstler zum Gelände kommen sollten.
    Da

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