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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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ersticken.
    Eine Frau um die vierzig mit langen schwarzen Haaren, einem hübschen Gesicht und heller Bluse, an der von drei Knöpfen einer zu viel geöffnet war, saß hinter einem typischen Behördenschreibtisch und tippte was in eine Schreibmaschine. Sie hielt inne, nahm das Tipp-Ex und blickte uns an.
    Don übernahm das Reden.
    »Wir sind verabredet mit Herrn Wagner.«
    Es klang eher so: Wir machen es uns ein bisschen im Büro des Chefs gemütlich. In der nächsten halben Stunde wollen wir nicht gestört werden. Und vergiss Kaffee und Gebäck nicht, Süße.
    Sie kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. Ein roter Rock, der kurz über den Knien endete. Die Frau war eine attraktive Erscheinung.
    Jede Wette, der Herr Bürgermeister hatte längst ein Auge auf sie geworfen. So keck, wie sie mich von oben bis unten musterte, war sie sich ihrer Wirkung auf das andere Geschlecht bewusst. Sie öffnete die dem Schreibtisch gegenüberliegende Tür. »Bitte, die Herren«, schnurrte sie.
    Als wir an ihr vorbeimarschierten, konnte ich nicht anders, als darauf zu schielen, was sich unter ihren Knöpfen verbarg. Für eine Sekunde umspielte ein Lächeln ihre Lippen, als wollte sie sagen: Du kleiner Feger, dich vernasche ich zum Frühstück. Ich blickte betreten beiseite.
    Mit großen Schritten kam ein hochgewachsener Mann auf uns zu. Dunkler Anzug, das streng gekämmte Haar glänzte ölig nach Brisk. Ich schätzte ihn auf Ende fünfzig. Er wirkte drahtig und strahlte diese typische Politiker-Fitness aus, die sie gern im Fernsehen zur Schau stellten, wenn sie vor Wahlen etwa auf dem Fahrrad durch ihren Wahlkreis radelten, um so auf Tuchfühlung mit dem Bürger zu gehen.
    »Wie geht es deinem Vater?«, fragte Wagner und schüttelte Don die Hand.
    Noch so ein Politiker-Ritual. Um es besonders wichtig wirken zu lassen, packen Sie beherzt zu und schauen dir direkt in die Augen.
    »Er lässt sich entschuldigen«, antwortete Don, »wegen wichtiger Geschäfte konnte er nicht zur Ortsvereinssitzung kommen, Sie verstehen.«
    Aha, ohne Dons Daddy hätten wir diesen Termin nie bekommen.
    Wagner wandte sich mir zu. »Ihre Mutter will ja hoch hinaus.«
    Bei mir machte er es mit zwei Händen. Sie waren weich und warm. Blitzschnell zog ich meine Hand aus der Umklammerung.
    Der Herr Bürgermeister war gut informiert. In der überschaubaren politischen Landschaft unseres Kaffs war das von einem Stadtoberhaupt auch zu erwarten. Dass er wusste, was sich beim Gegner tat.
    Ich räusperte mich, sagte aber nichts. Er deutete auf den länglichen Konferenztisch. Wir folgten ihm und nahmen Platz.
    Wagner setzte sich uns gegenüber. Er hockte da, als hätte er anstatt einer Wirbelsäule einen Besen im Kreuz.
    An den Wänden des historisch anmutenden Raumes, immerhin stand eine Ritterrüstung direkt am Fenster, hingen mehrere Porträts von finster dreinblickenden Männern, wahrscheinlich seinen Vorgängern. Wie es sich für ein ordentliches Bürgermeisterbüro gehörte, gab es auch ein Bildnis des Ministerpräsidenten und des Bundespräsidenten.
    »Wilfried, ich meine, Herr Wagner, ich brauche Ihre Hilfe«, begann Don. Ohne Umschweife erzählte er die ganze Geschichte. Der Ausbruch des Musikfiebers, das Festival und die großartigen Talente Mark und Andi, für die sich auch Fürst, der Pop-Impresario aus der Großstadt, interessiere. Für mich hörte es sich an wie auf die Kacke hauen.
    Don machte in diesem Stil weiter und verstieg sich zu der Behauptung, das Festival ziehe das Interesse der bundesweiten Presse auf sich.
    Er stellte es so dar, als würde eine Horde von TV-Teams, Spiegel- und Stern -Reportern in die Stadt einfallen.
    Das war mehr als dick aufgetragen. Don aber konnte jetzt nicht mehr zurück. Ich ließ ihn reden.
    Unsere kleine Stadt, erklärte er, würde positiv in die Schlagzeilen kommen, dies habe Auswirkungen auf den Tourismus, volle Hotels und so weiter. Der gute Herr Wagner habe dann endlich die Gelegenheit, sein Engagement für die Jugend zu beweisen. Selbstverständlich sei für den Herrn Bürgermeister ein Platz in der ersten Reihe beim Festival reserviert.
    »Mein Freund hier vertritt den jungen, modernen Journalismus. Er hat bereits groß über das Musikfieber berichtet. Er wird gern ein Interview mit Ihnen führen, da können Sie ihre Position schon mal vorab darstellen.«
    Uff, was war das? Don tickte wohl nicht mehr richtig.
    Wagner zeigte keine Regung. Während Dons Vortrag hielt er die Hände verschlossen vor sich auf dem Tisch. Hin

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