Trisomie so ich dir
Liebe in sich haben und einfach nur seinem tierischen Trieb Genüge tun mögen. Solveig ist aber mittlerweile schon auf einem derart abstrakten Level der Bescheuertheit angekommen, dass sie das sogar akzeptieren würde. Es ist diese bittere Mischung aus Einsamkeit und Geilheit, die in ihr ein Gemisch hochkochen lässt, dass unhygienische Gedanken produziert.
Solveig ist jetzt 26, die Kindheit ist irgendwie noch in Sichtweite, und sie taumelt durch ihr Leben, als wüsste sie nicht, wie man sich richtig orientiert. So ganz ohne Wegbeschreibung entfernt sie sich von ihrer Kindlichkeit, die Solveig, hin zu dem, was das Erwachsensein ausmacht. Irgendwo dazwischen steht sie, sprungbereit, irgendwas zu unternehmen, was eine Zukunft funktionieren machen könnte. Fühlt sich aber dabei immer noch spätpubertär und entscheidungsgehemmt. Gerade dieses Entscheidens, dessen ist Solveig sehr müde, denn das Fixieren eines Lebensangebotes schließt doch sofort eine Vielzahl weiterer Optionen aus. So ist sie zufällig auf diese Sozialpädagogikschiene gekommen, einfach nur, weil sie die Entscheidung traf, Menschen irgendwie gut zu finden, fährt galant, aber nicht sehr zielstrebig auf ihr, fühlt sich irgendwie gut damit, aber auch vollkommen unbestimmt. Sie kennt noch nicht das Ziel, das sich scheinbar am Ende dieser zufälligen Richtung aufhält. Ein Job, ein Leben, weitere Zweifel? Da muss noch ein Weg durchs Geäst geschlagen werden, aber Solveig ist des Schlagens müde. Das Leben als solches und die darin stattfindende Unentschlossenheit und Desorientiertheit machen es schon schwer genug. Welcome to the jungle …
Ab Morgen wird sie ein Praktikum beginnen, eines in der nahe gelegenen Werkstatt für behinderte Menschen, und irgendwie freut sie sich auf die Arbeit, bringt diese sie doch vielleicht einem beruflichen Ziel näher. Das ist für sie erstmal ein Nahziel, danach kann immer noch irgendwas kommen, was besser zu ihr passt. Sie wittert da Möglichkeiten, die Solveig, und ist glücklich und traurig zugleich, und so dumm und zwiegespalten sitzt sie in der WG Küche, und ein nacktes Mädchen kommt aus einem Türspalt, flink wie ein speedgetränktes Eichhörnchen und setzt sich zu ihr an den Tisch.
»Hallo Jenny«, sagt Solveig und wundert sich nicht ob deren Nacktheit. Jenny lächelt, grinst fast so als ob gleich ihr Gesicht platzen würde. »Siehst müde aus, Solveig«, sagt sie und giggelt. Ihre Haut ist sehr hell, und man sieht etwaige Rippenknochen unter ihrer kleinen Brust. Jenny ist sehr dünn und etwas jünger als Solveig, und dann schreit sie plötzlich »… Iiiiihhhh, scheiße, Auslauf« und lacht dann hell auf. Kurz darauf schaut ein dunkelhäutiger Kopf durch die Tür, aus der das dünne Eichhörnchenmädchen eben getappst kam, und in seinem Schlafzimmerblick befindet sich irgendwie die Frage, was denn los sei, und das Mädchen sagt: »Dein Ficksaft rennt mir die Beine runter, du geiler Stecher«, und der dunkelhäutige Kopf stemmt sich ein breites Grinsen rein, und die Tür schließt sich wieder langsam, und das dünne, junge, vor kurzem mit Ficksaft bestückte Wieselwesen namens Jenny geht zur Anrichte und bedient sich am Küchenpapierspender. Mit ebenso flinken wie präzisen Bewegungen säubert sie sich ihre rosafarbene Mädchenöffnung sowie Teile ihres Oberschenkels von einer zähen, durchsichtigen Flüssigkeit und entsorgt den feuchtweißen Lappen im Restmülleimer. »Yussuf ist da«, lacht sie dann und hüpft albern herum wie ein kleines Mädchen, das gerade vom Karussell abgestiegen ist. Die Tür von Jennys Zimmer geht dann auf, und ein junger Marokkaner, der aber die Güte hatte, sich am Unterleib zu bekleiden, um Nichtkennerinnen seines Geschlechtsteils nicht dieses zu präsentieren, schlufft heraus. Seine Unterhose, so fällt es Solveig auf, ist sehr eng anliegend und betont sein Geschlechtsteil und seinen Arsch. Yussuf kratzt sich abwechselnd vorne und hinten, und Solveig bewundert kurz und objektiv abcheckend seinen statuenhaften, moccabraunen Oberkörper. Frischgefickte Körper sind die schönsten der Welt, fällt es Solveig ein, und sie wird fast ein wenig traurig, dass sie das mit niemandem teilen kann. »Ey, starr den nicht so an, das ist meiner«, tönt Jenny selbstbewusst und girliehaft vorlaut, aber Solveig gafft gar nicht, sondern ist schnell gelangweilt vom Perfektionismus Yussufs. Sie weiß, dass es nicht um so was geht, diese aus dem Katalog für Sportficker ausgeschnittenen Dressmen,
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