Tristan
sprechen.
»Bruder, was machst du hier? Wo kommst du her? Was sollen all diese Säcke und Behälter?«
Elmars Stimme riss Benedictus aus seiner Betäubung. Er war zu entkräftet, um dem Freund jetzt schon eine Erklärung abzugeben. So wandte er sich ihm mit einem Lächeln zu und sagte: »Sie sind der Anfang unseres gemeinsamen Lebens, Elmar. Wie wunderbar, dich wiederzusehen. Ich war vorhin noch in Gedanken in einer anderen Welt. Nun bin ich dort, wo ich hingehöre. Ich kann es nicht fassen. Lass dich umarmen, Bruder!«
Gemeinsam schafften sie die Güter ins Kloster Fidgrow. Mehrere Male mussten sie den Hügel hinaufsteigen. Als sie den letzten Sack nach Fidgrow getragen hatten, erzählte Benedictus alles, was geschehen war - auch von seinem Fehltritt.
»Er wird sich zu helfen wissen«, beruhigte Elmar seinen Glaubensbruder und konnte nicht aufhören zu beteuern, wie froh er sei, nun nicht mehr allein in dem Kloster leben zu müssen.
»Vergiss Tristan«, sagte Elmar, »vergiss Erui, wir haben so viel zu tun. Morgen beginnen wir den Tag mit einer heiligen Messe!«
»O nein!«, stöhnte Benedictus. »Lass uns noch ein wenig Zeit.«
Auf dem Markt ~ 281 ~ Bei den Büchern
Zur Stunde des Gottesurteils hatte sich Tristan auf dem Marktplatz von Caerleon herumgetrieben. Den Leuten dort war einerlei, was im Versammlungssaal vor sich ging. Alle warteten nur darauf, dass das concilium schnell wieder vorbei wäre und die Bischöfe, Adjutanten, Novizen und Barone mit ihren Frauen, Rittern und Knappen wieder herauskämen, um an den Ständen einzukaufen.
Tristan drückte sich in seiner Verkleidung als Pilger beim Eingang zur Festung herum, bemerkte plötzlich, wie Benedictus zu einem Stall rannte und gleich danach auf einem Pferd davongaloppierte. Ratlos darüber, was dieser eilige Aufbruch bedeuten mochte, blieb Tristan voller Sorgen darum, wie das concilium abgelaufen war, bei den Ständen zurück. Als wenig später Marke und seine Barone das niedrige Gebäude verließen und ebenso Isolde, die von Genifer geführt wurde, ahnte er zumindest, dass der Handschuh Isolde geholfen hatte, die Prüfung zu bestehen. Er bemerkte, dass sich die Gesellschaft beeilte, nach dem Hafen zurückzukehren. Jede Menge Pferde wurden aus den Ställen geholt, und ein Trupp nach dem anderen setzte sich in Richtung des Hafens in Bewegung.
Zuletzt verließen die Vertreter der Kirche den Saal, und die Markthändler erhoben nochmals ihr Geschrei, um ihre Waren anzubieten. Doch die Herrschaffen verschwanden rasch in den Gassen. Tristan hielt immer noch Ausschau nach einem Boten von Benedictus, bis er sich ganz allein auf sich gestellt sah. Niemand sprach ihn an, der Platz leerte sich. Wie sollte er nach Tintajol zurückkommen? Der Mönch musste ihn vergessen haben. Es ging auf den Abend zu, Markes Schiff war sicher schon auf dem Weg nach Seaford. Vor der Königin auf Tintajol anzukommen, wurde von Augenblick zu Augenblick unwahrscheinlicher. In seinem Gürtel hatte Tristan ein paar Groschen versteckt, die allerdings nicht dafür ausreichten, sich ein Pferd zu leihen. Andere Kleidung als die, die er als Pilger am Leib trug, hatte er nicht bei sich. Entmutigt setzte er sich an einem der verwaisten Marktstände auf eine Bank. Allein wie er war, begann er, sich damit abzufinden, dass er Isolde dieses eine Mal ohne sein Verschulden in Stich lassen musste. Schon sann er nach Ausreden, die seine Abwesenheit von Tintajol erklärbar machen könnten, nachdem das Königspaar auf die Burg zurückgekehrt war, da spürte er, wie sich jemand zu ihm gesellte, er sah jedoch nicht hin.
»Kann ich dir helfen?«, fragte eine Frauenstimme.
»Du könntest mich durch die Luft nach Tintajol bringen«, antwortete Tristan, ohne sein Gesicht zu zeigen, das er die ganze Zeit unter seiner Kapuze verborgen gehalten hatte.
»Durch die Luit, das geht nicht. Ich bin kein Engel. Aber ein schneller Segler könnte es schaffen. Kannst du dafür bezahlen?«
Tristan horchte auf. »Ich habe fünf Groschen bei mir«, sagte er, ohne sich nach der Frau umzublicken.
»Das reicht nicht.«
»Ich kann bezahlen, wenn ich dort bin.«
»Das sagen alle.«
»Dann weiß ich auch nicht weiter. Geh wieder!«
Die Person neben ihm schien aufzustehen und sich zu entfernen. Mit einem Mal war die gleiche Stimme hinter ihm. »Du bist kein Pilger!«, sagte sie.
Tristan blieb standhaft und wandte sich nicht um: »Wie kommst du darauf?«
»Du riechst falsch.«
»Ich rieche falsch?« Tristan
Weitere Kostenlose Bücher