Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
passiert hin und wieder. Bisher hatte er es gut im Griff, aber die Rallye ist zu viel für ihn. Es hat heute wieder einen Unfall gegeben – die Obelis. Und dieser verdammte Waldgruber hat ihm ein Mittel gegeben, das ihn völlig ausgeschaltet hat. Weshalb ich jetzt keinen Beifahrer mehr habe.«
»Frollein Schneider, der Herr darf nich uffjeben. Nich jetzt.«
»Der Junge hat irgendwie seine Seele darauf verwettet, dass ich die Rallye gewinne, Emma.«
»Hol dir den Einsatz zurück, Fritz«, schlug Emma vor.
»Det jeht doch nich. Jesetzt is jesetzt.«
»Da ist was dran. Trotzdem, Junge, ich muss Prioritäten setzen. Und die erste ist, dass wir uns um denjenigen kümmern müssen, der Fräulein Schneider den Tod gewünscht hat.«
Ein weiterer Mann trat auf sie zu und herrschte Fritz an: »Sieh zu, dass du dich um die Wagen kümmerst, Fritz!«
»Jleich, Herr Henske. Det is der Chef der Rennleitung, Herr MacAlan. Und Sie jeben nicht auf!«
»Nein, erst einmal nicht, Fritz. Ich suche Hans nachher auf und sehe zu, ob es ihm besser geht.«
»Probleme, der Herr?«
»Möglicherweise. Aber noch könnten wir sie in den Griff kriegen.«
»MacAlan, richtig? Der Großmann hat mir von den Reifen berichtet.«
»Später, Henske. Hier sind noch ein paar andere Dinge zu klären. Emma, ich treffe dich in einer Stunde mit Latour und den anderen im Hotel. Versuch du, diesen Donny Dorsch zu finden.«
Der junge Mechaniker hatte sich höchst widerstrebend den neu eintreffenden Fahrzeugen zugewandt, und Henske überflog die Eintragungen im Bordbuch.
»Bisher strafpunktfrei und gute Zeiten. Erstaunlich, bei diesem Modell.«
»Ich verstehe eben etwas von der Maschine. Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mit den Franzosen ein paar Worte wechseln.«
Der gelbe Citroën hatte seinen Platz gefunden, und die beiden Mädchen stiegen aus. Sie wirkten müder als sonst, aber als sie ihn sahen, juchzten sie auf. Auch Gregoire lächelte ihm zu.
»Gut gefahren?«
»Ja. Auch so?«
»Ging glatt.«
»Emmalou hat eine Bruchlandung gehabt, Greg. Jemand scheint ihr Flugzeug manipuliert zu haben. Wir müssen uns über gestern Abend unterhalten.«
ChiChi schlug sich die Hand vor den Mund, ChouChou quiekte: »Neiiiin!«
»Es ist noch mal gut gegangen, aber wir treffen uns gleich im Hotel, am besten in meinem Zimmer. Zuerst aber muss ich ins Krankenhaus, mich um Hans kümmern.«
Man wies ihm den Weg zur Klinik, die sich nur wenige Straßen weiter befand, und dort erfuhr er, dass Hans noch untersucht wurde. Man gab ihm die Auskunft, dass gegen Abend eine Diagnose vorläge, und er schulterte wieder seinen Seesack, um sich zum Central-Hotel zu begeben. Auch wenn dieser junge Mann unbedingt wollte, dass er die Rallye zu Ende fuhr, so hatte er doch keine große Hoffnung mehr. Mit dem Zittern und nun mit der vermutlichen Überdosis an Beruhigungsmitteln würde Hans nicht noch zwei Tage durchhalten können. Schade – denn der Sieg war fast greifbar. Bis Potsdam noch, dann Berlin, und am Sonntag das Rennen auf der Avus.
Aber es sollte nicht sein.
In seinem Zimmer setzte Mac sich auf den Sessel am Fenster und versuchte, gegen die ihn niederdrückende Erkenntnis anzukämpfen. Es gab immer einen Ausweg. Er könnte wieder Kurierfahrten machen. Oder in einer Werkstatt arbeiten. Ein kleines Gehalt würde er immer verdienen. Überleben. Ziele erreichte er damit nicht.
Aber eines musste er auf jeden Fall jetzt noch erledigen – Emma helfen. Sie hatte sich in eine dumme Situation hineinmanövriert. So viel hatte sie wohl auch selbst schon erkannt. Wer hatte ihr den Floh ins Ohr gesetzt, mit diesem verdammten Flugzeug loszugondeln? Jeder vernünftige Reporter hätte sich ein Auto besorgt und wäre mit der Meute gefahren. Vermutlich hatte diese Geraldine ihr die Idee schöngeredet, damit sie an dem Auftrag scheiterte. Aber das herauszufinden war der zweite Schritt – jetzt mussten sie denjenigen finden, der an dem Höhenruder geschraubt hatte. Und, wenn möglich, Anzeige erstatten.
Es klopfte an der Tür, und Greg trat mit seinen beiden Schwestern ein.
»Thalheimer!«, sagte Gregoire.
»Vermutlich.«
»Wir haben wenig verstanden, Mac. Sie haben so schnell durcheinandergeredet. Aber der Dicke ist sehr, sehr wütend geworden.«
»Lassen wir uns von Emma berichten, was ihn so erbost hat. Sie muss einen Nerv getroffen haben«, meinte Latour, und Mac fügte hinzu: »Ich habe der Rennleitung von dem Unfall der Schweizer berichtet. Auch hier wird man
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