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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Immerhin – fließendes Wasser hatten die Zimmer. Ich machte den Lappen nass und wischte Will die Schmutzschliere und das Blut von der Stirn. Er ließ es sich mit geschlossenen Augen gefallen.
    »Du bist todmüde.«
    »Ja, das bin ich.« Dann riss er die Augen auf. »Warum schläfst du nicht, Emma?«
    »Weil ich im Traum abgestürzt bin. Deswegen bin ich aufgestanden und habe aus dem Fenster geschaut. Ich musste mich vergewissern, dass ich wirklich hier bin. Und da sah ich dich kommen.«
    »Und die Neugier zwickte dich?«
    »Sorge, Will.«
    Er begann, sich die Stiefel auszuziehen.
    »Willst du hierbleiben?«, fragte er mich unerwartet, und der kleine Floh, den ChouChou mir ins Ohr gesetzt hatte, begann zu kribbeln.
    »Um mich unschicklich zu benehmen?«
    »Das wäre reizend, nur leider kann ich nicht zu Diensten sein.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde, und stand auf. Eine so deutliche Zurückweisung hatte ich nicht erwartet.
    »Ähm – Emma, bleib. Es liegt nicht daran, dass ich nicht wollte, sondern dass ich nicht kann. Weil, wie Fritz es so drastisch ausdrückte, Waldgruber mir die Eier umjedreht hat.«
    Konnte ein Mensch noch röter werden?
    Er hatte meine Hand genommen und hielt mich fest.
    »Leg dich neben mich, Emma, ich möchte dich im Arm halten und aufpassen, dass du nicht wieder abstürzt. Der Start morgen ist auf Mittags verschoben worden, wir können noch ein paar Stunden Schlaf bekommen.«
    Sollte ich das wirklich machen?
    Es war verlockend, denn alleine in meinem Bett würde die Angst nur wiederkommen. Vor dem Absturz, vor den Folgen, vor der Zukunft.
    »Ist gut«, flüsterte ich und ging um das Bett herum. Ich legte den Morgenmantel ab, zog die Decke über mich und drehte den Kopf zur Wand, um Mac die Möglichkeit zu geben, sich in Ruhe auszuziehen. Er kam kurz darauf ebenfalls ins Bett, roch nach Zahnpasta und Seife und schob seinen Arm unter meine Schultern. Ein wenig ängstlich kuschelte ich mich an ihn. Ich war keine unberührte Jungfrau mehr, nach Titus hatte es noch ein paar andere kurze Affären gegeben, aber Will war so ganz anders. Ein alter Freund aus Jugendtagen, ein tot geglaubter Kamerad und auch ein völlig Fremder. Aber die Nähe tat mir wohl, und der stete Schlag seines Herzens half mir, in den Schlaf hineinzudämmern, ohne mir weitere Gedanken zu machen.
    Als ich aufwachte, lag ich alleine im Bett, und der Wecker zeigte bereits neun Uhr an. Es war an der Zeit, sich der Welt zu stellen und Pläne zu machen. Wills Kleider waren fort, sein Seesack stand gepackt am Fußende des Bettes. Daran ein Zettel geheftet: »Bin im Krankenhaus, dann am Sammelplatz. Komme gegen Mittag ins Hotel zurück.«
    Das traf sich, dann würde ich ihn noch sprechen können, bevor ich aufbrach.
    Das Frühstück schenkte ich mir, mein erster Gang führte mich zum Bahnhof gegenüber, wo ich mir für den Nachmittagszug eine Fahrkarte nach Berlin kaufte. Dann wanderte ich zu Charlies Werkstatt, um mich nach dem Befinden der Rumpler zu erkundigen.
    Das flügellahme Ding stand im Hof, der Propeller war abgenommen und in eine Schraubzwinge geklemmt. Offenbar hatte Charlie das abgebrochene Stück Holz wieder eingefügt. Die Seilzüge zum Leitwerk waren repariert, aber die Achse des Fahrwerks war abmontiert.
    Charlie werkelte unter einem aufgebockten Auto herum und brummte mir zu, ich solle mir bei Minna einen Kaffee holen, dann wär er gleich so weit.
    Das war ein erfreuliches Angebot, und ich klopfte an die Haustür. Minna, in einer karierten Schürze, öffnete mir und bat mich in die Küche. Hier saß auch Fritz und mampfte eine dicke Scheibe Rosinenbrot, die von Marmelade troff.
    »Morjen«, nuschelte er und leckte sich die Lippen. »Nehmen Se ’nen Kaffe, Frollein Schneider. Und ’n Stuten.«
    »Wenn ich darf?«
    Aber Minna hatte schon einen riesigen Keramikpott zu mir geschoben, eine Kanne Milch und ein Glas mit braunem Zucker dazugestellt, und hobelte eine dicke Scheibe Rosinenbrot ab.
    »Pfirsichmarmelade, vom eigenen Baum.«
    Ich konnte nicht anders, ich biss mit Genuss hinein in den weichen, süßen Stuten und hatte prompt genauso klebrige Finger und Lippen wie Fritz.
    »War der Dokter, der mit die Reifen«, sagte der zwischen zwei Happen.
    »Weiß ich, hab mit W… Mac gesprochen.«
    »Jeht’s dem wieder?«
    Verdammt, ich wurde schon wieder rot.
    »Ich denke schon. Er ist heute Morgen zum Krankenhaus und will dann zur Sammelstelle.«
    »Oh, Mist. Will er aufjeben?«
    »Ich weiß es nicht, Fritz. Das hängt

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