Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Zimmer reserviert. Dann sehen wir weiter.«
»Ich werde vermutlich bei den du Plessis’ übernachten. Und dann dort meine Sachen packen. Das Adlon werde ich mir nicht leisten können.
Will lächelte mich an.
»Ich habe ein Doppelzimmer.«
»Das wirst du mit Fritz teilen.«
»Auch wieder richtig. Wie schade, es hat sich heute Nacht sehr hübsch angefühlt.«
Hatte es, und trotzdem … Na ja. Mal sehen. Besser, ich wechselte das Thema.
»Wie geht es Hans?«
»Er hat einen Höllenkater. Das liegt an den Mitteln, die er genommen hat. Und das Zittern hat auch noch nicht aufgehört. Ich fürchte, Emma, er wird noch einige Zeit darunter leiden. Ich wünschte, ich wüsste ein ruhiges Heim für ihn. Es war alles zu viel – der Krieg, die Flucht, die Zeit in Marokko, jetzt die Rallye. Er braucht Stabilität und Beständigkeit. Vor allem aber Verständnis. Ich weiß nicht, wie ich ihm das geben kann.«
»Ich schon. Ich nehme ihn mit nach Godesberg, Will. Vielleicht hilft es ihm, in der vertrauten Umgebung zu leben. Und Annalisa wird sich sicher um ihn kümmern.«
Will seufzte tief auf.
»Emma, das wäre wundervoll. Dort kann er medizinisch versorgt werden und hat dennoch seine Freiräume. Ich würde es furchtbar finden, wenn man ihn in eine Klappse einweisen würde.«
»Er kann sicher noch ein paar Tage hier im Krankenhaus bleiben.«
»Vermutlich schon.«
»Was ist mit diesem Wachtmeister und seinem Haftbefehl?«
»Verdammt, den habe ich ganz vergessen.«
»Was hat der Oberst damit zu tun? Kann das mit eurer Desertion zusammenhängen?«
»Kaum noch. Um Himmels willen, hoffentlich findet der Wachtmeister nicht heraus, dass sich Hans im Krankenhaus befindet.«
»Du könntest ihn auf eine falsche Fährte schicken. Wenn er nicht völlig blöd ist, wird er warten, bis die Rallye nachher weitergeht, und deinen Wagen anhalten.«
»In dem Fritz sitzt. Mhm. Ich lasse mir eine Ausrede einfallen und schicke ihn …«
»… am besten gleich nach Berlin voraus.«
»In die Klappse, wie Waldgruber vorgeschlagen hat. Das gibt uns etwas Zeit.«
Wir waren im Hotel angekommen, und ich holte mein Gepäck aus meinem Zimmer, Will seinen Seesack. Die Rechnung konnte ich gerade noch begleichen, aber ich war heilfroh, dass ich vermutlich schon am Abend das Geld von meiner Schwester bekommen würde.
»Emma, ich muss los. Wir sehen uns später im Adlon. «
»In Ordnung. Gute Fahrt, Will.«
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss.
Er erwiderte ihn nicht, sicher, wir standen mitten im Hotelfoyer. Aber seine Augen funkelten plötzlich verdächtig.
»Könnte etwas unschicklicher sein …«
»Nein, nein. Konzentrier dich auf den Sieg, Will.«
»Im Augenblick.«
Damit stiefelte er mit langen Schritten aus dem Hotel. Ich bat, meine Taschen noch eine Stunde an der Rezeption stehen lassen zu können, kaufte mir eine Zeitung und eine Tafel Schokolade und machte es mir in einem Sessel gemütlich, um die Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges mit der Lektüre zu verbringen.
60. FRITZ LOTST
Der Held ist einer,
der fünf Minuten länger tapfer ist
als der gewöhnliche Mann.
Ralph Waldo Emerson
W erd locker, Fritz. Wenn du die nächsten hundertzwanzig Kilometer so steif sitzen bleibst, kannst du dich in Potsdam nicht mehr bewegen.«
»Aber ick muss doch die Strecke ansagen. Ick kann mir doch nich einfach zurücklehnen und chauffieren lassen.«
»Die Strecke, Fritz, kenne ich im Schlaf. Die bin ich oft genug gefahren. Also achte besser auf unerwartete Hindernisse und darauf, wie die anderen sich verhalten.«
Fritz nickte, aber seine angespannten Schultern blieben. Immer wieder drehte er sich um, um zu sehen, was sich hinter ihnen tat. Oder er blickte starr nach vorne. Mac ließ ihn eine Weile gewähren. Die Straße war in einem guten Zustand, das Land eben, der Himmel leicht bedeckt, doch Regen würde es nicht geben. Also ideale Bedingungen für die letzte Etappe. Es ging darum, ohne Halt bei gleichmäßiger Geschwindigkeit das nächste Ziel zu erreichen, und er hatte gute Hoffnung, dass ihm das auch gelingen würde. Er hatte in Magdeburg vollgetankt, die Reifen überprüft und mit Fritz den Motor kontrolliert. Der Junge hatte sich als sachkundig und geschickt erwiesen, dann aber mit großen, erstaunten Augen zugesehen, wie er den Wagen zum Laufen gebracht hatte.
»Nur zwee Jänge?«
»Und einen für rückwärts.«
»Und det Jas am Lenker?«
»So ist es. Und die Fußbremse wirkt auf die Hinterachse, die
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