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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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der seinen Werdegang vom Aussiedler zum Ölbaron zum Anlass nahm, auf zielstrebiges Handeln und faires Verhalten hinzuweisen. Neue Toasts wurden ausgebracht, weitere Gerichte folgten, Gläser wurden mit immer neuen, schwereren Weinen gefüllt.
    Mac aß und trank und widersetzte sich erfolgreich den Versuchen, mit seinem Nachbarn Konversation zu machen. Es war ein Spanier, der Tischkarte nach lautete sein klangvoller Name Enrique Rosario de Torres y Correa, und sein Englisch beschränkte sich auf wenige gutturale Laute, sein Französisch hingegen war recht fließend. Mac versagte es sich, seine Kenntnisse dieser Sprache anzuwenden, und hoffte, dass seine Nase irgendwann gegenüber dem durchdringenden Duft der spanischen Pomade abstumpfen würde. Er vermied es auch, die Gäste zu mustern, wenngleich er registrierte, dass Beau und Chester weiter oben am gegenüberliegenden Tisch saßen. Sie sahen gut aus, die Brüder Fitzgerald. Den Krieg hatten sie offenbar ohne große Wunden überstanden. Er entdeckte auch Doro und ihren Bruder. Sie trug ein rotes Kleid, das sich wie ein Handschuh um ihren Körper schmiegte, eine lange Kette aus schwarzen Perlen tanzte über ihrem Busen, und ihre Augen betörten ihren Tischnachbarn offensichtlich bis zur halben Bewusstlosigkeit. Schon zweimal hatte er das Besteck fallen lassen und ein Glas Rotwein umgestoßen. Emmalou unterhielt sich angeregt mit einem hochgewachsenen Herrn, dessen schwarz glänzende Haare und ein feiner Strich von Oberlippenbärtchen einen Hauch von Halbwelt suggerierten. Das taten auch die beiden wimpernklimpernden Flappers neben ihm. Junge, aufsehenerregend geschminkte Frauen in Tüll und Federboa. Einige Plätze weiter saß eine ebenso modisch gekleidete Dame, zu Macs milder Überraschung schien sie zu Oberst von Braunlage zu gehören, der in seiner Uniform streng und dienstlich wirkte. Ein seltsames Paar, wenn es denn eines war. Der Oberst war die gesamte Zeit über mit einem anderen Herrn im Gespräch, seine Begleiterin ließ aber ihre Augen oft über die Menge schweifen.
    Erneut wurde eine Rede gehalten, und gelangweilt sah Mac auf die Uhr. Es ging auf elf Uhr zu, die Luft in dem voll besetzten Saal war stickig geworden, und die Unmengen Essen, die serviert wurden, verursachten ihm allmählich Übelkeit.
    »Wann gestattet uns der gute Ton, hier zu verschwinden?«, fragte er Hans.
    »Wenn Tilmann sich verabschiedet. Kann noch ein bisschen dauern.«
    »Wir starten um zehn. Wird lustig mit all den verkaterten Fahrern.«
    »Wir können unhöflich sein und uns nach dem nächsten Gang davonstehlen.«
    »Ich bin kein Herr von Welt, also erlaube ich mir die Unhöflichkeit. Denn wenn jetzt noch einer in gebrochenem Englisch über Fortschritt, Fairness und Fahrtenglück schwadroniert, wird mir übel.«
    Es gelang ihnen eine Viertelstunde später, sich aus dem Bankettsaal zu schleichen. Hans organisierte ihre Überzieher, und sie verließen das vornehme Hotel. Eine Droschke ließen sie sich nicht rufen. Beide hatten sie das Bedürfnis, durch die kühle Nachtluft zu wandern.
    Die Boulevards waren noch belebt, Nachtschwärmer, nicht alle ganz nüchtern, kamen aus Restaurants, Bars und Varietés, ein Pärchen tanzte Wange an Wange Tango zu den Klängen eines bandoneonspielenden Straßenmusikanten, eine Gruppe kichernder Frauen kam ihnen Arm in Arm entgegen und zwang sie, auf die Straße auszuweichen. Ein Automobil hupte, der Fahrer beschimpfte sie mit gallischem Temperament. Dann standen sie an einer Straßenecke, und Mac sah sich um.
    »Ich würde sagen, wir sind zu weit nach Westen gegangen.«
    »Fragen wir den Herrn dort.«
    Besagter Herr war bereit, ihnen Auskunft zu erteilen, da Mac seine französischen Sprachkenntnisse wieder eingefallen waren. Er wies ihnen den Weg zum Gare du Nord, doch er warnte sie, die breiten Straßen nicht zu verlassen, auch wenn das einen Umweg bedeutet. » Là on se trompe aux touristes «, war seine kryptische Aussage.
    Mac und Hans sahen einander an und schlugen den Weg durch die Gassen des Montmartre ein. Enge Gassen, dunkle Gassen, schäbige Bars, versteckte Restaurants – Musik drang hier und da auf die Straße, Johlen und Gelächter ebenso. Aber in Häusernischen drückten sich finstere Gestalten herum, Liebespärchen vielleicht, aber auch Hehler und Zuhälter, Drogenhändler und jämmerliche Gestalten ohne Obdach. Sie eilten beschwingten Schrittes weiter, und als sie in die einsameren Straßen kamen, dort, wo die Beleuchtung zerstört

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