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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu tragen. Auch Hans hatte sich einen dunklen Anzug geliehen und war den Nachmittag über in eigenen Angelegenheiten unterwegs gewesen.
    »Es ist mir gelungen, die Tischordnung ein wenig zu verändern«, erklärte er, als er Mac das Batisthemd reichte.
    »Was hast du angestellt?«
    »Kellner gespielt. So ein Anzug ist gar keine schlechte Verkleidung. Unsere Tischkarten lauten auf Joseph Smith und John Brown. Die Plätze sind direkt am Pressetisch.«
    »Geschickt. Danke.«
    Mac steckte die Manschettenknöpfe mit dem Monogramm – nicht dem seinen – ein und griff nach dem Binder. Der Seekoffer, den Hans geplündert hatte, war sehr ergiebig gewesen. Konnte man nur hoffen, dass sein Besitzer sich nicht in das Hotel Bristol verirrte.
    Hans reichte ihm den Topf mit der Pomade, aber Mac lehnte ab.
    »Der Herr von Welt trägt aber …«
    »Der Herr von Welt kann mich mal. Schmierfett gehört ins Getriebe, nicht auf die Haare.«
    »Du wirst auffallen.«
    »Joseph Smith ist kein Mann von Welt.«
    »Doch das Eau de Cologne wird auch er nicht verschmähen.«
    »Also gut, aber ein leichter Hauch von Öl und Gummi wäre dem Anlass auch entsprechend.«
    »Ab morgen, Sir.«
    Mac lächelte und klatschte sich etwas Kölnisch Wasser ins Gesicht. Dann schlüpfte er in die Jacke und betrachtete sich in dem fleckigen Spiegel des wackeligen Garderobenschranks, der sicher älter als sein eigener Großvater war. Immerhin, die Pension war sauber, und Madame reichte ein genießbares Essen.
    »Der Überzieher!«
    Hans hielt den leichten Mantel geöffnet für ihn bereit, und Mac legte ihn an. Hans war als Kammerdiener unschlagbar. Er wusste nicht nur, was ein Herr wann zu tragen hatte, sondern er war auch geschickt mit Nadel und Faden. Auch die Etikette beherrschte er und soufflierte dezent, wenn es ihm nötig erschien, Anreden und Ehrbezeugungen. An diesem Abend war Mac froh, ihn an seiner Seite zu haben.
    Sie ließen sich eine Droschke rufen, denn es wäre unpassend gewesen, in Gesellschaftskleidung durch die engen Gassen des 10. Arrondissements zu gehen. So fuhren sie also standesgemäß durch den Frühherbstabend. In den Fenster scheiben der Häuser flammte die untergehende Sonne auf, und das Pariser Nachtleben erwachte auf den Boulevards. Droschken und Automobile standen schon in einer langen Reihe vor dem Hotel Bristol und spuckten ihre vornehme Last aus. Mac und Hans wiesen ihre Einladungen vor, uniformierte Pagen empfingen sie, geleiteten sie durch den schimmernden Marmor des Empfangsbereichs zu den Banketträumen.
    »Hundertachtzig Personen, Mac. In der Menge fällt man nicht auf.«
    »Schon gut.«
    Mac fühlte sich von der geballten Pracht des hochherrschaftlichen Hotels wie erschlagen. Weitere Bedienstete eilten auf sie zu, baten um Mäntel und Hüte, halfen ihnen aus den Ärmeln und wiesen ihnen den Weg zum Empfang.
    »Dort, der Herr von L’Auto und Mister Tilmann. Wir reihen uns ein«, flüsterte Hans kaum hörbar.
    Ein in den gesellschaftlichen Zeremonien gewandter Hotel angestellter nahm Macs Visitenkarte entgegen und flüsterte den beiden empfangenden Herren seinen Namen zu. Dann stand Mac vor dem Ölbaron. Frank Tilmann war ein Mann von kräftiger Gestalt, seine eisgrauen Haare kurz geschoren, das Gesicht wettergegerbt, doch die Hände manikürt, und sein plötzlich aufleuchtendes Lächeln überraschte Mac.
    »Der Fahrer des einzigen amerikanischen Fahrzeugs, wie ich höre. Sie treten mit unserer Tin Lizzy an?«
    Er sprach amerikanisch mit einem harten deutschen Akzent, und Mac erwiderte sein Lächeln.
    »Ein zuverlässiges Automobil, Sir, mit dem ich schon weite Strecken zurückgelegt habe.«
    »Dann hoffe ich, dass es Sie auch diesmal zu einem Triumph führt, Mister MacAlan.«
    Auch der Monsieur von L’Auto murmelte einige passende Worte, und Mac und Hans, der in respektvollem Abstand gewartet hatte, waren entlassen.
    »Und jetzt?«
    »Mischen wir uns unauffällig unter die Gäste und schlürfen ein Glas Champagner, bis zum Dinner gerufen wird.«
    Hans reichte ihm ein hochstieliges Glas von dem Tablett, er hielt es in der Hand und sah sich um. Eine illustre Gesellschaft, so erschien es ihm, hatte sich versammelt. Die Kleider der Damen spiegelten den Stand der neuesten Mode wider. Doch nicht allen stand der glatte Fall der hemdähnlichen Gewänder – vor allem den etwas fülligeren unter den Damen schmeichelten Perlengehänge und Fransen oder gar ein plissierter gelber Schlauch nicht. Die Schlankeren aber waren ein

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