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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Zischen, und ungeduldig befreite ich das E von dem D. Ich hatte es eilig: Um zwölf sollten die Automobile vom Place d’Étoile aus starten, und auch darüber wollte ich einen Bericht schreiben. Geraldine lag noch im Bett, sie hatte sich das Kopfkissen über die Ohren gezogen und gab dann und wann ein Knurren von sich. Sie hatte sich bei dem Bankett nicht eben zurückgehalten, was den Wein und die Cocktails anbelangte, und war erst in den Morgenstunden in die Federn gekrochen.
    Am Sonntag hatte sie noch nichts davon gesagt, dass sie mich begleiten wollte, aber am Montagabend hatte sie gefragt, ob in dieser verdammten Rumpler noch Platz für ihre Ausrüstung und ihre Koffer sei.
    »Man hat im Krieg an die hundert Kilo Bomben damit transportiert. Ich denke, ein, zwei Kleider werden wir darin unterbringen können.«
    Ich war froh, sie dabeizuhaben, auch wenn Geraldine manchmal etwas launisch war. Aber ehrlich gesagt war mir bei dem Gedanken an einen Alleinflug doch etwas mulmig geworden. Am Donnerstag war Geraldine also in einem todschicken Fliegerdress aufgetaucht. Hellbraune Breeches, schimmernde Schaftstiefel, eine figuranliegende Jacke von militärischem Schnitt, ein fescher Schal, ein keckes Schirmmützchen auf den ondulierten Locken – offenbar war sie wieder in den UFA -Studios gewesen und hatte jemandem eine bühnenreife Ausstattung abgeschwatzt. Ich selbst hatte aber auch mehr Wert als sonst auf meine Kleidung gelegt. Meine Stiefel waren zwar schon etwas zerschrammt, aber blank geputzt, meine schwarze Hose waren maßgeschneidert und die weiche, mit Lammfell gefütterte Lederjacke noch so gut wie neu.
    Der Flug nach Paris war ohne Schwierigkeiten verlaufen. Das kleine Hotel, in dem ich gleich am Montag reserviert hatte, gab sich gastfreundlich und sauber, die ersten Kontakte hatten wir schon am Freitag geknüpft. Das hieß, Geraldine hatte zwei junge Damen in einem Boulevardcafé angesprochen, die am Nebentisch eifrig über die Rallyestrecke geplaudert hatten. Gerrys Französisch war ganz passabel, und so war sie mit ChiChi und ChouChou ins Gespräch gekommen.
    Ich bezweifelte allerdings ernsthaft, ob die beiden Flappers wirklich an einem Triumph interessiert waren. Aber auf Bekanntschaften mit siegreichen Fahrern waren sie ganz bestimmt aus. Es begleitete sie zudem ein Herr, der sich bei dem Bankett später als Gregoire vorgestellt hatte und vornehmlich ein ungemein schöner Mensch war. Wenn auch sein Menjoubärtchen ihm einen leicht verwegenen Anstrich gab. Ich hatte meiner Begleiterin diese Leute überlassen und versucht, zunächst einmal Erkundigungen über die Brüder Fitzgerald einzuholen. Die Adresse ihrer Unterkunft fand ich ziemlich schnell. Der Torwächter des parc fermé, in dem die Fahrzeuge vor dem Start eingeschlossen waren, hatte mir Auskunft gegeben. Ich war natürlich nicht die Einzige, die den Teilnehmern und Veranstaltern auf den Fersen war. Überwiegend männliche Reporter tauchten an all den vielversprechenden Stellen auf, an denen Neuigkeiten, Auskünfte oder Pikanterien zu erwarten waren. Die Herren waren allerdings vornehmlich mit den technischen Sensationen beschäftigt. Mir gelang es, mit einem österreichischen Fahrerteam – Vater und Sohn Waldgruber – ein kurzes Interview zu führen. Es gab dem Bericht eine schöne menschliche Note, dass Papa Waldgruber, ein redlicher Gymnasiallehrer, seinem Sohn nach der Verleihung des Doktorgrads durch die Medizinische Fakultät die Teilnahme an der Rallye geschenkt hatte. Zusammen mit einem fabrikneuen Amilcar. Doktor Waldgruber war ein ruhiger junger Mann, dessen Haar an den Schläfen schon zurückwich, der aber freundliche Augen hatte und vermutlich das Vertrauen seiner Patienten gewinnen würde. Sieg war nicht ihr erstes Ziel, berichtete er, wohl aber die Freude an einem gemeinsamen Unternehmen.
    »Wir haben in den vergangenen Jahren nicht viel Zeit füreinander gehabt«, meinte Papa Waldgruber und rückte seine Brille auf der Nase zurecht. »Mein Sohn hat sehr ehrgeizig sein Studium absolviert und sogar einige Zeit bei Doktor Freud gehört. Diese Fahrt nach Berlin wird ihm die Spinnweben aus dem Hirn pusten.«
    »Wohl eher mein Haupthaar weiter lichten«, sagte der junge Doktor und fuhr sich lächelnd über den Kopf.
    »Es kommt doch mehr darauf an, was drin ist, als darauf, was drauf ist«, erwiderte ich. »Aber verzeihen Sie meine Neugier – Sie studierten bei Doktor Sigmund Freud?«
    »Sie haben von Professor Freud gehört?«
    »Nun,

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