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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich lese Zeitungen, Doktor Waldgruber. Man kommt nicht umhin, etwas von dem Mann zu erfahren, der die Seele des Menschen erforscht. Und einige – mhm – befremdliche Theorien aufstellt«, fügte ich hinzu und bemerkte, dass ich rot wurde. In du Plessis’ Haushalt wurde über sexuelle Themen recht freizügig diskutiert, was mir immer noch ein wenig Unbehagen verursachte.
    »Professor Freud mag einige kontrovers zu diskutierende Theorien aufgestellt haben, aber seine Behandlungsmethode ist ungewöhnlich erfolgreich. Vor allem …«
    »Protasius, keine psychoanalytischen Vorträge«, mahnte Papa Waldgruber, der offenbar mein eigenes Unbehagen teilte, und ich stellte flugs eine Frage zu dem neuen Fahrzeug, die sein Sohn in der gleichen ruhigen, aber engagierten Form beantwortete.
    Am Nachmittag ergab sich schließlich die Möglichkeit, den Brüdern Fitzgerald einen Besuch abzustatten. Ich traf sie an der Bar ihres Hotels und wurde mit offenen Armen empfangen.
    »Emmalou, sweet Darling!«
    »Beau, Chester! Ihr habt euch kein bisschen verändert.«
    Überschwänglich umarmten mich beide Männer, küssten mich, und alle drei mussten wir uns schließlich ein paar Tränen aus den Augen wischen.
    »Champagner!«, rief Beau und zog mich zu einem Tisch am Fenster. »Und jetzt erzähl! Wieso bist du in Paris? Wie geht es deinen Eltern? Führt ihr das Hotel noch immer? Haben Will und Hans den Krieg überlebt?«
    »Ach, Beau. So viele Fragen und so wenig glückliche Antworten. Ich bin in Paris, um über die Rallye zu berichten, das dürfte die einzig erfreuliche sein. Meine Eltern sind im Nachkriegswinter gestorben. Die Grippe, wisst ihr.«
    Chester nahm meine Hand in seine und drückte sie fest.
    »Annalisa und ihr Mann haben das Hotel übernommen.«
    »Und du wolltest nicht bei ihnen bleiben?«
    Ich spürte den altbekannten Kloß in der Kehle. So gern ich die beiden hatte, meine Geschichte mochte ich jetzt nicht vor ihnen ausbreiten.
    »Nein, Beau. Ich bin nicht geblieben. Mein Verlobter war gefallen, meine Eltern ebenfalls gestorben, und als meine Beinahe-Schwiegereltern mir anboten, zu ihnen nach Berlin zu ziehen, habe ich das getan. Ihr werdet ihre Tochter Geraldine sicherlich bald kennenlernen. Sie begleitet mich als Fotografin bei der Rallye.«
    »Dein Verlobter …«
    »Was ist mit Will und Hans?«, unterbrach Chester seinen Bruder. »Hast du Nachricht von ihnen?«
    »Will ist gefallen. Hans hat sich nicht bei uns gemeldet.«
    Der Champagner wurde serviert, aber keiner von uns griff nach dem Glas. Ich räusperte mich schließlich.
    »Warum nehmt ihr an der Rallye teil? Lockt der Ruhm oder das Geld?«
    Ich merkte, dass mein Lächeln ein wenig gequält war, und wieder ergriff Chester meine Hand.
    »Eine Junggesellentour. Letzte Chance für Beau, sich noch einmal ungezügelt auszutoben.«
    »Du heiratest?«
    »Übernächste Woche. Miss Ernestine Jamieson. Und dieser glückliche Halunke ist Doctor Elisabeth Gardner in die Fänge geraten. Sie hat ihn 1918 zusammengeflickt, nachdem man ihn aus den Trümmern seines Flugzeugs gepult hatte.«
    »Gratuliere. Ich hoffe, die Damen haben ein festes Händchen.«
    »Einen eisernen Griff«, grinste Chester.
    »Ihr wart Piloten? Das hätte ich mir ja denken können.«
    Jetzt grinsten beide. Sie waren zwei Draufgänger, schon damals. Mochten ihre Frauen wirklich etwas zu zähmen haben.
    »War eine wilde Zeit, Emma. Aber auch grausam. Hast du etwas von Mac gehört?«
    »Nein. Ich war verblüfft, als ich ihn auf der Teilnehmerliste sah.«
    »Wir hatten die Meldung erhalten, er sei bei Ypern verschollen. Und – ehrlich gesagt, wir sind jetzt ein bisschen böse mit ihm, weil er uns keine Nachricht zukommen ließ, dass er überlebt hat.«
    »Vielleicht gibt es einen anderen Mann seines Namens.«
    »Der mit Hans zusammen bei einer Rallye antritt? Wohl kaum.«
    Ich musste ihnen recht geben.
    »Er wollte nicht mit uns zu den Fliegern gehen. Er wollte eigentlich gar nicht in den Krieg ziehen, aber 1916 haben sie ihn dann eingezogen. Kurz vor Flandern haben wir die letzte Nachricht von ihm erhalten. Er war Captain bei den Royal Highlanders, Black Watch. Gott, ausgerechnet Mac. Aber irgendwie ist er der Hölle wohl entkommen.«
    »Und vielleicht war die Hölle tiefer, als wir ahnen«, murmelte ich. »Es gibt viele, die sich anschließend nur noch verkriechen wollten.«
    »Wie auch immer, er ist aus seinem Loch hervorgekrochen, und Hans hat er auch mit hinausgezerrt. Wir werden ihm erst das Fell

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