Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
lächelte.
»Mich nennt man ChouChou. Und unser Fahrer ist Gregoire. Un bon homme, n’est pas ?«
»Ein ausgesucht schöner Mann. Steigen Sie ein, wir müssen weiter.«
Inzwischen hatten sich vier weitere Wagen hinter ihnen gestaut, und die Stimmung lud sich allmählich auf.
ChiChi drückte den Jungen noch einmal an sich und murmelte etwas Tröstendes, dann setzten sie und ChouChou sich in den Wagen, der tuckernd die Straße blockierte. Kaum waren sie losgefahren, brüllte der Motor des Benz auf, und Mac musste zur Seite springen, um nicht umgefahren zu werden. Er stieg grollend in den Ford und ließ die Ungeduldigen vorbeifahren.
»Das wird nicht das letzte Opfer gewesen sein«, meinte Hans.
»Nein, aber ein völlig unnötiges. Beeilen wir uns ein bisschen.«
Hans sah auf die Uhr, dann auf die Karte und machte ein paar Berechnungen.
»Kann noch klappen. Gib Gas.«
Über ihnen brummte ein kleines Flugzeug Richtung Meaux.
Sie kamen die letzten Kilometer gut voran. Auch die anderen schienen die erste Etappe gut zu bewältigen, lediglich ein Opel-Fahrer stand heftig kurbelnd am Straßenrand und versuchte, die versagende Zündung wieder in Gang zu bringen.
Die Streckenposten auf dem Feld vor Meaux trugen die Ankunftszeit in das Bordbuch ein und rechneten eilig die Geschwindigkeit aus. Es war knapp, aber es reichte. Mac berichtete kurz von dem Fahrer des Wagens Nummer zweiundzwanzig, einem Joachim Thalheimer, wie sie der Teilnehmerliste entnommen hatten, der Streckenposten notierte die Beschwerde. Eine kurze technische Überprüfung ergab, dass keinerlei Defekte vorlagen, und mit einer neuen Startzeit machten sie sich auf den Weg nach Épernay, der letzten Station an diesem Tag. Einige eifrige Reporter versuchten, den Fahrern Fragen zu stellen, aber Mac wimmelte sie ab. Einer flotten jungen Frau mit einer Kamera hingegen winkte er lächelnd zu.
»Willst du dein Gesicht in den Schundblättern sehen?«, grummelte Hans.
»Warum nicht? Ist doch wieder ganz hübsch.«
»Es gibt Leute mit einem guten Gedächtnis für Gesichter, Mac.«
»Ja, die gibt es. Aber wenn das hier vorbei ist und wir auf dem Siegerpodest stehen, wird man es sowieso ablichten.«
»Du musst wissen, was du tust.«
»Muss ich?«
Hans stieß ein trockenes Lachen aus.
»Allons, enfants!«
15. RALLYE VON OBEN
Flieg, du kleine Rumplertaube,
flieg in meine Wolkenlaube.
Alfred Schönfeld
E s war grandios! Ich hatte meine Story! Frank Tilmann war auskunftsfreudig und charmant, und irgendwie hatte es ihn gefreut, dass ich deutsch mit ihm gesprochen hatte. Darüber hatte ich allerdings das Geschehen auf der Strecke etwas vernachlässigen müssen, aber wie es schien, gab es keine bemerkenswerten Ereignisse auf der ersten Etappe. Außer einer Behinderung durch ein langsam dahinzockelndes Pferdefuhrwerk und einer für mich nicht ganz erklärbaren Stockung kurz vor Meaux war mir nichts aufgefallen. Bevor wir losgeflogen waren, hatte Geraldine mir zugerufen, dass sie Tilmanns Fahrer überredet hatte, sie mitzunehmen, und sie war fast gleichzeitig mit den ersten Rallyeteilnehmern eingetroffen. Der Chauffeur hatte sich nicht an die Durchschnittsgeschwindigkeit halten müssen. Damit ersparte ich mir den Rückflug nach Paris, um sie abzuholen. Sie stand bereits am Kontrollpunkt und machte eifrig Aufnahmen von den eintreffenden Fahrern.
Während ich im Flugzeug auf sie wartete, stenografierte ich die wesentlichen Punkte für meinen Bericht über den Ölbaron. Pennyoil, so hatte ich erfahren, verfügte über ergiebige Ölfelder in Pennsylvania. Von dort wurde das Öl in großen Tanks zum Hafen von Philadelphia gebracht und in Tankschiffen nach Europa transportiert. Darüber hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. Und vermutlich war das auch nur wenigen unserer Leser bewusst, welch langen Weg das Öl nehmen musste, um unsere Automobile zu füttern. In Hamburg kam das Rohöl in die dortigen Raffinerien und wurde aufbereitet. In welche Endprodukte, das hatte ich nicht ganz behalten, wohl aber, dass das Benzin, mit dem die Automotoren angetrieben wurden, von dort in Fässern weiter an Läden und Werkstätten geliefert wurde. Tilmanns Vorstellung war es – in Deutschland vor allem –, ein Netz von Tankstellen aufzubauen, wie sie bereits in Amerika existierten. Dort wurde Benzin über Zapfsäulen an die Automobilisten ausgegeben und musste nicht mühsam Kanister für Kanister in den Tank gegossen werden. Er war indes nicht der einzige Unternehmer mit
Weitere Kostenlose Bücher