Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Berichterstattung aus der Luft geplant hatte.
»Dann warten wir eben, bis die Sicht besser wird. Es wird ohnehin Zeit, dass ich Abzüge von meinen Filmen mache, Emma«, sagte Gerry. »Hab gestern herausgefunden, dass es hier ein Labor gibt, und habe sie entwickeln lassen. Ich werde mich heute Morgen um die Abzüge kümmern.«
Obwohl sie nur wenige Stunden geschlafen hatte, wirkte Geraldine ungemein aufgekratzt und unternehmungslustig.
»Hoffentlich klart es bald auf. In der Eifel gibt es eine Steigungsprüfung. Darüber müsste ich dringend berichten.«
Geraldine zuckte mit den Schultern.
»Lass es dir in Nürburg erzählen. Von oben siehst du doch nichts Genaues.«
Das war mir leider auch schon aufgegangen. Zumal die Eifel ziemlich waldreich war und die Bäume mir die Sicht auf die engen Straßen nehmen würden.
Manchmal flog mich der Gedanke an, dass diese Art der Berichterstattung eine Schnapsidee gewesen war. Andererseits – Koch, der Herausgeber, hatte sich einverstanden erklärt und versprach sich einiges davon. Also würde ich es weiter durchziehen.
Wir nahmen ein Frühstück ein, ich ein recht üppiges, um für den Tag gerüstet zu sein, Gerry knabberte nur an einem halben Brötchen. Dann zog sie mit ihren beiden Kameras los, und ich suchte wieder einmal eine Möglichkeit, meine Artikel über die Ankunft in Metz und das Interview mit Oberst von Braunlage nach Berlin durchzugeben. Dann besuchte ich den verwaisten parc fermé , wo die Mechaniker bereits die Stationen abbauten. Zwei Wagen standen noch dort, einer mit zersplitterter Windschutzscheibe und ein Turcat-Mery, an dem sich eine Frau zu schaffen machte.
»Sie sind heute früh nicht gestartet?«, fragte ich sie.
Sie sah auf und hob die Schultern.
»Meine Beifahrerin ist ausgefallen. Schöner Mist. Sie hätte es mir auch vorher sagen können, dass sie schwanger ist.«
»Was ist passiert?«
»Blutungen. Schätze mal, das Geholper auf der Piste ist ihr nicht bekommen. Ich habe sie ins Hospital gebracht und die Sache hier abgebrochen.«
»Das tut mir leid.«
»Warum?«
»Weil es mal wieder das Vorurteil bestätigen wird, dass Frauen das schwächere Geschlecht sind.«
»Mhm. Ja, sind wir aber nicht. Ich fahre trotz allem weiter, wenn auch außer Wertung.«
»Alleine?«
»Wollen Sie mitfahren?«
»Würde ich gerne, aber ich habe mein Flugzeug hier.«
Sie sah mich mit großen Augen an.
»Oha! Die fliegende Reporterin.«
Es schmeichelte mir!
Und mir kam eine Idee.
»Sie könnten meine Fotografin mitnehmen. Sie fliegt nicht gerne, und sie könnte ein paar passende Aufnahmen von der Strecke machen.«
»Hört sich gut an. Ich breche in einer halben Stunde auf. Wenn sie dann hier ist, kann sie mitkommen. Sie soll nach Svenja Sörensen fragen.«
Und da die Gelegenheit günstig war, zückte ich meinen Block und meinen Stift und fragte: »Geben Sie mir noch ein paar Eindrücke vom bisherigen Verlauf der Rallye?«
Die Dame war so nett, und ich konnte mein Wissen zum Thema Stetigkeitsprüfung und Nonstop-Fahrt ergänzen. Dann erschien auch Geraldine und nahm erfreut das Angebot an, im Wagen durch die Eifel chauffiert zu werden.
Da sich im Laufe des Vormittags der Nebel verzogen hatte, startete ich dann auch um die Mittagszeit. Ich hatte mir vorgenommen, den kürzesten Weg nach Nürburg zu nehmen, also nicht der gewundenen Route zu folgen, die die Rallye-teilnehmer zu fahren hatten. Ich erreichte den kleinen Segelflugplatz Quiddelbach nach zwei Stunden. Dieser Landeplatz lag äußerst günstig, denn hier waren bereits die Baracken für die Arbeiter aufgebaut, die in Kürze mit den Notstandsarbeiten für die neue Rennstrecke beginnen sollten. Heute aber war das Lager der Westdeutschen Bauunion für die Fahrer bereitet, und Streckenposten und Kontrolleure hatten hier ihre Prüfstellen und Werkstätten eingerichtet. Da ich lange vor der Ankunft der Rallyeteilnehmer eingetroffen war, überredete ich einen der Männer, mich zu einer kleinen Rundfahrt mitzunehmen, und gegen ein üppiges Trinkgeld erklärte er sich bereit, mich für etwa eine Stunde durch die Gegend bis hin zur Nürburg zu fahren. Dieser Ausflug mit dem klapprigen Vorkriegsopel gab mir endlich ein hautnahes Gefühl für die Anstrengungen, die die Rallyeteilnehmer durchzustehen hatten. Es waren zwar nur wenige Kilometer, aber die Straße – besser der Schotterweg – war dermaßen ausgefahren und voller Schlaglöcher, dass ich mich nicht mehr wunderte, dass die schwangere Beifahrerin
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