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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Alfa-Besitzer den offensichtlich verletzten Fahrer verprügeln konnte, waren drei Kontrolleure hinzuge sprungen, und ein lautstarkes Palaver begann.
    »Die brauchen kein Geschrei, die brauchen einen Sanitäter«, murrte ich. Männer! – Maschinen waren ihnen wichtiger als körperliche Unversehrtheit.
    »Ich seh mal nach«, sagte ChiChi und stiefelte in ihrer eng sitzenden Hose hüftschwingend zu einem der Zelte. Ich hingegen zögerte kurz.
    Erste Hilfe hatte ich während meines Lazarettdienstes zur Genüge geleistet, ein brauchbares medizinisches Wissen hatte ich mir damals auch aneignen müssen. Doch damit wollte ich eigentlich nichts mehr zu tun haben.
    Andererseits …
    Ich ging zu dem Delahaye hin und schob den Kontrolleur zur Seite. Der Mann am Boden kam eben auf die Knie. Ich beugte mich zu ihm hinunter und fasste seine Schultern.
    »Bleiben Sie liegen«, bat ich ihn und half ihm, sich auf die Seite zu betten. Dann sah ich einem der Umstehenden fest in die Augen und befahl: »Decke!«
    Ich bekam eine gereicht und faltete sie unter dem Kopf des Mannes wie zu einem Kissen. Er atmete schwer und stöhnte, hatte aber zumindest keine blutende Wunde. Eilig tastete ich seine Arme und Beine ab, und als ich über seine Rippen fuhr, jaulte er auf. Geprellt, vielleicht gebrochen.
    »Wenn Waldgrubers eintreffen, Wagen sechzehn, bringt den Fahrer her, er ist Arzt«, sagte ich, und jemand trabte los. Ich erhob mich und ging zu dem Wagen. Der Fahrer war inzwischen auch wieder zu sich gekommen und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Schulter. Auf seiner Stirn entwickelte sich eine blutrote Beule.
    »Helfen Sie ihm aussteigen«, bat ich einen weiteren Zuschauer. Der aber stellte sich dermaßen dämlich an, dass ich ihn mit einem undamenhaften Fluch zur Seite stieß und selbst mit dem Schwesterngriff versuchte, den Verletzten zu bewegen.
    »Lassen Sie mich das machen«, sagte der junge Doktor Waldgruber zu mir, und dankbar überließ ich ihm die Arbeit.
    »Vermutlich Schlüsselbein gebrochen«, murmelte er. Und dann kam auch ChiChi mit zwei Männern zu uns, die eine Trage dabeihatten.
    Ich zog mich aus dem Gewimmel zurück und betrachtete den Wagen. Der Vorderreifen war zerfetzt, ein faustgroßes Loch war in den Gummi gerissen. Ich fragte mich, ob die mehr als mangelhaften Straßen daran schuld waren. Vielleicht konnte einer der Mechaniker mir das beantworten. Die aber waren alle mit den Automobilen beschäftigt. Ein junger Mann in scheußlich karierten Knickerbockern, einer grünen Schiebermütze und einem seltsam haarigen braunen Jackett war eifrig dabei, sich Notizen auf einem Klemmbrett zu machen. Als er mich bemerkte, strahlte er mich an und streckte mir die Hand entgegen.
    »Gestatten, Donny Dorsch. Wir sind Kollegen, wa? Sie sind die Rumplertante, ne wa?«
    Und Sie ein ausgefranster Idiot, aber das sagte ich nicht laut, sondern schenkte seiner Hand keine Beachtung und ihm nur einen abschätzigen Blick.
    »Sie schreiben für wen?«, fragte ich dann mit kühler Stimme.
    Er grinste unerschütterlich und meinte: »Ach, für den und jenen, ich bin freier Korrespondent. Heiße Sache das hier, wa? Gab einiges zu sehen auf dem Weg her. Haben Sie sicher von oben mitgekriegt, ne wa?«
    Damit wandte er sich ab und stürzte auf den korpulenten Benz-Fahrer zu – Thalheimer, den Reifenfabrikanten, der bedauerlicherweise glaubte, Automobile seien reine Männersache. Irgendwie musste ich den Kerl dazu bringen, mir zuzuhören. Koch wollte seine Anzeigen im Bunten Blatt haben.
    Ich sah mich nach einem neuen Opfer um, aber offenbar waren die Fahrer alle weitgehend erschöpft und hatten sich in die Zelte zurückgezogen, um sich vor der Nachtfahrt auszuruhen. Ich fand aber Geraldine im Pressebüro in ein Gespräch mit zwei anderen Fotografen vertieft.
    »Hast du gewusst, dass hier schon regelmäßig Eifelrennen gefahren wurden, Emma?«, fragte sie, als sie mich sah.
    »Nein, wusste ich nicht.«
    »Seit einigen Jahren. Scheint eine große Herausforderung zu sein. Sag mal, gibt es hier irgendwo etwas zu essen? Uns knurrt allen der Magen.«
    »Da hinten waren vorhin ein paar Eifelbäuerinnen damit beschäftigt, Erbsensuppe zu kochen. Aber sie gaben sich äußerst puffmäulig.«
    »Geben wir ihnen mal einen kleinen Anschub«, meinte einer der Männer und machte eine Geld zählende Geste.
    Ich nickte und ging mit den dreien zum Küchenzelt.
    Die Kessel standen noch auf den improvisierten Herden, die Brote lagen in ihren Körben,

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