Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Familie eine Tour nach Hannover machen, und da es sein erster längerer motorisierter Ausflug war, wünschte er auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Er betrachtete kritisch den Satz Zündkerzen in seinem passenden Gummibehälter, ein komplettes Ansaug- und Auspuffventil (Ventil, Ventilfeder, Teller und Keil, wie Fritz erläuterte), je ein Exemplar Ersatz für jede im Fahrzeug vorkommende Glühbirne in einem mit Watte gepolsterten Holzkästchen, ein Sortiment von Bolzen, Muttern und Sprengringen in allen Größen, eine Rolle Isolierband, Kupferdraht, Siebtrichter, Gummischlauch und Dichtungen.
Oberstudienrat Kleinhas schien nicht glücklich mit dem technischen Allerlei, und Fritz vermutete, dass der Herr, der die lateinische und griechische Zunge beherrschte, hier gewisse Sprachschwierigkeiten hatte.
»Wozu dient der Gummischlauch, junger Mann?«
»Flüssichkeiten, wie zum Beispiel Benzin oder Wasser, Herr Oberstudjenrat, fließen im Automobil von hier nach da. Det tun se durch Schläuche. Und wenn eener platzt, isset jut, Ersatz zu haben.«
»Ah, und wie stelle ich fest, ob alle Flüssigkeiten richtig verteilt werden?«
»Wennt nich is, merken Se det janz fix.«
»Ach so. Und die Zündkerzen?«
»Det zeije ick Ihnen noch. Jetzt kieken wir uns die Räder an.«
Fritz führte also den Wagenheber, die Fußpumpe mit Druckmesser, den Radabzieher und die Montagewerkzeuge für Pneus vor, dozierte über die Schlauch-und Mantelreparaturhilfsmittel und zeigte dem wissbegierigen Herrn die Ersatzteile für Pneuventile.
»Das sind ja interessante Dinge, die Sie da kennen«, sprach der bewundernd und strich über die beiden kompletten Reserveräder.
Fritz hoffte für ihn, dass kein Steinchen und kein Splitter die Reifen zerstören möge. Herrn Kleinhas mit dem Wagenheber agieren zu sehen verursachte ihm Gänsehaut.
»Hier, in dieser Tasche is det automobileijene Werkzeuch, Herr Oberstudjenrat, aber zusätzlich sollten Se noch een Benzinkanister mit 25 Liter Sprit und eene Kanne Öl mitnehmen. Man weeß ja nie, wo man landet. Ach ja, und wennt ma wat zu reparieren jibt, kriejen Se schmutzje Fingers. Dazu nehmen Se bitte diese Reinigungspaste für die Hände und ’n sauberes Tuch mit. Jeschenk von Charlies Werkstatt.«
Fritz überreichte Tube und Lappen mit großer Geste an den staunenden Herrn, der ihm daraufhin ein reiches Trinkgeld zusteckte und mit der sicheren Gewissheit, für alle Wechselfälle des touristischen Lebens gerüstet zu sein, aus dem Hof rollte.
»Mann, Molle, hoffentlich passiert dem nix.«
Molle maunzte und hopste auf den Motor des Dürkopp Knipperdolling, den Bäckermeister Maulbeer vorbeigebracht hatte, bedrückt und ein wenig schuldbewusst, denn er hatte mit dem rechten vorderen Kotflügel etwas herb einen unschuldigen Baum touchiert. Es galt, das Blech auszubeulen und neu zu lackieren.
»Na, Molle, denn wolln wer ma.«
Molle schlüpfte in den Fahrgastraum und rollte sich auf dem Ledersitz zusammen. Fritz schraubte den Kotflügel ab und begann, vorsichtig an der Delle herumzuklopfen. Dabei dachte er an seine nächtliche Plauderei mit Nelly. Sie war pünktlich um drei aus dem Amt gekommen, umgeben von vier anderen jungen Frauen, die heftig gekichert hatten, als sie seiner ansichtig wurden. Fritz grinste breit. Sie hatten über ihn geredet. Ach, Frauen … Und als er Nelly schwungvoll den Arm reichte, hatten sie sogar gelacht.
»Herr Papke, welche Ehre«, sagte Nelly und hängte sich bei ihm ein. Sie sah zwar ein bisschen müde um die Augen aus, war aber zum Schwatzen aufgelegt. Vor allem hatte sie wieder Neuigkeiten aufgeschnappt. Ganz wichtige sogar, denn diesmal hatte die Rennleitung aus Köln die Zwischenwertungen durchgegeben. Es machte Fritz stolz, dass sich sein Favorit noch immer unter den ersten und besten Teilnehmern befand. Aber Nelly hatte noch etwas aufgeschnappt. Es hatte eine Meldung gegeben, dass es möglicherweise zu Sabotageakten gekommen sei. Überdurchschnittlich viele Reifenpannen waren beobachtet worden, und ein Fahrer hatte einen seltsamen Umstand gemeldet. Der Schlauch seines Reifens war förmlich zerfressen gewesen.
»Gibt es denn Tiere, die so was annagen, Fritz?«
»Jummi? Nee, gloob ick nich. Vor allem nich den Schlauch, der sitzt nämlich im Mantel drin, det ist det schwarze Teil außen rum. Schlauch zerfressen? Mhm, muss ick Charlie mal fragen.«
Sie hatten unterdes das Haus erreicht, in dem Nelly wohnte, und Fritz, der die ganze Zeit höchst animiert
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