Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
die Sicht wurde wieder klar. Eine weitere gute Stunde fuhren sie einigermaßen gleichmäßig, prüften ständig Zeit und Entfernung und lagen noch immer etwas über der durchschnittlichen Geschwindigkeit. Felder und kleine Gehölze wechselten sich ab, bewohnt war die Gegend äußerst spärlich. Hier und da hatten sich Streckenposten eingefunden, aber sie ließen sich durchwinken. Die Tankfüllung würde bis Meinerzhagen reichen, das Kühlwasser hatten sie nachgefüllt, die Fahrleistung war nicht so hoch, dass es überhitzt wurde. Die Zündkerzen waren gereinigt, die Ölschmierung tat gutmütig ihren Dienst. Gelegentlich überholte sie ein anderes Fahrzeug, darunter auch der Amilcar, dessen Verdeck jetzt richtig befestigt worden war.
»Noch fünfundzwanzig Kilometer. Langsamer, wir haben noch eine Dreiviertelstunde Zeit.«
Sie bummelten also durch die Landschaft, und Macs Gedanken wanderten wieder zurück zu seinem Treffen mit Emmalou.
»Heute gar kein Flieger über uns«, sagte er dann.
»Vielleicht mag sie nicht im Regen fliegen.«
»Es ist auch eine langweilige Etappe.«
»Oder sie heckt etwas mit dieser Geraldine aus. Geraldine du Plessis, die Oberst von Braunlage die Pistole geklaut hat. Irgendwie verbunden mit Leutnant du Plessis, Artillerie-Offizier unter Oberst von Braunlage.«
»Und Emmalou, die mit einem Leutnant verlobt war, der bei Ypern gefallen ist«, sinnierte Mac.
»Chester und Beau haben sich ebenfalls mit ihr unterhalten. Möglicherweise hat sie ihnen mehr dazu erzählt.«
»Ich frage sie lieber direkt. Spätestens im Lager heute Abend werde ich mit ihr reden.«
»Wenn sie mit dir reden will.«
»Tja, wenn sie das will. Ich bin nicht ihr MacAlan, und Will hat sie nie besonders beachtet.«
»Achtung, Mac!«
Mac bremste scharf. Vor ihnen stand der Amilcar quer zur Fahrtrichtung. Hans ließ die Hupe ertönen, aber nichts tat sich. Mac stieg aus und ging zu dem Wagen. Die beiden Waldgrubers darin gifteten sich herzhaft an. Er klopfte an die Frontscheibe.
»Brauchen Sie Hilfe?«
Beide starrten ihn wütend an.
»Nein«, fauchte der Jüngere.
»Dann machen Sie den Weg frei.«
»Wir müssen erst etwas klären.«
»Tun Sie das später. Entweder Sie räumen aus eigener Kraft die Fahrbahn, oder wir helfen Ihnen. Oder wir beschweren uns über Sie wegen Behinderung.«
»Sie haben uns gar nichts …«
Gregoire Latour stand plötzlich neben Mac.
»Mit drei, vier Mann kann man sie wegheben.«
Mac grinste.
»Ausgezeichnete Idee. Hans wird uns helfen.«
Die Waldgrubers hatten zwar Macs Englisch verstanden, nicht aber die Unterhaltung auf Französisch. Aber ihre Flüche, als die drei Männer den Wagen hochzuwuchten begannen, waren in allen Sprachen verständlich. Kaum hatte der Amilcar wieder Boden unter den Rädern, starteten sie den Motor und fuhren los.
»Idioten«, knurrte Hans. »Das haben die extra gemacht.«
»Wie meinen Sie das?«, wollte Latour wissen.
»Die sind nach uns gestartet, hatten ein Problem mit dem Verdeck, sind dann zu schnell gefahren und müssen jetzt bummeln. Und auf diese Weise halten sie die anderen auf, die bisher exakt gefahren sind.«
»Nehmen wir sie in die Zange, Monsieurs. Ich überhole sie, Sie bleiben dicht hinter ihnen. Sie fahren sehr genau mit Ihrer komischen Kiste, MacAlan.«
Mac neigte dankend den Kopf. Es war ein großes Kompliment von dem Rennfahrer.
Sie begaben sich wieder zu ihren Automobilen, Mac ließ Latour vorbei, und die beiden nassen Mädchen winkten ihm fröhlich zu. Wenige Minuten später hatten sie die Waldgrubers eingeholt. Der Citroën drängte sich an einer etwas breiteren Stelle an ihnen vorbei, Mac klemmte sich so hinter den Amilcar , dass seine Kotflügel fast den hinteren Teil des Wagens berührten. Wollten die Waldgrubers keine weiteren Schrammen riskieren, mussten sie Abstand gewinnen. Auf diese Weise brachten sie die letzten Kilometer hinter sich und kamen beinahe ganz pünktlich am Kontrollpunkt in Meinerzhagen an. Auch wenn Waldgrubers sie grimmig ignorierten, klatschten ChiChi und ChouChou zu den eingetragenen Zeiten.
»Ihr seid toll gefahren«, sagte ChouChou zu Mac.
»Es war nicht schwierig, das kommt jetzt erst.«
»Ja, zur Furrwikkel … Föörflickel … Blöder Name.«
»Fürwigge. Eine Steigung auf fast sechshundert Meter.«
Sie rümpfte ihre Nase unter der Brille.
»Und das bei dem Scheißwetter. Aber macht nichts, oben scheint bestimmt die Sonne. Und dann wird auch Emma wieder über uns wachen, n’est-ce pas
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