Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
?«
»Emma wacht über euch?«
»Wie ein Engel, nicht? Immer fliegt sie über uns und sieht alles.«
»Und Suppe teilt sie auch aus«, fügte ChiChi hinzu.
»Und sie kann Erste Hilfe.«
»Tatsächlich ein Engel.«
»Ja, aber heute Morgen hat sie geweint.«
Das zu hören gab Mac einen Stich.
»Warum?«
»Wissen wir nicht. Aber eine Dame war bei ihr und hat sie getröstet. Wir haben ihr Gregoires Taschentuch gegeben.«
»ChiChou, weiter!«
Auf Latours Ruf hopsten die beiden zu dem Citroën und nahmen ihre Plätze ein.
Und Hans, der Kühlwasser nachgefüllt und die Reifen kontrolliert hatte, rief Mac zum Ford.
»Also dann – auf nach Fürwigge.«
Der Kontrolleur nahm ihre Zeit und winkte sie auf die Straße.
Zunächst ging es durch das Tal eines Flüsschens, dann aber kam der steile Anstieg. Ein Posten mit Fahne gab ihnen das Zeichen zum Anlauf. Mac drehte das Gas auf. Der Motor brummte, sie schossen voran. Dann kam die Steigung, und mit ihr die Kurven. Der Regen schlug jetzt heftig gegen die Scheiben. Hans musste beständig die Scheibenwischer bedienen und gleichzeitig die Ansagen machen.
»Links, hart links, ausweichen, rechts. Langsamer. Ebene, und wieder Gas.«
Der Motor war an den Grenzen seiner Belastung angekommen. Mac hörte es an den Geräuschen, musste ihn drosseln, kam kaum durch die nächste Kurve. Schaltete, beschleunigte, die Räder griffen in dem inzwischen schlammigen Boden nicht mehr richtig. Der Motor heulte, der Wagen fand irgendeinen Halt im Grund, flog fast nach vorne. Nahe am Abgrund konnte er ihn wieder abfangen. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Dann Hans’ Ausruf: »Gipfel vor uns!«
Sie kamen um die nächste Kehre mit besserem Geschick, und vor ihnen fiel das Gelände steil zu dem riesigen See ab, den die Talsperre bildete.
»Abwärts geht’s!«
Es schonte den Motor, doch nicht die Bremsen. Immerhin hatte der Regenguss sich verzogen, und die Sicht wurde etwas klarer. Zum Glück hatte die Rennleitung einen gebührenden Abstand zwischen den Fahrzeugen vorgesehen, denn eine Ausweichmöglichkeit gab es auf der Talfahrt nicht. Sie fegten durch zwei Spitzkehren und hatten dann eine Schussfahrt vor sich, die auf dem Platz vor der Staumauer endete.
Drei Kontrolleure stürzten sich auf sie, notierten die Zeit und den Zustand des Fords. Aus dem Bereich des Kühlers stieg eine kleine Dampfwolke, doch eine Pause würde die Temperatur des Wassers senken. Sie parkten an dem ihnen zugewiesenen Platz ein und stiegen aus. In dem kleinen Ausflugslokal wurden Erfrischungen angeboten. Viel war es nicht, Brotschnitten mit Leberwurst und Käse, Tee und Bier standen bereit. Hans zückte wieder seinen Bohnenvorrat, aber eine Kaffeemühle war nicht aufzutreiben.
Mac packte ein paar Schnitten zusammen und nahm sich einen Tonbecher mit Tee.
»Ich brauche etwas Bewegung, Hans. Das war eben nicht ganz einfach.«
»Wem sagst du das? Ich setze mich ins Auto. Halbe Stunde, dann weiter, oder?«
»Stunde.«
»Wie du willst.«
»Mann, Hans, du brauchst auch eine Pause. Und nimm dir ein Bier.«
Mac wanderte zu der Staumauer, die sich mit ihren zwei Rundtürmen über den Stausee spannte. Die Wolken hatten sich jetzt aufgelockert, und ein Sonnenstrahl ließ das Wasser aufblitzen. Die waldigen Höhen hatten schon ihr Herbstlaubkleid angelegt, es leuchtete gelb und golden zwischen dem dunklen Grün der Nadelbäume. Die Anspannung fiel langsam von ihm ab, während er das Brot verzehrte und seinen lauwarmen Tee austrank. Immer mehr Fahrzeuge trafen auf dem Platz ein, darunter auch der große Horch von Oberst von Braunlage. Einige Fahrer taten es Mac gleich, holten sich Verpflegung und wanderten um den Platz herum. Er lehnte sich an die Mauer und schloss einen Moment die Augen, um dem leisen Rauschen des Windes zuzuhören.
Und auf das Brummen eines Flugzeugmotors zu lauschen.
Aber Emmalou schien noch immer nicht aufgebrochen zu sein. Wie dumm von ihr – hier oben hätte sie über einige bemerkenswerte Leistungen berichten können. Aber vielleicht gab es keine gute Landemöglichkeit. Es war ein bergiges Waldgebiet, in dem sie sich befanden. Eine Schnapsidee, das mit der Berichterstattung aus der Luft. Warum machte sie das nur. Man hätte es ihr ausreden müssen …
»Mac!«
Er schrak zusammen. Hans stand neben ihm.
»Was ist?«
»Unsere Pistolen-Lady ist eingetroffen und schleicht dem Oberst hinterher.«
»Mist. Wo sind sie?«
»Der Braunlage ist zu dem Lärchengehölz gegangen. Vermutlich muss
Weitere Kostenlose Bücher