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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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mir selbst. Ich weiß gar nichts mehr.«
    Frau Heinemann hatte schweigend zugehört.
    »Ein hohes Ziel haben Sie sich gesteckt. Eines, das man leicht sabotieren kann, wenn man Sie kennt.«
    »Aber warum, Frau Heinemann? Ich habe doch niemandem etwas getan!«
    »Sie haben Geraldine den Geliebten genommen.«
    »Es ist acht Jahre her …«
    »Rache genießen manche Menschen gerne kalt. Umso grausamer fällt sie aus. Ich glaube nicht, dass es Zufall war, dass Sie den Brief heute fanden.«
    Wieder packte mich das Entsetzen. Hatte ich mich in Geraldine so sehr getäuscht? War all das andere auch geplant gewesen? Die Fotos, der nicht veröffentlichte Artikel, die kühle Behandlung in der Redaktion?
    »Weitere Zufälle, Emmalou?«
    Ich nickte. Und erzählte ihr davon.
    »Eine geschickte Art, eine Konkurrentin loszuwerden, nicht wahr? Ihnen einen Auftrag zu geben, an dem Sie scheitern mussten. Und der Sie vermutlich auch sehr viel Geld kostet.«
    »Ihr Vater ist Feuilletonist beim Bunten Blatt . Es ist möglich …«
    »Ja, es ist sehr einfach möglich. Und mitten im Scheitern hat Geraldine Sie nun verlassen, richtig? Und Ihnen den Abschiedsbrief Ihres Verlobten zurückgelassen, der ihn als Vaterlandsverräter zeigt.«
    »Er hasste den Krieg.«
    »Und er hasste die Bindung an seine Schwester. Eine widernatürliche Bindung, Emmalou. Er wollte sich davon befreien und suchte Distanz zu ihr in der Uniform.«
    »Es ist so unvorstellbar.«
    »Nein, das ist es nicht. Menschen versuchen zu fliehen, doch Gefühlen kann man nicht entkommen. Sie heften sich wie Schatten an einen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    »Verzeihen Sie, Frau Heinemann, aber – wer sind Sie?«
    »Eine alte Frau, die sich ihren Schatten stellen will. Vor langer Zeit habe ich auch die Flucht angetreten, und erst jetzt habe ich den Mut gefunden, der Vergangenheit ins Auge zu sehen. Mein Mann war Amerikaner, und vor mehr als vierzig Jahren war ich ein dummes Ding, das glaubte, der Atlantik wäre groß genug, um alles hinter mir zu lassen. Ich wäre auch gescheitert, ein junges Mädchen, das alleine in New York vom Schiff stolperte. Ich habe Glück gehabt, dass ich Harry traf, Harry, der schon in der zweiten Generation in Amerika lebte. Aber das ist eine andere Geschichte. Die Ihre ist jetzt wichtiger.«
    »Meine Geschichte ist so gut wie zu Ende.«
    »Aber gewiss nicht. Sie liegt in Trümmern, zweifelsohne, aber manchmal hilft es, die Scherben zusammenzukehren und zu schauen, was sich in der Vase befunden hat. Haben Sie Freunde?«
    »Ich weiß nicht. Weiß ich nicht mehr.«
    »Sie haben gestern den Hoteldirektor gerufen. Kennen Sie Herrn Metz?«
    »Er war ein Freund meines Vaters.«
    »Und würde Ihnen jederzeit helfen, vermute ich mal. Noch andere Familienangehörige?«
    »Meine Schwester Annalisa und ihr Mann. Sie führen jetzt das Hotel.«
    »Und würden Sie jederzeit bei sich aufnehmen.«
    »Ja, aber dann wäre ich wieder da, wo alles begonnen hat.«
    »Und wo Sie so viel verloren haben. Aber Gefühlen entflieht man nicht.«
    Ein Schauder durchfuhr mich.
    Einst war ich so glücklich dort. Mit Beau und Chester, MacAlan, mit Hans und Will, meinen Eltern und meiner Schwester.
    »Die Vergangenheit hat mich eingeholt«, wisperte ich. »Mein Gott, sie hat mich eingeholt.«
    »In welcher Form?«
    »Alte Freunde. Die Brüder Fitzgerald – sie nehmen an der Rallye teil. Und Hans. Er war unser Majordomus. Und Will … Frau Heinemann, ich muss Ihnen etwas erzählen, das nie, nie diesen Raum verlassen darf. Versprechen Sie mir das?«
    »Hoch und heilig, wenn es sein muss. Aber sind Sie sicher, dass Sie es mir anvertrauen dürfen?«
    »Ich muss es jemandem erzählen.«
    »Dann raus damit.«
    Ich erzählte von Will und Alasdair MacAlan. Und wieder flossen mir die Tränen über die Wangen. Doch diesmal war es reiner Schmerz, Trauer um eine junge Liebe, die das Schicksal nicht wollte.
    »Kind, was für eine schreckliche Geschichte. Und alles das haben Sie in den letzten beiden Tagen erfahren? Kein Wunder, dass Sie bis in die Grundfesten erschüttert sind.«
    »Verluste, Tod, Verrat.«
    »Nicht nur, Emmalou. Auch eine Chance. Und die Erinnerung an eine Liebe. Bewahren Sie sich diese kleine Blume. Die letzten Gedanken Ihres Verlobten galten nicht Ihnen, das ist furchtbar zu erkennen. Aber ein anderer starb in Gedanken an Sie. Und andere, die Sie tot geglaubt haben, Emmalou, leben.«
    »Ja. Ja, das ist wahr.«
    »Aus den Scherben ist doch etwas hervorgekommen,

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