Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
und voller Fische.
»Das ist eine Spezialtasche«, erklärte Gruja. »Sie hat doppelte Wände, zwischen denen Eis steckt. Deshalb bleiben die Speisen kalt und verderben selbst über einen langen Zeitraum nicht.« Sie verstummte, sah die Fische an und fragte Trix schließlich: »Glaubst du, dein Bekannter, der sich mit Küchenmechanik beschäftigt, fände Gefallen an einer solchen Tasche?«
»Bestimmt«, antwortete Trix.
Gruja strahlte. Dann nahm sie die Tasche und ging zum See. Am Ufer gab es kleine Steinstege, die etwa zehn Schritt ins Wasser ragten. Sie stellte sich in stolzer Position auf und streckte eine Hand vor, in der sie einen Fisch am Schwanz gepackt hielt.
Allen anderen stockte der Atem.
»Komm her, oh gütige, weise Zauberin!«, rief Gruja. »Komm, wir rufen dich!«
Zunächst geschah gar nichts.
Doch dann schimmerte in der Tiefe des Wassers ein bläulich-grünes Licht auf. Die Gnominnen stießen verzückte Schreie aus, eine klatschte sogar Beifall.
Das Licht stieg weiter und weiter auf und kam immer näher. Irgendwann zeichneten sich die Konturen eines geschmeidigen Körpers ab. Mit einem gewaltigen Platschen schoss die Nixe aus dem Wasser, beschrieb in der Luft einen vollendeten Bogen, schnappte dabei im Flug mit den Zähnen nach dem Fisch in Grujas Hand und tauchte wieder in die Tiefe.
Diesmal applaudierten alle Gnominnen.
Während Gruja einen weiteren Fisch herausholte, zog die Nixe unter Wasser ihre Bahn. Als sie wieder auftauchte, war von dem Fisch nicht das Geringste übrig.
Mit einem Sprung packte sie sich den nächsten.
Dann wieder ein Sprung und wieder ein Fang!
Das Ganze wiederholte sich noch drei oder vier Mal, bis Grujas Hände leer blieben. Nach ein paar vergeblichen Versuchen drehte die Nixe ab, schwamm vom Ufer weg, machte dann aber eine erneute Kehre – und krabbelte auf einen Stein, der einige Schritte vom Ufer entfernt aus dem Wasser ragte. Dort setzte sie sich in anmutiger Pose hin, den Kopf leicht geneigt und die Hände auf dem Stein, während der funkelnde Schwanz apart ins Wasser baumelte. Sie verströmte ein angenehmes aquamarines Licht, fast als glitzere eine grün angelaufene Bronzestatue in der Sonne.
»Das ist das traditionelle Zeichen, dass die Nixe bereit ist, mit uns zu sprechen«, flüsterte eine der Gnominnen.
»Oh liebes Nixlein!«, rief Gruja. »Wir sind zu dir gekommen, damit du uns an deiner Weisheit teilhaben lässt!«
Die Nixe wandte Gruja den blondhaarigen Kopf zu und lächelte. Dieses Lächeln war so angenehm, so weich – nur die Schuppen, die noch zwischen den Zähnen steckten, nahmen sich etwas unschön aus.
»Was wollt ihr, liebe Zwerglein?«, fragte sie zärtlich. »Soll ich euch etwas zaubern? Oder wollt ihr die Kunst der Zauberei erlernen?«
»Wir haben dir unsere Freunde mitgebracht, liebe Nixe!«, rief Gruja. »Könntest du ihnen das Zaubern beibringen? Wir würden dir auch mit vielen schönen Schmuckstücken danken. Und mit frischen Fischen.«
»Die Fische nehme ich gern«, erwiderte die Nixe. »Und ich bringe euren Freunden mit Vergnügen die Zauberei bei, kleine Gnominnen. Soll ich gleich anfangen?«
Gruja drehte sich zu den dreien um. Trix nickte.
»Ja«, gab Gruja die Antwort an die Nixe weiter. »Unsere drei Freunde sind von der Tagesoberfläche. Ein Kluger, ein Höflicher und Eine, die ein weißes Kleid trägt … jedenfalls zeitweise.«
Der Blick der Nixe huschte über die drei hinweg.
»Setzt euch, Gäste von oben«, bat sie. »Du, Trix, du, Tiana, und du, Hallenberry, genannt Klaro.«
»Hast du Töne!«, hauchte Trix. »Ein einfacher Wahrheitszauber …« Dann wandte er sich mit lauterer Stimme an die Nixe: »Und wohin sollen wir uns setzen?«
»Auf diese wunderschönen Korbstühle natürlich.«
Trix drehte sich noch gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie aus der Luft drei Stühle auftauchten, die aus Weinreben geflochten waren. Der Anblick verschlug ihm die Sprache. Selbstverständlich vermochte jeder Zauberer einen Gegenstand zu schaffen – wer hätte das besser wissen sollen als Trix? Aber dafür brauchte er zum einen Ausgangsmaterial, zum anderen ausgefallenere Sätze als: »Vor mir erscheint ein schöner …!« Die waren doch längst bis auf den letzten Buchstaben abgenutzt!
Trotzdem setzte er sich erst mal und tat so, als ob das Auftauchen der Sitzgelegenheiten für ihn nichts Besonderes sei.
»Ihr wollt also zaubern lernen?«, fragte die Nixe.
»Ja!«, antwortete Trix. »Das heißt, ich kann es schon. Ein
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