Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
Menschen!«
»Guck mal, was ich für einen Pickel habe! Den hab ich selbst gemacht, in der Stunde für Werkzeugherstellung. Diesen Unterricht mag ich, denn in Erzkunde machen wir nie solche Pickel!«
»Könnt ihr zaubern? Wir können das nicht, aber wir wollen es lernen. Die Menschen können es, und wenn ihr Menschen seid, dann braucht ihr es nicht zu lernen, oder?«
»Ihr seid gute Beobachter!«, sagte Tiana. »Und sehr klug.«
Trix konnte ihr nur zustimmen: Diese Gnomenkinder waren in der Tat ernster, als in dem Alter zu erwarten. Trotzdem irritierte ihn etwas. Es war, als trage ein Schüler alles richtig und exakt vor, aber am Ende blieb ein schaler Eindruck zurück.
Doch der Zwergenlehrer teilte den Kindern bereits mit, dass die Pause vorbei sei, und führte sie wieder zum Unterricht. Unter Grujas Führung setzten die drei die Erkundung der Stadt fort.
Bis zum Abend sahen sie noch: die unterirdischen Plantagen zur Aufzucht von Springmäusen; die Werkstätten, in denen die Edelsteine geschliffen und Schmuck aus ihnen hergestellt wurde; die Handwerksbetriebe, in denen allerlei interessante Dinge angefertigt wurden (nur in die Zechen zur Golemherstellung durften sie nicht hinein); Rohre, durch die aus unterirdischen Tiefen ein stinkendes Gas zur Beleuchtung der Straßen in die Gnomenstadt hochgeleitet wurde; das Denkmal für den Zwerg, der den Pickel erfunden hatte; und noch viel, viel mehr, einiges davon komisch, anderes merkwürdig, das meiste jedoch ganz alltäglich. Eben alles genau wie bei den Menschen.
Je näher der Abend heranrückte, desto mehr Gnome liefen durch die Straßen. Nach der Arbeit eilten sie nach Hause, um sich umzuziehen und dann fröhlich durch die Stadt zu flanieren. Überall wurden Fässer mit Bier angestochen (Trix probierte es aus Höflichkeit und Neugier, aber das Zwergenbier schmeckte ihm überhaupt nicht), auf den Tischen standen kleine Happen und Süßigkeiten. Musik spielte, Paare tanzten, alle lachten sich an. Trix, Tiana und Klaro waren überall gern gesehene Gäste und wurden mit Komplimenten überhäuft, man wünschte ihnen Glück und klopfte ihnen auf die Schulter (jedenfalls die Gnome, die an diese Körperstelle heranreichten). Kurz und gut, der Abend war so herrlich, dass er bei Trix auch ohne jedes Bier Schwindelgefühle hervorrief – vor allem als Tiana und er unter dem aufmunternden Geklatsche der Zwerge auf einem der Plätze tanzten.
Nur eins setzte Trix zu: das unangenehme Gefühl, einen wichtigen Gedanken gehabt, diesen jedoch nicht zu Ende gedacht zu haben.
Dabei sollten sie schon morgen aufbrechen, um die Nixe zu treffen!
Trix zieht in den Kampf
1. Kapitel
Schwer und gefährlich ist es, ohne Gnom als Führer durch ein unterirdisches Labyrinth zu ziehen. Ein breiter, bequemer Gang kann unversehens vor einer blinden Mauer oder einem bodenlosen Abgrund enden, während der richtige Weg auf den ersten Blick Furcht einflößt und unpassierbar scheint. Unterirdische Flüsse drohen überzutreten, in Steinblasen versteckt sich explosives Gas, und giftige, augenlose Tiere können in der Dunkelheit lauern. Überwältigt dich erst der Kleinmut, fragst du dich ständig, ob du je wieder an die Tagesoberfläche kommst.
Mit einem Zwerg an deiner Seite brauchst du jedoch nichts zu fürchten. Zumindest behauptete das Gruja, die Trix, Tiana und Klaro mit ihren Gefährtinnen begleitete.
»Wir riechen Gas aus einer Entfernung von tausend Schritt«, prahlte sie. »Und hören aus zweihundert Schritt, ob Wasser hinter einer Felswand rauscht. Jede Giftotter bemerken wir und sei es noch so dunkel. Außerdem besitzen wir einen legendären Orientierungssinn, wir können uns gar nicht verlaufen. Und schließlich verfügen wir über gute Karten, zusätzlich hinterlassen wir an jeder Weggabelung einen Pfeil aus funkelnder Farbe!«
Sie waren am frühen Morgen aufgebrochen. Bis zum Mittag liefen sie durch beleuchtete Stollen, wobei sie immer wieder andere Gnome trafen. Dann aßen sie etwas kaltes Rostbeef und tranken den grünen Kaffee. Danach ging der Weg weiter durch Orte, die wilder und verlassener aussahen.
»Wir könnten auch einen breiten Durchgang zum Nixensee brechen«, sagte Gruja. »Aber die Seejungfrauen mögen keinen Lärm und haben uns gebeten, alles so zu lassen, wie es ist. Macht euch keine Gedanken, der Weg ist nicht schwer.«
Er war aber auch nicht gerade leicht. Wiederholt mussten sie über einen steinernen Sims an einem Abgrund entlangbalancieren, an dessen Boden
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